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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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Brocken, die es verdienen, Planetoid genannt zu werden; er war ziemlich rund, runder als die meisten Planeten, und sein Kern bestand aus besonders dichtem Material, was ihm zusammen mit seiner starken Zentrifugalkraft eine Schwere von 0,7 g verlieh. Daran mußte man sich erst gewöhnen, und die Leute neigten dazu, alles schneller zu machen und sich großartig zu fühlen, aber da es sich um eine Ferienwelt in Staatsbesitz handelte, war das nur gut.
    Die Umlaufbahn war relativ stabil, viel mehr kreisförmig als elliptisch, wenngleich Tag und Nacht schwer auszuhalten waren; zweiunddreißigmal Sonnenauf- und -Untergang in fünfundzwanzig Weltrats-Standardstunden riefen Störungen im inneren Uhrwerk der Menschen hervor.
    Die Unbehaglichkeit wurde teilweise ausgeglichen durch die Tatsache, daß die Hälfte des gesamten Planetoiden von einer riesigen Glocke aus sehr dünnem und leichtem Kunststoff eingehüllt war; die Glocke war ein guter Lichtreflektor und trübte den Blick, so daß es lediglich dunkler, dann heller und wieder dunkler zu werden schien, ganz ähnlich wie auf viel schöneren und natürlicheren Welten an einem teilweise bewölkten Tag. Die Leuchtwirkung erzeugte dünnes – weniger als einen Millimeter dickes – Gazematerial in halbflüssiger Form zwischen den beiden Schichten der Glocke. Alle kleinen Löcher wurden sofort abgedichtet. Selbst ein großes konnte notfalls lange genug geschlossen werden, um Sicherheitskuppeln um die Bevölkerungszentren im Inneren entstehen zu lassen. Komprimierte Luft, ergänzt durch die überall gepflanzte üppige Vegetation, hielt die Umwelt stabil.
    Theoretisch war das ein Ort für Parteiführer auf Neuer Ausblick, um sich für eine Weile den Belastungen zu entziehen. Tatsächlich wußten von der Existenz der Ferienwelt nur wenige Leute. Diese waren alle Antor Trelig tief verbunden, der schließlich Parteivorsitzender war. Da der Asteroid durch Computer-Kampfsysteme sowohl auf nahen natürlichen Kleinasteroiden als auch in Spezialschiffen geschützt war, konnte niemand näher als auf ein Lichtjahr heran, ohne zerfetzt zu werden, es sei denn, Antor Trelig oder seine Leute hatten den Besuch gebilligt.
    Auch politisch war der Planetoid unangreifbar; es hätte einer Mehrheitsentscheidung des Rates bedurft, gegen Treligs diplomatische Immunität und Souveränität dort einzudringen, und Trelig kontrollierte den größten Stimmenblock im Rat.
    Als man Nikki Zinder nach Neu-Pompeii brachte, achtete sie kaum auf ihre Umgebung. Alles, woran sie denken konnte, waren Ben und sein Versprechen, er werde sie holen. Man brachte sie in einem behaglichen Zimmer unter; stille, gesichtslose menschliche Diener brachten Nahrung und räumten das Geschirr ab. Sie lag fast den ganzen Tag herum, preßte Kissen an sich und bildete sich ein, er sei bei ihr. Sie benützte gefundene Bleistifte und Papier dazu, zahllose Bilder von ihm zu zeichnen, die alle nicht sehr gelungen waren und ihn als engelhaften Supermann zeigten. Sie beschloß, für ihn abzunehmen, um ihn zu überraschen, aber seine Abwesenheit zusammen mit der immensen Vielfalt natürlicher Nahrung, die sie angeboten bekam, führte gerade zum Gegenteil. Jedesmal, wenn sie an ihn dachte, aß sie, und sie dachte unaufhörlich an ihn. Schon vorher übergewichtig, hatte sie nach Ablauf von sechs Wochen fast achtzehn Kilogramm zugenommen. Sie bemerkte es eigentlich nicht.
    Zu verschiedenen Zeiten machte man Aufnahmen von ihr und ließ sie sogar etwas in einen Rekorder sprechen. Es machte ihr nichts aus. Es war ihr nicht wichtig.
    Die Zeit war bedeutungslos für sie; jede Minute war schrecklich und endlos, solange er nicht da war. Sie schrieb kindliche Liebesgedichte an ihn und unendlich lange Briefe, die man ihm zuzustellen versprach.
    Es dauerte acht Wochen, bis Gil Zinder alle zur Einstellung des Projekts erforderlichen Prozeduren abgeschlossen hatte und sich auf den Umzug vorbereitete. Yulins Rolle bei den ganzen Ereignissen war ihm noch immer unbekannt, aber er wurde etwas argwöhnisch, als der jüngere Mann sich mit solchem Übereifer erbot, am neuen Projekt Treligs mitzuarbeiten. Was Trelig anging, so überzeugte er Zinder davon, daß seine Tochter wenigstens noch lebte, indem er verschlüsselte Botschaften und Fingerabdruck- und Netzhautidentifikation zu den Aufnahmen lieferte. Die Tatsache, daß sie die Texte abgelesen hatte, störte ihren Vater nicht; das sagte ihm, daß sie noch immer normal lesen konnte , und daß Trelig sein Wort
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