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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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ja bekanntlich auch fähig ist.«
    Im Lande der Götter, im Götterland, nahe Nehwons Lebenspol gelegen, der sich in der südlichen Hemisphäre befindet als Gegenpol zum Schattenland (dem Reich des Todes), saßen mit untergeschlagenen Beinen drei Götter im Kreis; sie fingen die Stimmen Fafhrds und des Mauslings aus dem allgemeinen Gemurmel ihrer Gläubigen heraus, der derzeitigen wie der ehemaligen, ein Brausen, das ewig in den Ohren jedes Gottes widerhallt, als hielte er sich eine Muschel davor.
    Einer der drei Götter war Issek, dem Fafhrd einst drei Jahre lang als Jünger gedient hatte. Issek sah aus wie ein schmächtiger Jüngling mit Hand- und Fußgelenken, die gebrochen schienen: sie waren im rechten Winkel abgeknickt. Während seiner Leidenszeit war er übel gefoltert worden. Der zweite Gott war Kos, den Fafhrd während seiner Kindheit in der Eisöde verehrt hatte, ein ziemlich muskulöser, untersetzter Gott mit einem grimmigen, vielleicht sogar mürrisch zu nennenden Gesicht, das hinter einem dichten Bart kaum auszumachen war. Er hatte sich in dicke Felle gewickelt. Der dritte Gott war Mog, einer vierbeinigen Spinne gleichend, mit einem recht hübschen, wenn auch nicht gänzlich menschlichen Gesicht. Einmal hatte sich Ivrian, die erste Liebe des Mauslings, in eine Statuette Mogs verknallt, die er für sie gestohlen hatte; sie war zu dem vielleicht etwas willkürlichen Schluß gekommen, daß Mog und der Mausling sich ähnlich sahen.
    Der Mausling war der grundsätzlichen Überzeugung, seit seiner Geburt Atheist zu sein – aber das stimmte nicht. Er hatte sich mehrere Wochen lang einen Spaß daraus gemacht, fest an Mog zu glauben – teils um Ivrian zu Gefallen zu sein, die er sehr verwöhnte, doch teils auch weil er sich geschmeichelt fühlte, daß ein Gott wie er aussehen wollte.
    So waren der Mausling und Fafhrd eindeutig zu den Gläubigen zu rechnen, wenn auch zu den ehemaligen, und so griffen sich die drei Götter deswegen ihre Stimmen heraus, weil sie die bemerkenswertesten Gläubigen waren, die sie je gehabt hatten, und weil sie prahlten. Denn wenn es um Prahlerei geht, haben Götter ein scharfes Gehör, auch wenn jemand Selbstzufriedenheit oder Glücksgefühle zum Ausdruck bringt oder die feste Absicht, dieses oder jenes zu tun, oder meint, daß dieses oder jenes gewißlich geschehen muß, oder wenn andere Worte fallen, die erkennen lassen, daß ein Mensch sich in gewissem Umfang als Herr über sein Geschick wähnt. Und die Götter sind eifersüchtig, leicht erzürnbar, pervers und schnell bei der Hand, jemandem Steine in den Weg zu legen.
    »Sie sind es – die hochmütigen Burschen!« ächzte Kos, der unter seinen Fellen schwitzte – denn Götterland ist ein Paradies.
    »Sie haben mich seit Jahren nicht angerufen – die Undankbaren!« sagte Issek und reckte das zierlich geschwungene Kinn. »Wenn es nach denen ginge, könnten wir genausogut tot sein – aber immerhin haben wir noch andere Gläubige. Aber das wissen sie nicht – herzlos sind sie.«
    »Sie haben nicht einmal unseren Namen fluchend in den Mund genommen«, sagte Mog. »Meine Herren, ich glaube, es ist Zeit, daß sie ein wenig göttlichen Zorn zu spüren bekommen. Einverstanden?«
     
    Mit ihrem Gerede über Frix und Hisvet hatten der Mausling und Fafhrd gewisse unmittelbare Gelüste geweckt, ohne dabei die Stimmung selbstgefälliger Nostalgie ernsthaft in Gefahr zu bringen.
    »Was meinst du, Mausling?« fragte Fafhrd gelassen. »Sollen wir was aufreißen? Die Nacht ist noch jung.«
    Sein Gefährte erwiderte großspurig: »Wir brauchen uns nur ein wenig zu rühren, unser Interesse nur anzudeuten, und schon widerfahren uns die aufregendsten Dinge. Wir haben so viele Mädchen beschlafen und sind von ihnen bewundert worden, daß wir sicher auf zwei davon treffen. Oder auch vier. Die werden dann unsere Stimmung sofort dankbar erkennen und herbeigeeilt kommen. Wir machen uns auf Mädchenjagd – wobei wir selbst der Köder sind!«
    »Also los!« sagte Fafhrd, trank aus und erhob sich etwas unsicher.
    »Ach, was für lüsternde Hunde!« knurrte Kos und schüttelte sich den Schweiß von der Stirn, denn im Götterland ist es warm (und ziemlich überfüllt). »Aber wie sollen wir sie strafen?«
    Mog lächelte schief, da seine Gesichtsstruktur teilweise insektenartig war. »Sieht so aus, als hätten sie sich ihre Strafe schon ausgesucht.«
    »Die Folter der Hoffnung!« rief Issek eifrig. »Wir gehen auf ihre Wünsche ein ...«
    »... und lassen
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