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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian
Autoren: Anne Bishop
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»Aber wenn es das ist, was Ihr seid, warum wart Ihr dann Sebastian so feindlich gesinnt?«
    »Das waren wir nicht«, erwiderte Harland. »Wir konnten nicht wissen, wie es um das Potential des Jungen bestellt war, aber indem wir uns die Schande, die Ihr darin saht, ein Kind mit einem Sukkubus gezeugt zu haben, zunutze machten, wurdet Ihr zu einem hilfreichen Werkzeug. Und der Junge …« Er seufzte. »Die Inkuben und Sukkuben sind zwei Zweige, die derselben Wurzel entsprungen sind, wie die Wächter der Dunkelheit. Wie wir haben sie die Macht, durch das Zwielicht des Halbschlafes in den Geist anderer Menschen einzudringen. Wie einer von uns wäre Sebastian ein mächtigerer Zauberer geworden, als Ihr es Euch je erträumen könntet. Aber als Feind und Verbündeter Belladonnas …« Er lächelte. »Doch wieder einmal habt Ihr Euch als nützlich erwiesen, indem Ihr geholfen habt, ihn zu vernichten.«
    Sebastian. Tränen brannten in Koltaks Augen. All die Jahre hätte er einen Sohn haben können, hätte dem Jungen beibringen können, wie man die Macht einsetzt, die er in sich trug. Vielleicht hätten sie zusammen arbeiten können … als Rechtsbringer.
    Harland sah zu, wie die Weibchen sich versammelten, um die Männer anzustarren, die sie nicht erreichen konnten. »Sie können nicht unter Menschen gehen, also brauchen sie Spielzeuge, mit denen sie sich beschäftigen können. Das macht sie umgänglicher, wenn es an der Zeit ist, uns mit ihnen zu paaren.«
    »Spielzeuge?«, stammelte Koltak und wurde sich der Gefahr, die ihm von allen Seiten drohte, wieder bewusst. Was für Spielzeuge … Plötzlich begriff er. »Die Menschen, die verschwinden, von denen man glaubt, sie hätten sich in einer anderen Landschaft verirrt.«
    Harland nickte. »Es ist sehr günstig, dass einige Menschen wirklich in andere Landschaften übertreten und nicht in der Lage sind, zurückzukehren. Denn so vermutet niemand, dass ihnen etwas anderes zugestoßen sein könnte.« Er hielt inne. »Bis auf Peter. Als ein wahrer Rechtsbringer ist er dort umhergewandert, wo er nicht hätte sein sollen, während er einem Schäferjungen geholfen hat, ein paar Schafe zusammenzutreiben. Er hat eine der vergitterten Öffnungen entdeckt, die diese Kammer mit Licht und Luft versorgen. Als wir erkannten, dass er unser Geheimnis gesehen hatte, musste er verschwinden.«
    Koltak hielt die Gitterstäbe umklammert und starrte Harland an.
    »Euer Bruder war ein starker Mann«, sagte Harland. »Er hat zwei Wochen durchgehalten, bevor die Weibchen ihn brachen, Körper und Geist. Ich frage mich, ob Ihr es auch nur halb so lange aushalten werdet.« Er holte aus und trat gegen Koltaks verletzten Fuß.
    Koltak schrie, als der Schmerz ihn durchfuhr. Er konnte nicht kämpfen, konnte sich kaum wehren, als zwei Ratsmitglieder ihn die Treppen hinunter und durch einen Tunnel schleppten, der in die steinernen Wände der Grube eingelassen worden war. Dann öffneten sie eine Tür, stießen ihn hindurch und schlossen schnell wieder hinter sich ab.
    Er keuchte vor Schmerz auf und konnte nicht stehen, also kauerte er sich an der Tür zusammen und sah zu, wie die Weibchen auf ihn zukamen.
    »Harland!«, schrie er. »Harland! Ich kann Euch immer noch von Nutzen sein!«
    Aber Harland und die anderen Männer hatten die Empore bereits verlassen.
    Als er spürte, wie etwas am Rande seines Geistes entlangstrich, wurde ihm bewusst, dass die Misshandlung seines Geistes alles übertreffen würde, was sie seinem Körper antun konnten. Es gab keine Aussicht auf Rettung. Er würde hier sterben. Und plötzlich erkannte er eine weitere schmerzliche Wahrheit.
    Sebastian hatte Recht gehabt. Belladonna war Ephemeras einzige Hoffnung.
     Dalton schluckte die Übelkeit hinunter, die ihm sein aufgewühlter Magen verursachte, hob den Kopf und schlug die Augen auf.
    Dunkel.
    Wahrer des Lichts und Wächter des Herzens, wo waren sie?
    Er saß noch immer auf dem Wagen, hielt noch immer den Arm seiner Frau umklammert. »Aldys?«
    »D-Dalton?«
    »Lally? Dale?« Er stieß seine Kinder an. »Ist jemand verletzt?«
    »Hey-a!«, rief eine Stimme.
    Eine Laterne, die im Rhythmus schneller Schritte auf und ab schaukelte, kam die Straße hinunter auf sie zu.
    Dalton ließ seine Familie los und umfasste mit der linken Hand die Schwertscheide. Die rechte Hand schloss sich um den Schwertgriff.
    »Alles in Ordnung bei Euch?«, fragte der Mann.
    »Es geht uns gut«, antwortete Dalton vorsichtig. Er entspannte sich ein wenig, als
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