Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
technokratischen Kommunismus der äußeren Spirale geflüchtet waren. Aber auf ihre Weise war sie ebenso konformistisch wie Varnetts Heimatwelt, dachte er. Wenn man Varnett in eine caligristische Stadt stellte, würde er verhöhnt, beschimpft, vielleicht sogar gelyncht werden. Er besaß nicht den Bart oder die Kleidung oder den Sex, um in den Lebensstil von Caligristo zu passen.
    Man kann nicht Nonkonformist sein, wenn man nicht die richtige Uniform trägt.
    Er hatte sich oft gefragt, ob etwas ganz tief in der menschlichen Psyche auf Stammesordnung beharrte. Die Menschen hatten Kriege geführt, nicht so sehr, um ihre eigene Lebensweise zu schützen, als um sie anderen aufzuzwingen.
    Deshalb waren so viele Welten wie jene dieser Leute – es hatte Kriege gegeben, um den Glauben zu verbreiten, die Unterdrückten zu bekehren. Das verbot die Konföderation jetzt – aber die vorhandene Konformität von Welt zu Welt war der Status quo, den sie schützte. Die Führer jedes Planeten saßen in einem Rat, mit einem Exekutivarm, der fähig war, jeden Planeten zu zerstören, der auf ›unsichere‹ Wege geriet. Er war besetzt mit eigens ausgebildeten barbarischen Psychopathen. Aber diese Terrorwaffen konnten nicht ohne die Entscheidung einer Mehrheit des Rates eingesetzt werden.
    Das hatte gewirkt. Es gab keine Kriege mehr.
    Man hatte die gesamte Masse der Menschheit gleichgeschaltet.
    Und bei den Markoviern war es genauso gewesen, dachte er. Gewiß, die Größe und manchmal Farbe und Ausführung der Städte waren unterschiedlich, aber nur in geringem Maße.
    Was hatte der junge Varnett gesagt? Vielleicht hätten sie das System bewußt zerstört?
    Skanders Stirn war zerfurcht, als er den Rest seines Druckanzugs ablegte. Solche Überlegungen zeigten hohe Intelligenz und Kreativität an – aber sie waren gefährliche Gedanken für eine Zivilisation wie jene, aus welcher der junge Mann kam. Sie belebten die alten religiösen Vorstellungen wieder, daß nach der Perfektion der wahre Tod eintrat.
    Woher konnte er eine solche Idee haben? Und warum war er nicht gefaßt und aufgehalten worden?
    Skander sah den nackten jungen Leibern nach, als sie durch den Tunnel zu den Duschen und zum Schlafzelt gingen.
    Nur Barbaren dachten so.
    Hatte die Konföderation erraten, was er hier im Sinn hatte? War Varnett nicht der unschuldige Student, für den er gehalten wurde, sondern der Urheber seiner Alpträume?
    Hatte man Verdacht geschöpft?
    Plötzlich war ihm kalt, obwohl die Temperatur sich nicht veränderte.
    Wenn sie das nun alle waren…?
     
     
    Drei Monate vergingen. Skander betrachtete das Bild auf seinem Fernsehschirm, ein elektronisches Mikrogramm des Zellgewebes, das vor einem Monat vom Kernbohrer heraufbefördert worden war.
    Es war dieselbe Struktur wie bei den älteren Entdeckungen – dasselbe zarte Zellgefüge, aber im Inneren unendlich komplexer als jede menschliche oder tierische Zelle – und von immenser Fremdartigkeit.
    Und eine sechseckige Zelle dazu. Er hatte sich oft nach dem Grund dafür gefragt – waren sogar ihre eigenen Zellen sechseckig gewesen? Er bezweifelte es zwar, aber beim Vorrang, den diese Zahl zu genießen schien, wollte er es auch nicht für unmöglich halten.
    Er starrte das Muster unverwandt an. Schließlich streckte er die Hand aus, drehte auf maximale Vergrößerung und setzte die Spezialfilter auf, die er in über neun Jahren auf diesem öden Planeten entwickelt und verfeinert hatte.
    Der Bildschirm wurde plötzlich lebendig. In der Zelle zuckten kleine Fünkchen von einem Punkt zum anderen. Ein kleiner Gewittersturm. Er blickte, fasziniert wie immer, auf das, was nur er je gesehen hatte.
    Die Zelle lebte .
    Aber die Energie war keine elektrische – deshalb hatte man sie nie entdeckt. Er hatte keine Ahnung, was sie war, aber sie verhielt sich wie gewöhnliche elektrische Energie. Sie war nur nicht zu messen, wurde nicht sichtbar, wie Elektrizität es tun sollte.
    Die Entdeckung war ein Zufall gewesen, dachte er, vor drei Jahren. Irgendein unbekümmerter Student hatte mit dem Bildschirm gespielt, um hübsch aussehende Effekte zu erzielen, und ihn so belassen. Skander hatte ihn am nächsten Tag eingeschaltet, ohne etwas Besonderes zu bemerken, und dann das übliche Energieortungs-Programm für einen langweiligen Durchlauf mehr eingegeben.
    Es war nur ein Vorbeihuschen, ein Aufzucken, aber er hatte es gesehen – und monatelang für sich allein gearbeitet, um ein Filtersystem zu entwickeln, das diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher