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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian
Autoren: Anne Bishop
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vorzustellen, wie einer der Wächter der Dunkelheit in die Schule gelangte und all die eingebildeten Lehrerschlampen in die Finger bekam, die zwar sagten, sie würden versuchen, ihr den Umgang mit ihren Kräften beizubringen, aber in Wirklichkeit alles daransetzten, sie scheitern zu lassen.
    Sie würde gerne sehen, wie jemand wie Lukene einem Wächter der Dunkelheit begegnete. Das eingebildete Luder würde sich bestimmt in die Hose machen, wenn sie etwas wahrhaft Dunklem gegenübertreten müsste. Aber  sie hätte keine Angst.
    Ja, flüsterte ihr eine Stimme zu. Du hast von der Dunkelheit nichts zu befürchten. Es liegt Macht in der Dunkelheit, Macht, die darauf wartet, dass du sie dir zu eigen machst.
    Vielleicht war das der zweite Grund, aus dem sie so oft im Torbogen stand und den Ort betrachtete, bei dessen Erwähnung alle Lehrer erblassten.
    Nachts erzählten sich die älteren Schüler leise Geschichten über den Garten, erzählten von seinen verborgenen Landschaften - Landschaften, die so schrecklich  waren, dass man sie aus der Welt genommen hatte, um die Menschen vor den Dingen zu schützen, die an solchen Orten lebten.
    Aber als sie im Torbogen stand, war alles, was sie hinter dem schmiedeeisernen Tor sehen konnte, eine niedrige Steinmauer auf einem Stück harter, unfruchtbarer Erde. Oh, es gab eine dunkle Resonanz in diesem Garten. Man konnte sie spüren, sobald man in den Torbogen trat. Aber wenn dort etwas wirklich Böses hauste, warum sagte man den Schülern nicht, was es war, anstatt ein Geheimnis daraus zu machen?
    Die Lehrerschaft machte immer aus allem ein Geheimnis. Ja, diese Schule war gut darin, den Schülern Wissen vorzuenthalten, die etwas damit anfangen konnten.
    Wut stieg in ihr auf, die alle anderen Gefühle verdrängte.
    Nigelle sah sich um und entdeckte auf dem Boden einen faustgroßen Stein. Sie hob ihn auf, holte aus und warf den Stein gegen das Schloss am schmiedeeisernen Tor. Sie rechnete nicht damit, etwas zu erreichen; sie wollte nur ihrem Ärger darüber Luft machen, schon wieder aufgehalten worden zu sein.
    Aber das alte, brüchige Metall zerfiel an der Stelle, an der es der Stein getroffen hatte. Das Tor und mit ihm alle Geheimnisse, die der innere Garten in sich barg, standen ihr offen.
    Nigelle befeuchtete ihre trockenen Lippen und trat durch den Torbogen. Es roch leicht nach fauligem Fleisch, aber das konnten auch die Pilze oder die verrottenden Früchte sein, die den Boden um die Dornenbüsche herum bedeckten.
    Rasch überquerte sie das Stück zwischen innerem und äußerem Garten, packte zwei der Eisenstangen im Tor und zog so fest sie konnte. Die eingerosteten Scharniere protestierten quietschend, aber das Tor öffnete sich gerade weit genug, dass sie hindurchschlüpfen konnte.
    Nigelle hielt inne, die Hände immer noch an den Stangen, sicher, dass jemand kommen würde, um herauszufinden, was diesen Lärm verursacht hatte. Aber die Luft war schwer und ruhig und erstickte jedes Geräusch.
    Sie zählte bis hundert, bereit, sofort loszurennen, um nicht an diesem verbotenen Ort erwischt zu werden. Aber als niemand kam, entspannte sie sich genug, um den öden Erdboden auf der anderen Seite des Tors zu betrachten.
    Sie sagen, dass sogar Belladonna diesen Ort fürchtete, dass sie sich nicht einmal in seiner Nähe aufhalten wollte. Aber ich habe keine Angst. Ich werde nachsehen, was in diesen Mauern festgehalten wird.
    Aber sie wollte nicht unvorsichtig sein. Sie ging zurück zum nächsten Dornenbusch. Viel altes Laub und faulige Früchte, aber nichts Brauchbares, also ging sie von Busch zu Busch und suchte den Boden ab, bis sie einen Stock fand, der genau die richtige Länge hatte, um Dinge erst einmal anstupsen zu können, ohne ihnen gleich zu nahe kommen zu müssen.
    Aufgeregt eilte sie zurück zum Tor, schlüpfte durch den Spalt und näherte sich der niedrigen Steinmauer. Nur eine alte, hüfthohe Umfassung von kaum zwei Körperlängen. Mörtel füllte alle Steinzwischenräume aus, was bedeutete, dass jemand diese Mauer mit Sorgfalt gebaut hatte.
    Sie sah sich um. Da war nichts im inneren Garten. Überhaupt nichts. Das würde bedeuten, dass es die Mauer selbst war, die bewacht wurde. Aber warum sollte man denn eine Mauer bewachen?
    Vielleicht stellte die Mauer einen Zugang zu einer Landschaft dar, die die Lehrerschaft versteckt halten wollte - eine Landschaft, die der Ursprung der dunklen Resonanz war, die den verbotenen Garten durchdrang.
    Sie ging die Mauer der Länge nach ab
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