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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger
Autoren: Steven Erikson
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von ihrer Welt ist«, sagte Samar Dev zu Karsa. »Aber die Feinde, von denen sie sprechen, kommen mit Schiffen. Was wohl kaum der Fall sein würde, wenn sie tatsächlich untot wären. Der Atem der Schamanen klingt wie Zauberei.«
    »Bootfinder«, sagte Karsa, »wenn ich hier fertig bin, wirst du mich zu diesen Wiedergängern führen.«
    Jegliche Farbe wich aus dem Gesicht des Mannes. »Die Reise dorthin dauert viele, viele Tage, Erretter. Ich denke, ich werde eine Botschaft zu den Clans im Norden schicken, dass du kommst – «
    »Nein. Du wirst uns begleiten.«
    »Aber – warum?«
    Karsa machte einen Schritt vorwärts. Seine Hand schoss vor, und er packte Bootfinder am Hals, zog den Mann dicht zu sich heran. »Du wirst Zeuge sein, und dadurch, dass du Zeuge bist, wirst du mehr werden, als du jetzt bist. Du sollst vorbereitet sein – auf alles, was über dich und dein armseliges Volk kommen wird.« Er ließ den Mann los, der keuchend rückwärtsstolperte. »Meine eigenen Leute haben einst geglaubt, sie könnten sich verstecken«, sagte der Teblor und bleckte die Zähne. »Sie hatten sich geirrt. Das habe ich begriffen, und das wirst du jetzt begreifen. Du glaubst, dass die Wiedergänger alles sind, was euch heimsuchen wird? Du Narr. Sie sind nur der Anfang.«
    Samar sah zu, wie der riesige Krieger zurück zu der Bhederinkuh ging, die er erlegt hatte.
    Bootfinder schaute ihm mit glänzenden Augen hinterher, in denen sich Entsetzen spiegelte. Dann wirbelte er herum, zischte etwas in seiner eigenen Sprache. Sechs Krieger eilten vorwärts, an ihrem Anführer vorbei; sie zogen Messer, als sie sich Karsa näherten.
    »Teblor«, sagte Samar warnend.
    Bootfinder hob die Arme. »Nein! Niemand trachtet danach, dir etwas zu tun, Erretter. Sie wollen dir dabei helfen, das Tier zu zerteilen, das ist alles. Die Beute wird für dich versorgt werden, so dass wir keine Zeit vergeuden müssen – «
    »Ich will, dass das Fell getrocknet wird«, sagte Karsa.
    »Ja.«
    »Und Läufer, die uns das Fell und das geräucherte Fleisch dieses Tiers bringen.«
    »Ja.«
    »Dann können wir gleich aufbrechen.«
    Bootfinder nickte stumm, als könnte er seiner eigenen Stimme nicht trauen, auf diese letzte Forderung zu antworten.
    Grinsend zog Karsa sein Messer und ging zu einer nahe gelegenen Pfütze mit brackigem Wasser, wo er sich daranmachte, zunächst die Klinge und dann seine Hände und Unterarme von dem Blut zu säubern.
    Während das halbe Dutzend Anibar-Krieger anfing, die Bhederinkuh zu zerlegen, trat Samar Dev dicht an Bootfinder heran. »Bootfinder.«
    Er starrte sie aus ängstlichen Augen an. »Du bist eine Hexe – so nennt dich der Erretter.«
    »Ja, das bin ich. Wo sind eure Frauen? Eure Kinder?«
    »Auf der anderen Seite des Sumpfs, im Westen und im Norden«, antwortete er. »Das Land steigt an, und es gibt Seen und Flüsse, wo wir das schwarze Korn finden, und Beeren zwischen den flachen Felsen. Die große Jagd im offenen Land ist vorüber, und jetzt kehren sie mit dem Fleisch für den Winter zu unseren vielen Lagern zurück. Doch wir«, er deutete auf seine Krieger, »folgen euch. Wir sehen, wie der Erretter die Bhederin tötet. Er reitet ein Knochenpferd – wir sehen nie ein gerittenes Knochenpferd. Er trägt ein Schwert aus Ursprungsstein. Der Eiserne Prophet erzählt unserem Volk von solchen Kriegern – jenen, die den Ursprungsstein schwingen. Er sagt, sie kommen.«
    »Von diesem Eisernen Propheten habe ich noch nie gehört«, sagte Samar Dev stirnrunzelnd.
    Bootfinder machte eine Handbewegung und blickte gen Süden. »Davon kann man nur in der gefrorenen Zeit sprechen.« Er schloss die Augen, und schlagartig veränderte sich sein Tonfall. »In der Zeit des Großen Gemetzels, das die gefrorene Zeit der Vergangenheit ist, lebten die Anibar auf der Ebene und reisten fast bis zum Ostfluss, wo die großen, ummauerten Lager der Ugari sich aus dem Land erhoben, und die Anibar pflegten mit den Ugari Tauschhandel zu betreiben – Fleisch und Felle gegen eiserne Werkzeuge und Waffen. Dann kam das Große Gemetzel über die Ugari, und viele flohen und suchten Zuflucht bei den Anibar. Doch die Mörder folgten ihnen – Mezla wurden sie von den Ugari genannt –, und eine schreckliche Schlacht wurde geschlagen, und all jene, die bei den Anibar Schutz gesucht hatten, wurden von den Mezla niedergemacht.
    Die Anibar befürchteten, dafür bestraft zu werden, dass sie den Ugari geholfen hatten, und bereiteten sich darauf vor zu fliehen –
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