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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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stellte sich auf die Hinterbeine und starrte mich mit zuckendem Näschen an. Ich schluckte gegen meine sämtlichen Instinkte an, die mir befahlen, ihr mit der Pfote eins überzubraten; stattdessen setzte ich ein freundliches »Hallo, wie geht’s denn so?«-Lächeln auf.
    »Brauchst du Hilfe?«, quiekte sie.
    »Was glaubst du denn? Sehe ich so aus, als bräuchte ich Hilfe?«, erwiderte ich.
    Sie warf mir einen gequälten Blick zu. »Ich habe keine Zeit für so etwas. Meine Kinder sind hungrig. Brauchst du jetzt Hilfe oder nicht?«
    O Große Mutter, die Götter mögen mir beistehen. Schlimm genug, dass ich so weichherzig gewesen war und sie hatte gehen lassen – jetzt sollte ich auch noch gezwungen sein, mir von der Vorspeise einen Gefallen erweisen zu lassen? »In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es«, brummte ich, obwohl mein Ego sich praktisch im Höllenfeuer wand.
    Ein Glitzern huschte durch ihre Augen, und sie blies sich keckernd vor mir auf. »Dann sag es.«
    »Was denn?«
    »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.«
    Ich fuhr hoch: »Was? Du erwartest von mir, dass ich – warte!«
    Bei meinem Wutausbruch hatte sie kehrtgemacht und hüpfte nun davon.
    »Komm zurück. Bitte!«
    »Wirst du es sagen?«, fragte sie über die Schulter.
    Ich wand mich. Da mir jedoch nichts anderes übrigblieb, ließ ich den Kopf hängen und hoffte inständig, dass niemand je ein Sterbenswörtchen davon erfahren würde. »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.« Das war’s. Die vollkommene Demütigung. Meine Nacht war endgültig perfekt.
    Sie schnüffelte befriedigt und untersuchte dann vorsichtig meinen Schwanz. Ein Knabbern hier, ein Knibbeln dort, und sie hatte die Stiele der Kletten durchgenagt, die sich in meinem Fell verfangen hatten. Ich ließ den Schwanz hin und her peitschen. Das Gewicht der Kletten brachte mich ein klein wenig aus der Balance, aber ich war frei, und das war die Hauptsache. Widerstrebend bedankte ich mich bei der Maus, die sofort davonhuschte.
    Ein weiteres Rascheln aus dem Wald, und ich nahm ebenfalls die Beine in die Hand. Ich hegte den Verdacht, dass sich ein Werwesen da drin versteckte, aber ich wusste auch von ein paar Dämonen, die Katzenmagie benutzen konnten; also würde ich mich lieber nicht darauf verlassen, dass derjenige, der mich da belauerte, ein Katzenfreund war. Ich holte tief Luft und flitzte über den offenen Rasen hinter dem Haus.
    Die Hintertür zur Veranda war verschlossen, aber ich hatte eine Katzenklappe eingebaut. Camille hatte sie mit Schutzzaubern versehen, die an meine Aura angepasst waren, so dass jeder außer mir, der hier durchschlüpfen wollte, sofort Alarm auslösen würde.
    Sobald ich die sichere Veranda erreicht hatte, kratzte ich an der Küchentür, bis Iris sie öffnete. Sie hob mich hoch und kraulte mich unter dem Kinn, und ich ergab mich ohne Gegenwehr. Iris liebte Katzen und behandelte mich wie ihr persönliches Schmusetier. Die Talonhaltija war klein und stämmig, hübsch auf eine rotwangige, ländliche Art, mit einem Lächeln, das einen Eisberg schmelzen könnte. Sie hatte sich an eine Familie in Finnland gebunden, die aber schließlich ausgestorben war. Daraufhin hatte sich der Hausgeist beim AND beworben – dem Anderwelt-Nachrichtendienst, für den meine Schwestern und ich arbeiteten. Sie hatten Iris in der Erdwelt belassen und uns als Assistentin zugewiesen.
    Anfangs hatte sie nur in Camilles Buchhandlung gearbeitet, doch nach einer unangenehmen Begegnung mit dem Dämon Bad Ass Luke war Iris bei uns zu Hause eingezogen. Sie kümmerte sich um den Haushalt und half uns, wenn es nötig war. Für uns war das ein bisschen so, als wohnte nun unsere Lieblingstante bei uns.
    »Armes Kätzchen. Harte Nacht gehabt?«, fragte sie und untersuchte mein Fell. »Was haben wir denn hier? Einen Schwanz voller Kletten? Und Flöhe?« Sie rümpfte die Nase. »Was hast du nur wieder angestellt, mein Mädchen? Komm, wir machen dich lieber gleich sauber. Diese Kletten muss ich herausschneiden, bevor du dich zurückverwandelst, aber ich fürchte, der Hintern wird dir trotzdem höllisch weh tun.«
    Ich wand mich und wollte ihr von dem Fremden erzählen, den ich draußen gespürt hatte, aber sie konnte mich ja nicht verstehen. Ich konnte in meiner Katzengestalt sowohl Feen als auch Menschen verstehen, aber wir waren noch nicht dahintergekommen, wie man die Kommunikation in beide Richtungen bewerkstelligen könnte.
    Als Iris mich zum Küchentresen trug und die Schere hochhielt,
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