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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11
Autoren: Terry Goodkind
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›Schwester‹. Cara stammte aus dem fernen Land D’Hara, mit Ausnahme des Lord Rahl stand in Caras Augen niemand nirgendwo im Rang höher als sie selbst. Ihr größtes Zugeständnis bestand darin, dass sie Kahlan in ihrer Pflicht gegenüber Richard als ebenbürtig betrachtete. Von Cara als ebenbürtig angesehen zu werden, war allerdings eine überaus große Ehre.
    Wenn aber Cara Richard mit ›Lord Rahl‹ ansprach, schwang dabei nichts von einem ›Bruder‹ mit. Dann sprach sie genau das aus, was sie meinte: Lord Rahl.
    Für die Männer mit den aufgebrachten Stimmen war der Titel eines Lord Rahl eine ebenso fremdartige Vorstellung wie das ferne Land D’Hara selbst. Kahlan stammte aus den Midlands, die D’Hara von Westland trennten. Die Menschen hier in Westland wussten weder etwas von den Midlands noch von der Mutter Konfessor. Jahrzehntelang waren die drei Bestandteile der Neuen Welt durch unüberwindbare Grenzen voneinander getrennt gewesen, dadurch war alles, was jenseits dieser Grenzen lag, mit einem Schleier des Geheimnisvollen umgeben. Erst im vergangenen Herbst waren diese Grenzen gefallen.
    Im darauf folgenden Winter war schließlich auch die gemeinsame Barriere im Süden der drei Länder durchbrochen worden, die mehr als dreitausend Jahre lang die Gefahr der Alten Welt hermetisch ausgegrenzt hatte, was die Imperiale Ordnung auf den Plan gerufen hatte. Im vergangenen Jahr war die Welt in Aufruhr versetzt worden; alles, womit die Menschen aufgewachsen waren, hatte sich verändert.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Menschen Schaden zufügt, nur weil sie sich weigern, uns zu helfen«, sagte Richard an Cara gewandt. »Damit wäre nichts gewonnen, und am Ende würden wir uns damit nur noch zusätzliche Schwierigkeiten einhandeln. Was wir hier zu errichten begonnen haben, hat nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Ich hatte geglaubt, dieser Ort sei sicher, doch ist dies leider nicht der Fall. Also werden wir einfach weiterziehen.«
    Er kehrte Kahlan den Rücken zu; allmählich wich die Erregung aus seiner Stimme.
    »Ich hatte gehofft, dich nach Hause zu bringen, an einen Ort des Friedens und der Ruhe, doch wie es scheint, bin ich selbst zu Hause nicht willkommen. Tut mir Leid.«
    »Das trifft doch nur auf diese Männer zu, Richard.« Die Bevölkerung Anderiths hatte, unmittelbar bevor Kahlan überfallen und zusammengeschlagen worden war, Richards Angebot abgelehnt, sich dem aufstrebenden d’Haranischen Reich anzuschließen, das er in die Freiheit führen wollte. Stattdessen hatte sich das Volk von Anderith bereitwillig auf die Seite der Imperialen Ordnung geschlagen. Es schien, als habe Richard Kahlan zur Frau genommen und alles andere im Stich gelassen. »Was ist mit deinen wahren Freunden hier?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen … erst wollte ich einen Unterschlupf bauen. Jetzt ist dafür keine Zeit. Vielleicht später.«
    Kahlan langte nach der an seiner Seite herabhängenden Hand. Seine Finger waren zu weit entfernt. »Aber Richard…«
    »Hör zu, es ist nicht mehr sicher, hier zu bleiben. So einfach ist das. Ich habe dich hierher gebracht, weil ich dachte, hier könntest du dich in aller Ruhe erholen und wieder zu Kräften kommen. Ich habe mich getäuscht, dem ist nicht so. Wir können nicht hier bleiben. Verstehst du das?«
    »Ja, Richard.«
    »Wir müssen weiterziehen.«
    »Ja, Richard.«
    Die Angelegenheit hatte noch einen weiteren Aspekt, das wusste sie – etwas, das sehr viel wichtiger war als die unmittelbare Tortur, die das für sie bedeutete. Sie hatte einen entrückten, besorgten Blick in den Augen.
    »Aber was ist mit dem Krieg? Alle zählen auf uns – auf dich. Bis ich mich wieder erholt habe, kann ich keine große Hilfe sein, aber dich brauchen sie sofort. Das d’Haranische Reich braucht dich. Du bist Lord Rahl, du bist ihr Anführer. Was tun wir hier? Richard…« Sie wartete, bis er den Kopf drehte und sie ansah. »Warum ergreifen wir die Flucht, wenn alle auf uns zählen?«
    »Ich tue, was ich tun muss.«
    »Was du tun musst? Was soll das heißen?«
    Ein dunkler Schatten fiel über sein Gesicht, als er sich abwandte.
    »Ich hatte … eine Vision.«

2. Kapitel
    »Eine Vision?«, fragte Kahlan mit unverhohlenem Erstaunen.
    Richard verabscheute alles, was mit Prophezeiungen zu tun hatte; sie hatten ihm stets nichts als Ärger eingebracht.
    Prophezeiungen waren immer zweideutig und für gewöhnlich rätselhaft, egal, wie eindeutig sie nach außen hin erschienen. Ungeübte
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