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Second Face

Second Face

Titel: Second Face
Autoren: Carolin Philipps
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das so schnell wie möglich.

3
    Noch ist nichts entschieden, und Anne lässt in den nächsten Tagen keine Gelegenheit aus, um den Eltern den Pferdehof auszureden. Marie ist immerhin bereit, mit den Eltern eine Besichtigungsfahrt nach Ummanz zu machen, was Anne von vornherein ablehnt.
    »Ich will jede Sekunde, die ich noch habe, mit meinen Freunden verbringen«, erklärt sie den Eltern und ist tatsächlich nur noch zu den Mahlzeiten und zum Schlafen zu Hause.
    »Mein Gott, du tust, als würdest du ins Gefängnis kommen und müsstest jeden Tag in Freiheit noch genießen«, sagt der Vater genervt.
    Aber genauso sieht Anne das auch. Ummanz – das grüne Gefängnis.
    »Gibt es da Internet?« Anders als Anne trifft Marie sich mit ihren Freunden meistens über ihren Computer. Facebook, SchülerVZ, Marie ist täglich stundenlang im Netz unterwegs, schickt Fotos, tauscht Hausaufgaben und Probleme aus.
    »Na, hör mal! Natürlich werden wir dort Internetverbindung haben. Auch wenn deine Schwester glaubt, Ummanz läge am Ende der Welt«, sagt der Vater. »Wenn wir einen Reiterhof erfolgreich führen wollen, müssen wir erreichbar sein. Heutzutage buchen die Leute übers Internet. Du wirst sehen, es macht keinen Unterschied, ob du in Hamburg oder auf Ummanz sitzt.«
    »Trotzdem wollen wir nicht dahin!« Anne sieht die Schwester böse an und zieht sie am Arm aus dem Zimmer. »Sag mal, spinnst du jetzt total oder was? Ich dachte, wir sind uns einig! Ich jedenfalls gehe auf gar keinen Fall auf diese Insel!«
    Marie schweigt. Um der Schwester nicht in den Rücken zu fallen, verzichtet sie sogar auf die Besichtigungsfahrt nach Ummanz – zur großen Enttäuschung der Eltern. Kaum ist das Auto um die Ecke gefahren, verabschiedet sich Anne.
    »Bin übers Handy zu erreichen. Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme.« Marie verkneift sich die Frage, wohin sie will. Sie ist froh, dass Valerie Zeit hat und vorbeikommt. Die Freundin ist genauso computerverrückt, und so verbringen beide den Rest des Tages fröhlich kichernd in Maries Zimmer.
    Als Valerie geht, ist Anne immer noch nicht zurück. Und sie kommt auch die ganze Nacht nicht. Gegen drei Uhr ruft Marie sie auf dem Handy an. Es ist abgeschaltet. Sie sitzt im Wohnzimmer und wartet, schläft immer wieder ein, schreckt hoch, als der Schlüssel in der Haustür umgedreht wird.
    Anne steht vor ihr. Sie sieht müde aus.
    Marie ist wütend. »Warum tust du das? Ich hab mir Sorgen gemacht! Warum schaltest du dein Handy ab? Wo warst du die ganze Zeit?«
    »Bei Kai … Wir waren bei ihm …« Anne breitet die Arme aus, so als wollte sie die ganze Welt umarmen.
    Marie starrt sie ungläubig an. »Du warst bei Kai?«
    »Ja, in seinem Bett, wenn du es genau wissen willst. Und es war …«
    »Das glaub ich jetzt nicht. Du hast mit ihm geschlafen? Bist du verrückt?! Genau das wollte er doch die ganze Zeit! Hat er dich dazu gezwungen?«
    Anne lächelt. »Natürlich nicht. Ich wollte es doch auch. Wir lieben uns eben.«
    Marie versucht, nicht an Paula zu denken und an das Gerede von Kais Liste mit den flachgelegten Mädchen. Sie wünscht von ganzem Herzen, dass Anne recht hat und Kai sie wirklich liebt.
    Sie schlafen beide lange in den Tag hinein. Doch kaum ist Anne aufgewacht, ruft sie bei Kai an, erreicht aber nur die Mobilbox. »Wann treffen wir uns heute Abend? Ruf mich bitte an!« Marie beobachtet ihre Schwester, die wie ein Tiger im Käfig im Wohnzimmer auf und ab läuft, mit wachsender Sorge.
    Aber es kommt kein Anruf. Anne schaut ständig auf ihr Handy, schüttelt es, prüft den Akku. »Warum meldet er sich nicht?«
    »Der schläft bestimmt noch! Wir sind doch auch gerade erst aufgestanden«, versucht Marie die Schwester zu beruhigen, obwohl sie selber alles andere als ruhig ist. Am frühen Abend erhält Marie eine SMS von Paula: »Schau mal bei facebook nach. Hinter annes namen ist ein häkchen. Shit!«
    Mit zittrigen Fingern loggt sich Marie ein und wirklich: Kai hat offenbar nicht geschlafen, sondern seinen Triumph über Facebook in die Welt geschickt.
    »Mal herhören, Leute! Hab die Wette gewonnen!«, schreibt er. Die Liste, die er anfügt, enthält zum Glück nur die Vornamen der Mädchen. An letzter Stelle mit dem Datum von heute Nacht steht »Anne, erledigt«.
    »Ich fahre noch zu ihm!« Marie dreht sich erschrocken um, als Anne plötzlich in der Tür steht. »Er hat versprochen, sich zu melden. Vielleicht ist ihm was passiert.«
    »Warte, ich komme mit.« Marie springt auf und
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