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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten
Autoren: Steven Erikson
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Hände hoch.«
    Schlitzer zögerte, streckte schließlich die rechte Hand aus. »Ich fürchte, ich kann meinen linken Arm nicht heben.«
    »Komm näher.«
    Er trat auf sie zu.
    Die Sprecherin war groß und muskulös und hatte lange, rotscheckige Haare. Sie trug gegerbte Lederkleidung, und an ihrer Hüfte steckte ein Langschwert in einer Scheide. Ihre Haut hatte einen tiefen Bronzeton. Schlitzer schätzte, dass sie mindestens zehn Jahre älter war als er, und er spürte, wie ihn ein Schauer überlief, als er den Kopf hob und dem Blick ihrer schräg stehenden, golden schimmernden Augen begegnete.
    Die andere Frau war unbewaffnet und älter. Ihre ganze rechte Seite – Kopf, Gesicht, Oberkörper, Bein – war schrecklich verbrannt; das Fleisch war mit Kleiderfetzen verschmolzen, unter den verheerenden Auswirkungen eines Angriffs magischer Energien blasig aufgequollen und wieder zusammengeschrumpelt. Ein Wunder, dass sie noch auf den Beinen – und überhaupt noch am Leben – war.
    Einen Schritt hinter den beiden Frauen stand ein Mann. Schlitzer hielt ihn für einen Dal Honesen – dunkelhäutig, die grau gesprenkelten, lockigen schwarzen Haare kurz geschoren –, obwohl seine Augen unpassenderweise tiefblau waren. Seine Gesichtszüge waren durchaus ebenmäßig, allerdings kreuz und quer mit Narben überzogen. Er hatte einen abgenutzten Kettenpanzer angelegt und trug ein schlichtes Langschwert am Gürtel. Sein Gesichtsausdruck war so verschlossen, dass er Apsalars Bruder hätte sein können.
    Die Seesoldaten am Rand der Höhlenöffnung waren in voller Rüstung, trugen Helme mit Visieren.
    »Seid ihr die einzigen Überlebenden?«, fragte Schlitzer.
    Die erste Frau machte ein finsteres Gesicht.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, fuhr der Daru fort. »Wir brauchen eure Hilfe. Die Edur greifen uns an – «
    »Die Edur?«
    Schlitzer blinzelte und nickte dann. »Die Seefahrer, gegen die ihr gekämpft habt. Tiste Edur. Sie suchen etwas auf dieser Insel, etwas, dem gewaltige Macht innewohnt – und uns wäre es lieber, es würde ihnen nicht in die Hände fallen. Ihr fragt euch nun wahrscheinlich, warum ihr uns helfen solltet? Aus einem einfachen Grund: Wenn dieses Ding den Tiste Edur tatsächlich in die Hände fällt, ist das malazanische Imperium wahrscheinlich am Ende. Ja, genauer betrachtet, die ganze Menschheit – «
    Die verbrannte Frau begann gackernd zu lachen, doch das Lachen verwandelte sich in einen Husten, der blutigen Schaum auf ihre Lippen treten ließ. Es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder erholt hatte. »Ach, noch einmal so jung zu sein! Die ganze Menschheit also, ja? Und warum nicht gleich die ganze Welt?«
    »Auf dieser Insel befindet sich der Thron des Schattens«, sagte Schlitzer.
    Bei diesen Worten zuckte der Dal Honese leicht zusammen.
    Die verbrannte Frau nickte. »Ja, ja, ja, wahre Worte. Die Bedeutung der Dinge taucht auf – eine wahre Flut! Tiste Edur, Tiste Edur … eine Flotte auf der Suche, eine Flotte von weit her, und nun haben sie es gefunden. Ammanas und Cotillion werden bedroht, man versucht, ihnen ihre Sphäre zu entreißen – na und? Der Thron des Schattens – deshalb haben wir also gegen die Edur gekämpft! Oh, was für eine Verschwendung – unsere Schiffe, die Soldaten – mein eigenes Leben … für den Thron des Schattens ? « Erneut wurde sie von einem krampfartigen Hustenanfall überwältigt.
    »Das ist nicht unser Kampf«, brummte die andere Frau. »Wir wollten überhaupt nicht kämpfen, aber diese Narren waren nicht daran interessiert, sich zu unterhalten oder Unterhändler auszutauschen – beim Vermummten, das hier ist nicht unsere Insel, sie liegt nicht einmal innerhalb des malazanischen Imperiums. Such woanders nach – «
    »Nein«, mischte sich der Dal Honese barsch ein.
    Die Frau drehte sich überrascht um. »Wir waren Euch mehr als dankbar, dass Ihr uns das Leben gerettet habt, Reisender, und das haben wir Euch auch gesagt. Aber das gibt Euch wohl kaum das Recht, den Befehl zu übernehmen – «
    »Der Thron darf den Edur nicht in die Hände fallen«, sagte der Mann namens Reisender. »Ich möchte Eure Befehlsgewalt nicht in Frage stellen, Hauptmann, doch der Bursche übertreibt nicht, wenn er von den Risiken spricht … für das Imperium und für die ganze Menschheit. Ob es Euch gefällt oder nicht, das Gewirr des Schattens ist nun in menschlicher Hand …«, er lächelte falsch, »und es passt zu unserer Natur.« Das Lächeln verschwand. »Dies ist unser Kampf –
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