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Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)

Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: A. R. Rodin
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kostspielig war, und jedes Fenster den Preis enorm in die Höhe trieb, ging man mit der Anzahl und der Größe der Fenster sehr behutsam um. Für William war das kleine Bullauge auf dem Flur also ein wahrer Glücksfall und ein Segen. Wie jeden Abend bevor er sich in sein unbequemes Bett legte, blickte er durch die massive Scheibe in die Tiefen des Universums. Sterne in einer Vielzahl wie William sie noch nie zuvor gesehen hatte glitzerten auf dem tief schwarzen Hintergrund des Nichts. Ein erhabener Anblick, der ihn immer wieder zum Nachdenken anregte und einfach alles unwichtig und banal erscheinen ließ. Was bedeutete schon dieses Raumschiff, oder der Wunsch seines Vaters, ihn auf diese Reise zu schicken? Was war so wichtig an dem Kampf gegen den Feind, oder dem Abbau von Rohstoffen auf fremden Planeten? Wieso musste man kämpfen und töten? All diese Dinge und noch viel mehr schienen im Anblick der unendlichen Weite des Universums zu verblassen. Wenn doch nur jeder einzelne diese schiere Größe so begreifen könnte wie William es tat, dann, da war er sich sicher, wäre das gesamte Universum ein friedlicherer Ort. Doch leider konnte nicht jeder so denken wie er es tat. Das beste Beispiel schien Captain Hax zu sein. William konnte nur erahnen wie viele Monate oder gar Jahre dieser Mann im Weltraum verbracht hatte und was für unglaubliche Dinge er bereits mit ansehen durfte. Dennoch war er als Captain nur an Geld und dem töten des Feindes interessiert? Für William ein nicht nachzuvollziehender Gedankengang. Wie konnte man bei einem Anblick wie diesem nur an Geld und Tod denken? Diese Ansicht würde er wohl nie verstehen können und auch nicht verstehen wollen.
    Leicht niedergeschlagen aufgrund der radikalen Wahrheit, die er durch Captain Hax erfahren musste, ging William in seinen Schlafraum und legte sich auf das schmale Bett. Die Augen behielt er weit geöffnet und blickte starr an die schmutzige Metalldecke zwei Meter über ihm. Allerlei Gedanken schossen ihm durch seinen Kopf und hinderten ihn am Einschlafen. War es das, was sein Vater wollte? William dazu zu bringen nur noch auf Geld bedacht zu sein? Das wäre eine seltsame Art und Weise gewesen, ihm solch eine Lektion zu erteilen. Vielleicht wollte er ihm auch nur zeigen, wie es anderen Menschen erging? Eine Antwort blieb William jedoch verwehrt. Für ihn war nur wichtig, dass er diese Reise so sinnvoll nutzen würde wie es ihm irgend möglich war, ob er damit die Vorstellungen seines Vaters nun erfüllte oder nicht, war ihm absolut gleichgültig.
     
    Als William am nächsten Morgen erwachte, spürte er die zu kurze Schlafphase in seinen Knochen. Erst nach drei Stunden des Denkens und Fragenstellens war er in der vergangenen Nacht eingeschlafen, und das nur um weitere vier Stunden später vollkommen übermüdet sein Bett wieder zu verlassen. Mit dunklen Ringen unter den rot angelaufenen Augen schlich er sich mühevoll durch die dunklen und schmutzigen Flure in den etwas helleren aber kaum weniger schmutzigen Essensraum, um die Besatzung mit Frühstück zu versorgen. Diese Pflicht veranlasste ihn dazu, immer früher vor Ort zu sein als jeder andere auf diesem Schiff. Nur so konnte er garantieren, dass keiner lange auf sein Essen warten musste. Wie jeden Morgen stellte er also die Teller auf die vorgesehen Plätze und bereitete in der Küche alles für Jakob vor, so dass dieser nicht lange herumhantieren und erst nach seinen Utensilien suchen musste. Nach getaner Arbeit setzte sich William auf seinen Frischlingsplatz und wartete auf den Rest der Besatzung. Dabei machte sich seine Müdigkeit deutlich bemerkbar. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und sein Nacken schaffte es nur mit viel Mühe den Kopf aufrecht zu halten. Ein kleines Schläfchen auf dem Tisch durfte er sich dennoch nicht erlauben. Wenn die anderen ihn eingenickt auf dem Esstisch vorfinden würden, gäbe es eine Schimpftirade, die womöglich bis ans Ende dieser Reise andauern könnte, und das musste William unbedingt vermeiden. Also hielt er sich irgendwie wach. Er kniff sich in die Arme, lief um den Tisch herum und sprang wie ein Wilder auf und ab. Doch seine Anstrengungen waren vergebens. Gegen die Müdigkeit hatte er zwar einen Sieg davon getragen, nur war dieser Sieg sinnlos gewesen. Denn keiner der anderen Besatzungsmitglieder war zum Frühstück erschienen. William blieb vollkommen alleine. War das wieder einmal ein bescheuerter Scherz der anderen? Wollten sie ihm damit Angst einjagen?
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