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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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nannte,
und wenn ich es doch tun musste, dann nannte ich ihn „Hase“ - obwohl mir
Kosenamen ein Graus waren. Aber ich brachte seinen echten Namen bei aller Liebe
einfach nicht öfter als zwei bis drei Mal am Tag über die Lippen.
    Denn, mein „Hase“ hieß: „ Rigoletto Hasenbein“. Ernsthaft. Kein Witz. Ich hatte seinen Pass mehr als einmal
kontrolliert, er hieß wirklich so. Und nicht nur so, zwischen „ Rigoletto “ und „Hasenbein“ stand auch noch „Placido“.
„Placido“ wie „Placido Domingo“. „ Rigoletto Placido
Hasenbein“. Und diese Frau fragte mich tatsächlich, was meine Eltern sich bei
„Miranda“ gedacht hatten?
    Ich war fassungslos. Aber zu meinen Stärken gehörte es, schwierige
Situationen überspielen zu können. So löste ich mich aus der Umarmung, lächelte
„ Hases “ Mutter an, erzählte meine englische
Urgroßmuttergeschichte und tat so, als sei es das Normalste der Welt, seiner
Vielleicht-Schwiegertochter innerhalb von 30 Sekunden beim ersten Treffen zu
sagen, dass man ihren Namen grauenvoll findet und ihre Haare furchtbar
aussehen. Und als wäre die Geschmacksverirrung beim Namen des eigenen Sohnes so
schlimm nicht.
    Mein Rigoletto -Hase zwinkerte mir
verschwörerisch zu - wir hatten viel Zeit damit verbracht, uns gegenseitig
unser Leid über unsere Namen zu klagen, wobei er eindeutig gewann. Er konnte
aus seinem Namen nicht mal eine erträgliche Abkürzung ziehen. „Rigo“, „ Letto “, „ Goletto “   ging alles nicht. Ich dagegen hatte
erfolgreich „Mira“ durchgesetzt und das gegen so starke Konkurrenz wie „Mandy“.
                "Aber
wissen Sie was, ich werde sie einfach ‚Mandy’ nennen und das alberne ‚Sie’
lassen wir weg, wir wollen doch gute Freundinnen werden. Ich bin die
Ingrid", sagte die Hasen-Mutter in diesem Moment als könne sie Gedanken
lesen.
    Mit diesen Worten presste sie mich nochmals an ihren wogenden Busen
und drückte mir einen Kuss auf die Wange, während die Sklaven-Kette schmerzhaft
meine Rippen quetschte.
                „Und
es gibt heute so hervorragende Perücken, da macht es gar nichts, wenn das
Naturhaar dünn und kraftlos ist.“
    Ingrid strahlte mich an, als hätte sie einen Versand-Shop für
Echt-Haar-Perücken und ich das jährliche Preisausschreiben mit der teuersten
Perücke als Hauptgewinn gewonnen. Es folgte eine Minute betretenes Schweigen.
    Dann fragte ich höflich:
                "Dürfte
ich mal die Toilette benutzen? Die Fahrt war doch etwas länger als
geplant."
    Was ich jetzt brauchte, waren ein paar Minuten Ruhe, um die
Begrüßung wegzustecken. Schließlich war ich weiterhin fest entschlossen, einen
guten Eindruck zu machen. Trotz meines neu gewonnenen Haar-Traumas.
                "Ich
bin und ich bleibe höflich, ich kann und ich werde es schaffen",
wiederholte ich leise vor mich hin, während ich versuchte, mich auf der
Toilette etwas frisch zu machen. Was nicht ganz einfach war, da hier ebenfalls
Sauna-Temperaturen herrschten. Dazu kam die Wärme von 25 Vanille-Teelichtern,
die den Vier- Quadratmeter-Raum erleuchteten und einen Geruch verströmten, der
jedem arabischen Harem Ehre gemacht hätte.

 
    Entsprechend wenig erfrischt, aber immerhin wieder guten Mutes
stand ich wenige Minuten später erneut vor Rigolettos Mutter, die sofort ihren Arm um mich legte und mich ins Esszimmer zum Tisch
zog, wo sie mich auf einen Stuhl gegenüber dem ihres Sohnes drückte. Vor Rigoletto stand bereits ein volles Weinglas.
    Auf meinem Platz stand ein Teller mit Schinkenbroten und ein leeres
Wasserglas. Daneben standen weitere Teller, die ganz offensichtlich schon
benutzt waren, schmutziges Besteck und einige Schüsseln mit Fleisch-,
Kartoffel- und Gemüseresten.
    Damit mich niemand falsch versteht: Ich mag Schinkenbrote,
allerdings hatte mein Hase mir mehr als nur einmal von den Kochkünsten seiner
Mutter vorgeschwärmt und mich gebeten, im Zug nicht meiner geheimen
Leidenschaft für die dort zu kaufenden, überteuerten Gummibrötchen mit viel
Mayonnaise und wenig Käse bzw. Schinken nachzugehen.
                „Wie
ich meine Mutter kenne, bereitet sie sicherlich ein Festmahl“, hatte er mich
vor seiner Abfahrt eindringlich ermahnt.
    Unglaublich „gastfreundlich“ war seine Mutter natürlich auch: Ein
Festmahl hatte es ganz offensichtlich gegeben - nur ohne mich. Mein Magen
knurrte mich böse an.
                "Wir
haben schon mal gegessen", flötete
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