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Second Face

Second Face

Titel: Second Face
Autoren: Carolin Philipps
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Besonderes!«
    »So besonders, dass du mit ihm …?«
    »In die Kiste? … Ich weiß nicht … Vielleicht …«
    »Tu’s nicht, Anne. Du kennst ihn doch gar nicht! Paula sagt …«
    »Paula ist nur eifersüchtig, so wie du.«
    Valerie und Paula sind entsetzt, als Marie ihnen von dem Gespräch erzählt: »Die wird die Nächste auf Kais Liste sein, glaub mir!«, sagt Paula. »Ich hab auch gedacht, es ist die große Liebe. Zwei Wochen später hatte er die Nächste im Arm.«
    »Aber er ist immer so nett und …«
    »Der Typ hat zwei Gesichter. Das eine ist höflich und nett. Meine Mutter war schwer begeistert von ihm. Und dann sein zweites Gesicht. Das kommt, wenn du alles getan hast, damit er bei dir bleibt. Das Gesicht ist zum Fürchten kalt, eiskalt.«
    Marie wird ganz schlecht bei dem Gedanken, dass ihrer Schwester das Gleiche passieren könnte. Als sie Kai das nächste Mal begegnet, nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen. Sie hat sich vorher genau zurechtgelegt, was sie sagen will. Aberdann bricht es einfach nur aus ihr heraus: »Wenn du meiner Schwester was tust, dann …«
    Kai unterbricht sie lachend: »Was dann, du kleines Sprachgenie? Willst du mich mit deinem Englischbuch erschlagen? Keine Sorge. Ich tue nichts, was sie nicht auch will.«

2
    Während Marie sich von Tag zu Tag mehr um ihre Schwester sorgt, deren Leben sich nur noch um ihren Kai dreht, haben die Eltern ihre eigenen Pläne für die Familie. An einem Freitagabend ein paar Wochen vor den Sommerferien erscheint der Vater strahlend vor Freude im Esszimmer, um seiner Familie, die friedlich am Abendbrottisch sitzt, zu verkünden: »Der Bauernhof auf Ummanz steht zum Verkauf! Und wir sind ganz oben auf der Liste der Interessenten!«
    Während die Mutter ihm mit einem entzückten Schrei um den Hals fällt und die Eltern dann einen wilden Freudentanz durchs Wohnzimmer aufführen, sehen sich die Zwillinge nur verwirrt an. Haben sie irgendetwas verpasst?
    Endlich setzen sich die Eltern wieder an den Tisch.
    »So ein Glück aber auch!«, sagt die Mutter. »Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt!«
    »Wir fahren am Wochenende alle zusammen hin und schauen uns an, was renoviert werden muss, damit wir wissen, wie viel Geld wir zusätzlich hineinstecken müssen. Und dann könnten wir im Juli umziehen.« Der Vater sieht die Zwillinge erwartungsvoll an, während die Mutter eine Sektflasche entkorkt.
    Aber Anne und Marie sind alles andere als begeistert. Sie haben immer noch keine Ahnung, wovon die Eltern eigentlich sprechen.
    »Einziehen? Wo denn? Was für ein Bauernhaus?« Während Marie wie immer in solchen Fällen erst mal das Chaos in ihrem Kopf sortiert, bevor sie den Mund aufmacht, ertränkt Anne ihre Eltern in Fragen.
    »Ja habt ihr das denn vergessen?«, fragt der Vater etwas verwirrt.« Wir waren doch vor einem halben Jahr dort, auf Rügen. Erinnert ihr euch nicht: Ummanz, die kleine Insel im Westen, die mit Rügen durch die Holzbrücke verbunden ist? Dieser alte Reiterhof, der verkauft werden sollte.«
    »Ihr wart doch auch so begeistert«, ergänzt die Mutter. »Anne hat selber gesagt, dass es ein Traum wäre. Wir auf dem Hof, jeder hat sein eigenes Pferd. Daran müsst ihr euch doch erinnern.«
    Sie erinnern sich tatsächlich.
    »Aber das war doch ein Spiel!«, sagt Anne und blickt ihre Schwester fragend an.
    »Es war doch nur ein Spiel«, sagt auch Marie.
    Wenn sie in den Ferien durch die Straßen im Urlaubsort spazieren, stellen sie sich immer vor, wie es wäre, dauerhaft da zu wohnen, wo die Sonne scheint und der Strand direkt hinter dem Gartenzaun beginnt. Manchmal haben sie sogar ein zum Verkauf stehendes Haus besichtigt und sich gemeinsam überlegt, wie sie die Zimmer einrichten könnten, wenn das Haus ihnen gehören würde.
    Anne und Marie wollten immer ein eigenes Pferd im eigenen Stall haben. Irgendwann und irgendwo. Das war ihr großer Traum, seit sie vor sechs Jahren das erste Mal auf einem Pferderücken gesessen haben. Aber inzwischen ist die Zeit über diesen Traum hinweggegangen. Anne geht lieber zum Tanzen oder zum Shoppen in die Innenstadt als in den Pferdestall, und auch Marie kann sich inzwischen Schöneres vorstellen, als ihre Freizeit nur mit dem Striegeln von Pferderücken zu verbringen.
    Sie kennen die Insel Rügen aus vielen Familienurlauben, haben so manche Woche alleine auf einem der vielen Reiterhöfe verbracht und natürlich auch dort das Spiel gespielt: Was wäre, wenn wir hier leben würden? Aber nie haben Anneund Marie
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