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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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Häusern von Jean Drei. Seine Geldstapel schmolzen dahin und bei jedem Schein, den er weggeben musste, sah er aus, als würde ihm ein Zahn gezogen.
    „Rück die Knete raus!“, sagte Jean Drei.
    „Dreckiger Geldsack!“, schimpfte Jean Eins. „Das gefällt dir wohl, Leute auszunehmen, die ärmer sind als du!“
    Papa schaffte es endlich aus dem Gefängnis, aber nur, um auf dem Zusatzsteuerfeld zu landen.
    „Jetzt bloß kein Spielverderber sein“, murmelte er und zwang sich zu einem Lächeln. „Schließlich lernt man dabei ja fürs Leben.“
    Was mich betraf, so begann ich an meiner todsicheren Strategie zu zweifeln: Alle hüpften mit einem großen Satz über mein superteures Hotel hinweg, um danach bei Jean Drei zu landen.
    „Eine Fünf“, sagte Jean Eins. „Chausseestraße …“
    „Das ist auch wieder bei mir!“, jubelte Jean Drei, der hinter seinen Geldscheinstapeln fast verschwand.

„Schlossallee“, sagte Papa, der als Nächster mit Würfeln dran war.
    „Bei mir!“, frohlockte ich und rieb mir die Hände. „Da steht mein Hotel! Du solltest besser gleich einen Kredit bei der Bank aufnehmen, denn das wird dich ein Vermögen kosten.“
    Papa sperrte die Augen vor Schreck weit auf, als ihm klar wurde, wieviel Miete er mir gleich bezahlen musste.
    „Das … das gilt nicht“, stammelte er mit einem Hüsteln. „Der eine Würfel ist … ähm … behindert worden.“
    „Was?“, schrie ich empört.
    Die Würfel hatten klipp und klar eine Drei gezeigt! Und Papa musste in die Schlossallee! Aber er hatte die Würfel schon wieder genommen und schüttelte sie mit höchster Konzentration in der geschlossenen Faust.
    „Sie sind in ihrem freien Lauf behindert worden“, behauptete er. „Und dann gilt eindeutig die Regel: Wenn ein Würfel auf der Kippe steht, wird wiederholt.“
    „Niemals!“, schrie ich. „Die Würfel sind nicht behindert worden!“
    Papa wandte sich entrüstet zu den anderen, um sie als Zeugen anzurufen.
    „Ihr habt das doch auch gesehen, oder?“
    „Ja, mein lieber Papi!“, flötete Jean Eins, dieser miese Verräter.
    „Lügner!“, schrie ich.
    „Nein.“ Jean Drei schüttelte den Kopf. „Hab ich nicht gesehen. Jean Zwei hat Recht.“
    „Ihr werdet doch nicht euren eigenen Vater der Mogelei beschuldigen?“, fragte Papa wütend und blitzte uns an.
    Seine Ohren waren auf einmal purpurrot geworden und er presste die Zähne so fest aufeinander, dass ich hören konnte, wie das Mundstück seiner Pfeife knackte.
    Ich murmelte etwas Unverständliches und Jean Drei beugte sich tief über seine Geldscheine.
    „Wie ihr wollt“, sagte Papa und legte die Würfel in die Mitte des Monopolybretts. „Mit Spielverderbern wie euch bleibe ich keine Minute länger am Tisch sitzen!“
    „Du hast sowieso verloren“, traute sich Jean Drei zu sagen.
    Papa rückte mit theatralischer Geste den Stuhl zurück und stand auf.
    „Darum geht es doch gar nicht! Und außerdem, was ist das eigentlich für ein dummes Spiel? Wenn ich demjenigen begegne, der es ‚pädagogisch wertvoll‘ genannt hat, dann hab ich mit ihm ein Hühnchen zu rupfen, das könnt ihr mir glauben!“
    „Alles in Ordnung bei euch, Schatz?“, rief Mama aus dem Salon, wo sie mit den Kleinen Dame spielte.
    „Danke der Nachfrage! Bestens!“, rief Papa und zog den Hut tief in die Stirn. „Ich vertrete mir nur schnell etwas die Beine, bevor ich noch jemanden umbringe.“
    „Bei diesem Wetter?“, fragte Mama. Draußen prasselte der Regen gegen die Scheiben.
    Aber da war Papa bereits mit wehenden Rockschößen im Sturm verschwunden. Zum Glück hat er einen guten Regenmantel.
    Sein plötzliches Verschwinden brachte uns ein wenig aus der Fassung. Jedenfalls mich. Vor allem mich. Ich blickte auf mein Hotel, dann auf die Würfel, dann wieder auf mein Hotel, ohne so recht zu begreifen, wie mir da gerade geschehen war.
    „Papa hätte dich zu Brei zerquetschen sollen“, feixte Jean Eins und machte die Handbewegung dazu.
    „Wo ich gerade am Gewinnen war!“, schimpfte Jean Drei.
    „Miese Verräter!“, sagte ich. „Ihr hattet bloß Angst, in der nächsten Runde auch bei mir in der Schlossallee zu landen. Das ist alles.“
    „Ich warne dich“, sagte Jean Eins, „es gibt gleich ein Blutbad!“
    „Wir zwei gegen unser kleines Dickerchen“, feixte jetzt auch Jean Drei. „Das wird ein Gemetzel!“
    „Hahaha!“, machte ich. „Dreimal laut gelacht!“
    Wir fingen an, uns am Boden auf den Schachteln pädagogisch wertvoller Spiele zu
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