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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11
Autoren: Terry Goodkind
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mit verlegener Stimme. »Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen an unsere Familien und an all die anderen denken.«
    Ein anderer Mann meldete sich zu Wort, er klang aufrichtig empört. »Außerdem scheinst du plötzlich ziemlich hochtrabend geworden zu sein mit deinen eleganten Kleidern und diesem Schwert, gar nicht mehr so wie früher, als du noch Waldführer warst.«
    »Genau«, pflichtete ihm ein anderer bei. »Dass du fortgegangen bist und ein wenig von der Welt gesehen hast, heißt noch lange nicht, dass du zurückkommen und so tun kannst, als wärst du was Besseres als wir.«
    »Ihr seid euch also alle einig, dass ich den mir gebührenden Rang überschritten habe«, stellte Richard fest. »Ist es das, was ihr mir sagen wollt?«
    »Wie ich es sehe, hast du deinem Volk, deinen Wurzeln, den Rücken gekehrt. Offenbar glaubst du, unsere Frauen sind nicht mehr gut genug für den großen Richard Cypher. Nein, er musste ja irgendeine Frau von weit her heiraten. Und dann kommt ihr hierher zurück und denkt, ihr könnt Eindruck bei uns schinden.«
    »Wie denn? Mit was denn? Indem ich die Frau heirate, die ich liebe? Das gilt in euren Augen als eitel? Das nimmt mir das Recht, in Frieden zu leben? Und ihr das Recht, gesund zu werden, wieder auf die Beine zu kommen und weiterzuleben?«
    Diese Männer kannten ihn als Richard Cypher, einen einfachen Waldführer, und nicht, wie er herausgefunden hatte, als den Menschen, der er tatsächlich war und zu dem er sich entwickelt hatte. Er war noch derselbe wie zuvor, nur hatten sie ihn in vielerlei Hinsicht nicht gekannt.
    »Du solltest den Schöpfer auf Knien darum bitten, dass er deine Frau gesund macht«, warf ein anderer Mann ein. »Die gesamte Menschheit ist ein niederträchtiger und unwürdiger Haufen. Du solltest beten und den Schöpfer um Vergebung bitten für deine ruchlosen Taten und deine Sündhaftigkeit – das hat dir und deiner Frau all den Ärger eingetragen. Stattdessen willst du deinen Ärger unter ehrliche, arbeitsame Menschen tragen. Du hast kein Recht, uns mit deinen sündigen Problemen zu behelligen, das ist nicht des Schöpfers Wille. Denk doch mal an uns. Der Schöpfer will, dass du dich in Demut übst und anderen hilfst – deswegen hat Er sie aufs Krankenlager geworfen, weil Er euch beiden eine Lektion erteilen wollte.«
    »Hat er dir das selbst gesagt, Albert?«, fragte Richard. »Sucht dich dein Schöpfer etwa auf, um seine Pläne mit dir zu besprechen und dir seine Wünsche anzuvertrauen?«
    »Er spricht zu jedem, der über die rechte Bescheidenheit verfügt, Ihm zuzuhören.« Albert schäumte.
    »Außerdem«, meldete sich ein anderer Mann zu Wort, »muss man über diese Imperiale Ordnung, vor der du uns warnst, auch ein paar gute Dinge sagen. Wärst du nicht so dickköpfig, würdest du das einsehen, Richard. An dem Wunsch nach anständiger Behandlung für alle ist nichts verkehrt, er zeugt nur von einer ehrlichen Gesinnung. Es ist der Wunsch des Schöpfers, wie du zugeben musst, und dasselbe predigt auch die Imperiale Ordnung. Wenn du der Imperialen Ordnung nicht wenigstens das zu Gute halten kannst – nun, dann wäre es wohl das Beste, du verschwindest, und zwar schnell.«
    Kahlan stockte der Atem.
    Richard verkündete mit unheilvoller Stimme: »Ganz wie ihr wollt.«
    Dies waren Männer, die Richard kannte. Er hatte sie alle mit Namen angesprochen und sie an die gemeinsamen Jahre und Taten erinnert. Und er hatte Geduld mit ihnen bewiesen. Doch als seine Geduld schließlich erschöpft war, war sie in Unduldsamkeit umgeschlagen.
    Pferde schnaubten und stampften mit den Hufen, ihr Lederzaumzeug knarzte, als die Männer aufsaßen. »Morgen früh kommen wir zurück und brennen diese Hütte nieder. Besser, wir treffen in der Nähe weder dich noch deine Leute an, denn sonst verbrennt ihr mit ihr.« Ein paar letzte Verwünschungen, dann galoppierten die Männer davon. Das Donnern der sich entfernenden Hufe fuhr Kahlan bis ins Mark. Selbst das tat weh.
    Sie bedachte Richard mit einem dünnen Lächeln, auch wenn er es nicht sehen konnte. Hätte er nur ihretwegen nicht gebettelt! Niemals, das wusste sie, hätte er für sich selbst um etwas gebettelt.
    Licht flutete über die Wand, als die Decke vor der Tür zurückgeschlagen wurde; aus Richtung und Art des Lichts schloss Kahlan, dass es etwa um die Mittagszeit an einem leicht bewölkten Tag sein musste. Richard erschien neben ihr, sein hoch gewachsener Körper ragte vor ihr in die Höhe und warf einen
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