Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13

Titel: Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
die Einzigen, die sich Schattenschwinge in den Weg stellen. Und das ist eine beängstigende Position – bestenfalls. Der Delmonico Cinema Complex war das älteste Kino im Stadtteil Belles-Faire, wo der Wayfarer liegt. Es war original erhalten, mit quietschenden Sesseln und einem Balkon aus den Fünfzigern, auf dem Pärchen sich schon immer zur Zelluloid-Ekstase geknutscht hatten – das Delmonico hatte schon bessere Zeiten gesehen. Aber für diesen Vorort von Seattle hatte es einen nostalgischen Charme, denn es stammte aus einer Zeit, als Platzanweiser tatsächlich genau das taten, als noch echte Butter aufs Popcorn kam und am Samstagnachmittag Monsterfilme gezeigt wurden.
    Das Kino war leer. Die Besucher hatten nicht einmal mitbekommen, was passiert war. Ich vermutete, es waren ohnehin nicht allzu viele gewesen. Unter der Woche waren die Spätvorstellungen nicht gut besucht, außer es gab irgendeinen Kultklassiker wie Die Rocky Horror Picture Show oder Plan 9 aus dem Weltall . Eine junge Frau, der Uniform nach vermutlich die Kartenabreißerin, und zwei Snack-Verkäufer saßen auf einer Bank und warteten darauf, dass Chase’ Team sie endlich gehen ließ.
    »Sie wissen nicht, warum genau wir hier sind, also sag vor ihnen am besten nichts«, ermahnte Chase mich mit gesenkter Stimme. »Je nachdem, was wir finden, erzählen wir ihnen lieber, es hätte eine Prügelei gegeben und irgendjemandem sei die Nase gebrochen worden.«
    Er führte mich über die mit abgewetztem Teppich belegten Stufen nach oben, und ich folgte ihm. Zum Glück hatte ich genug Selbstbeherrschung, um meine Instinkte im Zaum zu halten. Ich verdrängte den Geruch nach frischem Blut aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf das, was Chase mir erzählte.
    »Wir haben vor etwa einer Stunde einen anonymen Hinweis erhalten. Der Anrufer hat direkt meine Nummer gewählt, er wusste also, dass das ein Fall für das AETT ist«, sagte er.
    Das Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Team war Chase’ Baby. Er hatte die Sondereinheit aufgebaut, als der Anderwelt-Nachrichtendienst ihn in die Erdwelt-Division aufgenommen hatte. Seine Modelleinheit wurde zum Standard für alle landesweiten Divisionen, die danach eingerichtet wurden. Das Team war für alle polizeilichen Angelegenheiten und andere Notfälle zuständig, die Feen oder erdgebundene Übernatürliche betrafen.
    »Du meinst, er hat direkt deine Abteilung angerufen? Deine Durchwahl ist doch nicht öffentlich, oder?« Aus irgendeinem Grund erschien mir das seltsam.
    Chase schüttelte den Kopf. »Nein, aber die wäre nicht allzu schwer herauszufinden, wenn jemand sie wirklich wissen wollte. Na ja, jedenfalls war die Nummer des Anrufers unterdrückt, und er klang so, als sei er ziemlich sicher, dass das AETT gebraucht wird. Aber als wir hier ankamen, haben wir eine Weile benötigt, bis wir feststellen konnten, dass die Opfer von Vampiren angegriffen wurden. Auf den ersten Blick hätte hier gar nichts ungewöhnlich ausgesehen. Sofern man irgendeinen Mord als gewöhnlich bezeichnen kann. Derjenige, der mich angerufen hat, wusste also genau, dass diese Leute nicht von einem VBM ermordet wurden.«
    Es war merkwürdig, den Begriff »VBM« aus Chase’ Mund zu hören, weil er selbst einer war, aber eigentlich war es nur logisch. Die Abkürzung war einfacher, als jedes Mal »Vollblutmensch, erdgeboren« zu sagen.
    »Hat jemand die Leichen bewegt? Könnte es sein, dass jemand nachsehen wollte, ob sie noch am Leben sind, und dabei die Einstiche bemerkt hat?« Ich starrte auf die Opfer hinab. Die AND-Mediziner untersuchten sie immer noch. Na ja, das waren offizielle AND-Mediziner gewesen, bis vor ein paar Monaten – jetzt war der Anderwelt-Nachrichtendienst praktisch unser eigenes Baby, und wir trafen die Entscheidungen.
    »Nein. Das glaube ich nicht. Sharah hat gesagt, sie hätten reichlich Blut gefunden, aber die Verteilung weise darauf hin, dass sie noch genau da liegen, wo sie waren, als sie gestorben sind.«
    »Da wir gerade von Blut sprechen... «, sagte ich gedehnt und blickte auf die vier Leichen hinab. Bis heute Abend waren diese Leute lebendig und vermutlich recht glücklich gewesen. Ich war beileibe kein Engel, aber ich suchte mir meine Opfer unter dem Abschaum des Abschaums, was mir ein schlechtes Gewissen ersparte.
    »Ja?« Chase tippte mir auf die Schulter. Er sah ein bisschen besorgt aus. »Menolly, alles klar?«
    »Ja«, sagte ich und rüttelte mich aus meinen Gedanken auf. »Mir geht’s gut. Ich wollte gerade
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher