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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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Gegner Fafhrds vertraute auf einen nach unten gerichteten Stoß. Der Nordling jedoch ließ seine Waffe im Gegenuhrzeigersinn schwingen und stieß ihm die Klinge in den Leib, wobei das silbrige Schwert seine rechte Schläfe um Haaresbreite verfehlte.
    Trotzig stampfte die Nymphe mit nacktem Fuß auf und verschwand in der Luft oder vielleicht im Nirgendwo.
    Der Mausling machte Anstalten, seine Klinge am Bettzeug abzuwischen, stellte aber fest, daß dazu keine Veranlassung bestand. Er zuckte die Achseln. »Pech für dich, Genosse«, sagte er spöttisch-bekümmert. »Jetzt wirst du das leckere Ding nicht auf deinem Goldhaufen ausbreiten und vernaschen können.«
    Fafhrd wollte ›Graywand‹ an seinem Laken reinigen und bemerkte dabei ebenfalls, daß die Waffe keine Blutspuren aufwies. Er runzelte die Stirn. »Tut mir leid für dich, bester aller Freunde«, sagte er mitfühlend. »Jetzt kannst du sie nicht unter dir spüren, wie sie sich in mädchenhafter Begeisterung auf deiner Diamantencouch windet, deren Funkeln ihr bleiches Fleisch durchscheinend zucken läßt.«
    »Fort mit dem weibischen künstlerischen Unrat – woher wußtest du, daß ich von Diamanten geträumt habe?« wollte der Mausling wissen.
    »Ja, woher?« fragte sich Fafhrd staunend. Schließlich wich er der Antwort mit der Bemerkung aus: »Vermutlich auf demselben Wege, auf dem du erfahren hast, daß meine Träume um Gold kreisten.«
    Die beiden übermäßig langen Leichen suchten sich diesen Augenblick aus, um zu verschwinden – und der abgetrennte Kopf tat es ihnen nach.
    Weise sagte Fafhrd: »Mausling, mir will scheinen, als wären hier übernatürliche Kräfte im Spiel gewesen.«
    »Oder Halluzinationen, du großer Philosoph«, gab der Mausling ein wenig mürrisch zurück.
    »O nein«, widersprach Fafhrd. »Die Burschen haben nämlich ihre Waffen zurückgelassen, wie du siehst.«
    »Richtig«, räumte der Mausling ein und betrachtete die schmiedeeiserne und die plattierte Klinge auf dem Boden mit gierigen Blicken. »Die würden am Kuriositätenhof hübsches Geld bringen.«
    Der Große Gong von Lankhmar tönte gedämpft durch die Wände mit den feierlichen dröhnenden zwölf Mittagsschlägen – der Augenblick, da sich bei Beerdigungen der Spaten in den Boden bohrt.
    »Ein nachträgliches Omen«, verkündete Fafhrd. »Jetzt wissen wir, woher die übernatürlichen Kräfte gekommen sind. Aus dem Schattenland, der Endstation bei allen Beerdigungen.«
    »Ja«, stimmte der Mausling zu. »Prinz Tod, der flinke Bursche, hat wieder einmal die Hände nach uns ausgestreckt.«
    Fafhrd spritzte sich aus einer großen Schale an der Wand kühles Wasser ins Gesicht. »Na schön«, sagte er durch das Plätschern. »Es war immerhin ein hübscher Köder. Wahrlich, nichts eignet sich besser als ein reifes Mädchen, vernascht oder nur nackt geschaut, um Appetit aufs Frühstück zu bekommen.«
    »In der Tat«, erwiderte der Mausling, kniff die Augen zusammen und rieb sich das Gesicht mit einer Handfläche ein, die er in weißen Brandy getaucht hatte. »Das typische frisch erblühte, noch unreife Ding für deine satyrhaften Gelüste, du alter Wüstling.«
    In dem nun folgenden Schweigen hörte das Wasserplätschern plötzlich auf, und Fafhrd fragte in unschuldigem Ton:
    »Wessen satyrhaften Gelüste?«

V. In der Gewalt der Götter
Under the Thumbs of the Gods (1975)
    Der Graue Mausling und Fafhrd saßen eines Abends im Silbernen Aal, tranken sich in eine selbstbeweihräuchernde nostalgische Stimmung und sprachen über alte Liebschaften und amouröse Abenteuer. Sie prahlten sogar ein wenig vor dem anderen über ihre neuesten erotischen Eroberungen (obwohl es stets sehr unklug ist, sich solcher Dinge zu rühmen, besonders mit lauter Stimme; man weiß ja nie, wer mithört).
    »Obwohl Hisvet ein großes Talent hatte, das Böse anzuziehen«, sagte der Mausling, »blieb sie doch immer ein Kind. Aber warum überrascht mich das? Das Böse fällt Kindern leicht, für sie ist es ein Spiel, sie kennen keine Scham. Ihre Brüste sind nicht größer als Walnüsse oder Limonen oder allenfalls kleine Mandarinen, auf denen Haselnüsse sitzen – alle acht.«
    Fafhrd sagte: »Frix ist die Dramatik in Person. Du hättest sie sehen sollen, wie sie sich in der gleichen Nacht noch auf die Zinnen stellte, die Augen ergriffen funkelnd, zu den Sternen gerichtet. Nackt bis auf ein paar Kupferschmuckstücke, die so frisch wirkten wie die Morgenröte. Sie sah aus, als wolle sie fliegen – wozu sie
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