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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian
Autoren: Anne Bishop
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Zorn zuziehen - weil Glorianna Belladonna die Landschafferin war, die den Sündenpfuhl erschaffen hatte.
    Er füllte seinen eigenen Becher, lehnte sich gegen die Anrichte, nippte an seinem Kaffee und schwieg.
    Nach ein paar Minuten sagte Teaser: »Dieses Haus. Es ist … nett.« Er betrachtete den kleinen Tisch an der Wand, an dem Sebastian seine Mahlzeiten zu sich nahm, dann den größeren Tisch im Esszimmer. »Es sieht … nett aus.«
    Es sieht menschlich aus, dachte Sebastian mit dem Gefühl, bei etwas Unzüchtigem ertappt worden zu sein. In der Öffentlichkeit. In einer menschlichen Landschaft natürlich, schließlich war Unzucht im Pfuhl an der Tagesordnung. Peinlich berührt, dass jemand Zeuge seines Bedürfnisses geworden war, die Verbindung mit dem Rest Menschlichkeit, das er in sich trug, nicht zu verlieren, fühlte er die alte Bitterkeit in sich aufsteigen.
    Nadia und er waren nicht blutsverwandt. Sie war mit dem Bruder seines Vaters verheiratet gewesen und hatte keinen Grund, mit Koltak um das Wohlergehen eines jungen Halb-Dämons zu kämpfen. Aber sie hatte gekämpft - und oft genug gewonnen, um ihm in seiner Kindheit immer wieder Zeiten zu schenken, in denen er gewusst hatte, wie es war, geliebt und akzeptiert zu werden. Alles  Gute, das ihm in den Landschaften der Menschen widerfahren war, hatte er ihr zu verdanken.
    Das war der Grund, aus dem das Cottage ihn angezogen hatte. Das war der Grund, aus dem es eher einem menschlichen Heim ähnelte, als dem Schlupfwinkel eines Inkubus. Für seine Verführungskünste hatte er das Zimmer im Bordell. Dieser Ort erinnerte ihn daran, wie er sich gefühlt hatte, als er mit Nadia, Glorianna und Lee zusammengelebt hatte. Als er noch eine Verbindung zum Licht gehabt hatte.
    Aber wenn die anderen Inkuben und Sukkuben herausfanden, dass er wie ein Mensch lebte, würden die hämischen Bemerkungen kein Ende nehmen - und er würde wieder als Außenseiter enden.
    Er versuchte, mit dem letzten Schluck Kaffee die Bitterkeit herunterzuspülen. »Warum bist du hier Teaser?«, fragte er barsch. Teaser stürzte den Rest seines Kaffees hinunter, wollte die Tasse zur Seite stellen, zögerte, ging quer durch die Küche und stellte sie vorsichtig in die Spüle, so als ob es von größter Bedeutung wäre, die Ordnung im Cottage zu erhalten. Als er sich wieder zu Sebastian umdrehte, war sein Gesichtsausdruck düster. »Wir haben noch eine gefunden.«
    Strömungen der Macht tanzen durch Ephemera, diese lebende, sich stets wandelnde Welt. Einige dieser Strömungen sind Licht, und andere sind Dunkel. Zwei Hälften eines Ganzen. Nichts ist das eine, ohne einen Teil des anderen. So ist der Lauf der Dinge.
    Und es gibt nichts, was in der Lage ist, Licht und Dunkel so zu fokussieren, wie das menschliche Herz.
    Wie sollen wir den Menschen erzählen, die noch immer erschüttert sind ob der Schrecken, die der Weltenfresser in Ephemera freisetzte, dass dieses Ding, das sie fürchten, nicht vollkommen vernichtet werden kann, weil es sich aus den dunkelsten Begierden ihrer eigenen  Herzen manifestiert hat? Wie können wir ihnen sagen, dass sie selbst die Saat dieses Krieges, der die Welt in Stücke schlug, ausbrachten? Wie können wir ihnen sagen, dass es ihre eigene Verzweiflung während dieser furchtbaren Zeit war, die fruchtbares Ackerland zu Wüsten werden ließ? Wie können wir ihnen sagen, dass, selbst mit unserer Führung und unserem Eingreifen, die Verbindung zwischen Ephemera und dem menschlichen Herzen nicht zu brechen, und die Welt um sie herum nicht mehr und nicht weniger ist, als das Spiegelbild ihrer selbst?
    Wir können es ihnen nicht sagen - denn trotz der Gefahren die es birgt, ist das menschliche Herz unsere einzige Hoffnung, Ephemera eines Tages wiederherzustellen. Auch können wir nicht zulassen, dass die Menschen die Rolle, die sie im fortwährenden Gestalten und Umgestalten dieser Welt spielen, vollkommen verleugnen.
    Also lehren wir sie diese Warnung: Reise leichten Herzens. Denn was du mit dir bringst, wird Teil der Landschaft.
     - Das Verlorene Archiv
     

Kapitel Zwei
Drei Wochen zuvor
    Lukene nahm all ihre Geduld zusammen, als sie einen Stuhl unter dem Schreibtisch hervorzog und sich neben das schmollende Mädchen setzte. Sie war freundlich und verständnisvoll gewesen, als die Beschwerde das erste Mal vorgebracht wurde. Ebenso beim zweiten Mal. Und beim dritten. Aber egal, wie oft sie es auch erklärte, das Mädchen weigerte sich, die Wahrheit zu begreifen.
    »Sie
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