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Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13

Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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vorbei. »Ich mache einen kleinen Spaziergang. Ich brauche frische Luft.«
    »Was? Was habe ich denn gesagt?«
    Vanzir schnaubte. Ich schlüpfte zur Tür hinaus, während alle anderen auf das glückliche ... na ja, nicht direkt Paar ... auf eine glückliche Ehe anstießen. Camille würde das schon verstehen. Sie würde mir verzeihen, dass ich nicht dabei gewesen war. Denn nur sie und Menolly wussten wirklich, was ich durchmachte. Was wir alle durchmachten.
    Die Rhyne Wood Reception Hall lag in einem der größeren Parks, und die Stadt vermietete den Saal für Partys und Events. Camille hatte die Hochzeit hier feiern wollen, weil diese - im Gegensatz zu ihrer spontanen Eheschließung mit Smoky und Morio - liebevoll geplant worden war, mit über hundert Gästen. Und für so viele Leute brauchte man Platz. Der Saal hatte eine Tanzfläche, eine schöne, große Küche und das Catering-Personal dazu.
    Die ehemalige Villa lag im Fireweed Park und besetzte einen winzigen Teil der über vierhundert Hektar großen Wildnis am Ufer des Puget Sound. Ich hielt mich von der Klippe fern, die über dem Sound aufragte. Ich hasste Wasser und hatte keineswegs die Absicht, da hinunterzustürzen. Aber es gab hier viele Pfade und Bäume und Büsche, zwischen denen ich mich verlieren konnte. Sobald ich weit genug von der Villa weg war, um mich außer Sicht zu fühlen, verwandelte ich mich in das Tigerkätzchen, meine erste Wergestalt. Die Leute glaubten immer, das sei schmerzhaft, aber wenn ich es langsam angehen ließ, tat es gar nicht weh. Es gab nur einen Moment, in dem alles verschwamm wie in Nebel, wenn das Leben in mir seine Wahrnehmung änderte.
    Von meiner Kleidung befreit - die sich in ein hellblaues Halsband verwandelte -, raste ich los. Ich flitzte durchs Unterholz und genoss die Gerüche, die satt und cremig waren wie heiße Schokolade in einer kalten Herbstnacht. Kalt war es wirklich, aber dank meines Fells war mir wohlig warm. Meine Sorgen verflogen, während ich durch das Gras hüpfte, auf dem Regentropfen glitzerten. Ich streifte durch den nebligen Abend und jagte die letzten paar Falter, die sich noch tapfer dem Regen aussetzten.
    Ich sprang nach einem von ihnen, einem Bläuling, und fing ihn mit dem Maul. Mit einem raschen Njom-njom schluckte ich ihn hinunter und rümpfte die Nase, als die federleichten Flügel in der Kehle kitzelten. Gleich darauf lenkte mich ein Rascheln im Gras davon ab, und ich raste in Richtung eines Erlenwäldchens, das von dichten Heidelbeerbüschen umgeben war.
    Ich war klug genug, den Büschen nicht zu nahe zu kommen - ihre scharf gezahnten Blätter rupften einem gern mal ein Büschel Schwanzhaare aus. Doch ich konnte riechen, dass da drin etwas war, und der Duft ließ meinen Puls rasen. Ich wollte jagen, meine Beine richtig strecken und die Erregung der Hatz spüren. Ich brauchte etwas, das ich zerreißen konnte, um meine aufgestauten Aggressionen loszuwerden. Und was auch immer in dem Gebüsch da steckte, könnte sich für ein kleines Katz-und-Maus-Spiel eignen.
    Ich schlich um das Gebüsch herum, das Rascheln wurde lauter, und hervor schoss eine ... Katze?
    Verwundert neigte ich den Kopf zur Seite und starrte das Geschöpf an. Keine Katze. Aber was zum Teufel war es dann?
    Flauschiges Fell, buschiger Schwanz, niedlich, dunkel mit einem hellen Streifen ... Ich wusste, dass ich so ein Tier schon mal irgendwo gesehen hatte, aber ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich fragte mich, ob es wohl freundlich sei, und tat zögerlich einen Schritt darauf zu. Sein großer, buschiger Schwanz flatterte im Wind. Dieser Puschel war so hübsch und verlockend, dass ich meine Katzenmanieren vergaß und mich darauf stürzte.
    Das Geschöpf wirbelte herum und kehrte mir das Hinterteil zu.
    O Scheiße! Ein Stinktier!
    In dem Moment, als mir wieder einfiel, was das war, zielte das Vieh, wackelte leicht mit dem Hintern, und ein breiter Sprühstrahl schoss auf mich zu. Ich jaulte auf und sprang mit großen Sätzen davon, aber da hatte mich das widerlich stinkende Parfüm schon durchnässt. Zum Glück hatte der Strahl nicht meine Augen erwischt, aber ich gab dem Skunk keine Gelegenheit, einen zweiten Treffer anzubringen. Ich flitzte schleunigst zum Festsaal zurück.
    Als ich die Treppe erreichte, bremste ich ab, weil ich heftig niesen musste. Was zum Kuckuck sollte ich jetzt machen? Wenn ich als Katze da hineinlief, würde ich den ganzen Laden verpesten. Als Mensch hineinzugehen wäre aber noch schlimmer, denn je
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