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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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anders als ich mir das vorgestellt hatte.

 
    Igerich kam zurück mit einem riesigen Rotweinkelch, der mir immerhin Hoffnungen auf
eine baldige Lockerung der Anspannung meinerseits machte. Allerdings löste er
auch Angst vor der Disziplin der Schwiegermutter in spe hervor. Wenn ich ein
Glas von diesem Ausmaß leer trinken würde, wäre ich volltrunken, soviel war
klar. Betrunken am ersten Abend mit der disziplinierten Schwiegermutter. Ich
wollte mir das gar nicht weiter ausmalen und überlegte ernsthaft, ob ich den
Rotwein nun doch noch ablehnen konnte, nachdem Igerich extra ein Glas für mich geholt hatte. Ich entschied mich dagegen, denn langsam
aber sicher kamen in mir erste Zweifel, ob mein Hase mir die Wahrheit über
seine Familie erzählt hatte. In der anderen Hand hielt Igerich mit viel Mühe eine XXL-Tüte Chips sowie jeweils einen Beutel Schokoriegel und
Gummibärchen. Ich blickte mich irritiert im Wohnzimmer der Familie Hasenbein
um. Waren wir doch bei meinem Eltern zu Besuch und ich hatte es nur nicht
gemerkt?
    Mir wollte einfach nicht klar werden, wie Disziplin, eine
Wochenladung Süßigkeiten vor dem Fernseher und ein Ein-Liter-Rotweinglas
zusammen passten. Dass Igerich ein legitimer Vorname
in Deutschland und kein schlechter Scherz war, übrigens auch nicht. Und dass
man ernsthaft seinen erwachsenen Sohn und dessen Freundin beim ersten
Kennenlernen zwingen kann, am Samstagabend „Wetten, dass...?“ zu sehen, schon
gar nicht.
    In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Rigoletto hatte mich mit den Geschichten über seine Eltern
reingelegt. Der ganze Kram von disziplinierter Geschäftsfrau und tiefgründigen
Diskussionen war nur ein Witz gewesen, um sich an meiner Reaktion zu ergötzen.
Gemeinsam würden wir uns später in unserem Zimmer darüber totlachen, dass ich
auf seine Erzählungen reingefallen war. Dafür musste man meinen Hasen doch
einfach lieben!
    Ich gebe zu, derartige Scherze sind nicht jedermanns Sache, aber
ich mochte diese gemeine, hinterhältige Art von Humor. Vor allem, weil ich mich
nun schamlos rächen konnte. Irgendwann, wenn mein Hase am wenigstens damit
rechnete. So wenig, wie ich heute. Verschwörerisch blinzelte ich Rigoletto zu, der irgendwie erleichtert schien,
wahrscheinlich weil er es doch ein wenig mit der Angst bekommen hatte, dass er
mit seinem Scherz zu weit gegangen war. Ich war aber einfach nur froh, dass
meine Vielleicht-Schwiegereltern genauso waren wie alle anderen Eltern: normale
Leute, mit ihren ganz persönlichen, kleinen Macken, fernsehsüchtig und
nimmersatt.

 
    In diesem Moment passierte es: Igerich ,
der versucht hatte, mein Weinglas vor mir auf den Couchtisch zu stellen, hatte
die Kontrolle über die Knabbereien in seiner anderen Hand verloren und die
geöffnete Rotweinflasche bei seinem Versuch, zu retten was zu retten war,
umgestoßen. Nun lief der schöne, rote Wein auf dem weißen Teppich aus und ich
sah meine Chancen schwinden, an diesem Abend noch ein entspannendes Glas Wein
trinken zu können.
                " Iiiiiiiiiiigerich !"
    Ingrid stieß einen spitzen Schrei aus, der mich an den Kampfschrei
aus alten Indianer-Filmen erinnerte. Tatsächlich hatte der Tumult, der nun
folgte, eine gewisse Ähnlichkeit mit Massen-Kampfszenen in Filmen.
                "Nicht
schon wieder! Jedes Mal ist es das Gleiche mit dir!", tadelte Ingrid ihren
Mann wie ein kleines Kind, während sie ihren fülligen Körper mit überraschender
Leichtigkeit vom Sofa hochhievte.
                "Alarmstufe
Rot!", schrie sie, ohne irgendjemand im Raum persönlich anzusprechen.
    Trotzdem sprangen sowohl mein Hase als auch Igerich wie von der Tarantel gestochen auf und rannten in die Küche. Um in der
allgemeinen Aufregung nicht aufzufallen, stand ich ebenfalls auf. Derweil kamen
die beiden Männer mit diversen Sprayflaschen und Tüchern bewaffnet wieder aus
der Küche. Ingrid nahm alles schnell aber huldvoll entgegen und das war das
Letzte was ich für die nächste halbe Stunde von ihr sah. Oder zumindest von
ihrem Gesicht. Mit wiederum überraschender Leichtigkeit kniete sie neben dem
Couchtisch nieder und begann, den Rotweinfleck mit Hilfe der Sprays und Tücher
zu bearbeiten. Also, ich nehme an, dass es das war, was sie machte, da der Blick
auf den Ort des Geschehens von ihrem riesigen Hinterteil verdeckt wurde.
    Während wir anderen verlegen weiter „Wetten, dass...?“ schauten,
murmelte Ingrid leise Verwünschungen gegen ihren
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