Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Titel: Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
leer zu trinken?« Camille runzelte die Stirn und zeichnete mit der Fingerspitze eine Spirale an ihr beschlagenes Glas, von dem Kondenswasser auf den Tisch tropfte.
    »Vielleicht schon. Jedenfalls lang genug, um zu erfahren, wie sie hierherkommen können. Irre halten auch zusammen, und der Elwing-Blutclan wird von Dredge geführt, dem größten Irren von allen. Haben wir ein Glück, was?« Ich blickte zur Bar hinüber, wo sich ein neuer Ansturm von Gästen drängte. »Hier ist gleich die Hölle los, ich muss wieder an die Arbeit. Wir treffen uns zu Hause. Passt bloß gut auf euch auf. Irgendetwas geht hier vor – ich kann es fühlen.«
    Camille hob das Gesicht, das von der sanften Deckenbeleuchtung in einen goldenen Schimmer getaucht wurde. »Du hast recht, ich rieche es im Wind. Uns stehen böse Zeiten bevor. Ich weiß nur nicht, was genau.« Sie gab Trillian einen Wink. »Gehen wir. Delilah und Iris warten vermutlich schon mit dem Abendessen auf uns.«
    Als sie sich aus der Sitznische schoben und zur Tür gingen, ließ Trillian sich ein wenig zurückfallen. »Augen auf«, sagte er zu mir. »Der Elwing-Clan wird Wisteria mit Begeisterung aufnehmen. Achte sehr genau darauf, wer durch das Portal kommt.«
    Ich nickte, und er wandte sich ab. Ich mochte ihn nicht besonders, aber dumm war er nicht. Ich wandte mich wieder der Bar zu und ließ den Blick über die weiter anschwellende Menge schweifen. Binnen fünf Minuten war der Laden proppenvoll. Seit etwa einem Monat entdeckten immer mehr Erdwelt-Übernatürliche den Wayfarer, und nun kamen sie in Scharen.
    Neben mehreren ganz normalen Feen aus der Anderwelt entdeckte ich zwei Lykanthropen, die an einem Tisch in der Ecke die Köpfe zusammensteckten, eine umwerfend schöne Werpuma-Frau, die ausgerechnet hier Daphne du Mauriers Rebecca las, ein halbes Dutzend Hauselfen, die in eine Art Trinkspiel vertieft waren, und ein paar VBM aus der Neue-Heiden-Szene, die Wahrsage-Unterricht bei einer der Elfen-Seherinnen nahmen, die sich in der Erdwelt niedergelassen hatte. Außerdem waren noch vier Feenmaiden da, sämtlich auf der Suche nach einem guten, harten Fick. Sie waren seit zwei Stunden hier und hatten seither ganze zwei Runden Drinks gekauft.
    Ich war gerade auf den Weg dorthin, um ihnen die Meinung zu sagen, als die Tür aufflog und Chase Johnson hereinkam, mit einem hässlichen, riesigen Ketchup-Fleck auf dem Hemd. Mir lag schon ein fieser Kommentar auf den Lippen, doch plötzlich erstarrte ich, als meine Nase meldete, dass das kein Ketchup war. Chase war mit Blut beschmiert. Schwindel überkam mich, und ich zwang mich, die Augen zu schließen und bis zehn zu zählen.
    Eins... zwei... Denk nicht einmal daran, ihn anzugreifen. Drei... vier... Du hast schon gegessen, ehe du zur Arbeit gegangen bist. Fünf... sechs... Chase ist Delilahs Freund, und wenn du ihm etwas tust, wird sie stinksauer sein. Sieben... acht... Schieb die Versuchung beiseite. Chase ist ein netter Kerl, das kommt gar nicht in Frage. Neun... Das Blut kommt nicht von Chase, es klebt nur an seinem Hemd und dem Anzug. Zehn... Atme tief durch, obwohl du nicht zu atmen brauchst. Stoße den Atem langsam und laut wieder aus und lass ihn die Anspannung und den Durst mitnehmen, so dass sie gereinigt werden und verfliegen.
    Als das letzte bisschen Luft aus meinem Körper geströmt war, öffnete ich die Augen. Jedes Mal fiel es mir ein bisschen leichter. Mit jedem Mal fühlte ich, wie wieder ein bisschen mehr Kontrolle in mein Leben einzog. Wenn ich auf der Jagd war und nicht nach Perversen suchen konnte, sondern mich von irgendjemandem nähren musste – einem Unschuldigen, der nur zufällig gerade da war –, benutzte ich diese Technik ebenfalls. Sie hielt mich davon ab, dauerhaften Schaden anzurichten. Allerdings hatte ich es aufgegeben, meiner Psyche antrainieren zu wollen, diesen Vorgang als Ernährung statt als Genuss anzusehen. Es fühlte sich immer gut an, und daran würde sich auch nichts ändern.
    »Chase, was ist los? Bist du verletzt?«
    Seine Augen weiteten sich, als er meinem Blick begegnete, doch dann schüttelte er den Kopf und wies mit einem Nicken zur Tür. »Gleich gegenüber, im Kino – wir haben eine Meldung bekommen, da gäbe es irgendwelchen Ärger. Als wir hinkamen, haben wir vier Tote gefunden. Zwei Männer, zwei Frauen.«
    »Was ist passiert?« Was auch immer es war, es musste übel gewesen sein. Chase war klug genug, um zu wissen, dass er nicht mit Blut beschmiert in meiner Bar auftauchen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher