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Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Titel: Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)
Autoren: Irene Zimmermann
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Idee?«
    Das ist – streng genommen – zwar keine Idee, sondern ein besserer Rausschmiss, aber Moni bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »I wollt sowieso it lang bleibe«, behauptet sie. »Und jetzt han i au no so viel gesse. Um Himmels wille, hoffentlich han i it zugenomme. Renate, wenn des so weitergoht, komm i in mei Sechsundreißiger-Sach scho gar nimmer nei.« Sie lacht. »Was moinsch, wenn des so weitergoht, land i irgendwann no bei vierzge.«
    »Vierzig«, wiederholt Renate sehnsüchtig. »Ach Gott, ja, vierzig.«
    Sie sitzt da in ihrem garantiert sündhaft teuren Strickkostüm, das an einem schlanken Wesen wie Moni fantastisch aussehen würde. Renate wirkt darin aber eher wie ein gemästetes Marzipanschweinchen. Zumindest empfinde ich das so, und ein bisschen schäme ich mich dafür.
    »Wir sind eben starke Frauen«, werfe ich ein. Etwas Besseres fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Ihr jetzt mit Rubens zu kommen, der es bekanntlich ja sehr füllig liebte, passt irgendwie nicht so richtig und würde Renate bestimmt nicht trösten. »Außerdem gibt es auch für starke Frauen tolle ...«
    »Aber du doch it!«, fällt mir Moni ins Wort und mustert mich schon wieder eingehend. »Du trägsch doch maximal ...«
    Ich habe nicht die geringste Lust, mit ihr über meine Kleidergröße zu diskutieren, wer weiß, womöglich taucht Rudolf gerade dann wieder auf, wenn sie sich über unsere sehr unterschiedlichen Körbchengrößen auslässt. Und wer weiß? Vielleicht interessiert ihn dieses Thema doch mehr, als ich bisher angenommen habe. »Also tschüss mal, Moni«, sage ich rasch. »War nett, dich zu treffen.«
    »Abr des isch etzt scho schad, mir kenntet uns no so nett unterhalte. Doro, i muss dir so viel verzähle. Du tätsch vielleicht staune, was do alles los war in de letschte Johr. Mir zwoi müsset uns oifach zammesetze. Moinsch it?«
    Ich versichere, dass mir das ebenfalls ein echtes Herzensbedürfnis sei, aber leider, leider würde es jetzt gerade nicht so passen. »Ich ruf dich einfach an«, schlage ich vor. Ob ich es dann wirklich mache, kann ich mir immer noch offenlassen. Aber vielleicht wäre ein Treffen mit Moni doch nicht so schlecht? Denn ich würde schon gern wissen, was bei ihr so läuft. Wie lange ging das eigentlich mit Uli? Oder sind die beiden womöglich immer noch zusammen? Oder vielleicht schon wieder? Denn bei Moni – so viel ist mir inzwischen klar – muss man immer noch mit allem rechnen.
    Renate scheint zu ahnen, dass mich etwas bewegt, denn sie reicht mir ein Schnapsglas und gießt großzügig ein. »Nab damit«, meint sie und kramt dann nach Stift und Papier, damit Moni mir ihre Telefonnummer aufschreiben kann.
    »I bin abr au bled! Du brauchsch se doch gar it aufschreibe, i han se doch und kann se dr Doro gebe«, fällt meiner Schwägerin schließlich ein, weil Moni Minuten später immer noch dasitzt und überlegt.
    Die Bodendielen über uns knarren, dann höre ich Schritte auf der Treppe und weiß: Die Zeit wird knapp. Zwar bilde ich mir ein, Rudolf gezähmt zu haben (ich hoffe es wenigstens), aber als ehemaliger Womanizer wird er sich das hier nicht entgehen lassen. Da mache ich mir nichts vor.
    »Momentle«, murmelt Moni, schreibt aber immerhin ein paar Zahlen auf den Zettel. »Renate, etzt mach du bloß koi Hektik. Besser, i schreib der Doro mei Handynummer auf, dann erroicht sie mi au ganz beschtimmt. Aber ihr müsset scho entschuldige, wenn’s länger goht. Bei dr Handynummer muss i immer a bitzle überlega.«
    Lautes Poltern im Gang führt dazu, dass das Miststück mit einem entschuldigenden Lächeln aufgibt und das Papier zerreißt. »So ka i mi it konzentriere!«, verkündet sie. »Kommt dein Rudolf eigentlich no amol runter?«
    »Moni, wir hatten eine lange Fahrt, wir sind seit heute Morgen halb vier unterwegs, und ich denke, Rudolf ist jetzt auch müde ...«
    »Von wegen!«, tönt es von der Tür. »Ich hab mich noch nie so fit gefühlt wie jetzt! Die frische Luft hier scheint etwas ungeheuer Belebendes zu haben.«
    Mein Herzallerliebster lehnt breit grinsend am Türrahmen; er hat sich umgezogen, trägt eine blütenweiße Jeans und sein bestes Hemd, hat sich mit Aftershave eingenebelt, und alle Müdigkeit scheint wie weggeblasen zu sein. Ein Bild von einem Mann!, stelle ich fest. Allerdings bin ich mit dieser Erkenntnis leider nicht allein.
    »Des isch etzt aber fei ganz arg nett!«, ruft Moni mit erneut heftigem Augenaufschlag. »Wie
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