Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Mundpropaganda erfolgte sofort und mit großer Intensität, die noch erhöht wurde durch eine neue Entwicklung namens Folk-Rock. Lanny Sokolow besorgte seinem Trio die entsprechenden Verstärker und eine Reihe von freiberuflichen Schlagzeugern und buchte sie als Vorgruppe in der Parrish Hall und an den anderen kostenlosen Veranstaltungsorten im Haight. Bald eröffneten The Three, wie sie sich nannten, für mittelgroße Acts, dann für größere Headliner, wobei sie tatsächlich ziemlich viel Geld ranschafften.
    Ein Talentscout von Oedipus Records hörte ihnen zu, wie
sie an einem besonders guten Abend den Auftritt von Janis einläuteten, und rief in L.A. an. Eine Woche später war Lanny Sokolow weg vom Fenster, ersetzt durch Saul Wineman, der als Häuptling von Oedipus die Gruppe in Jeffries, Ziff and Bolt umtaufte, wobei die Reihenfolge der Namen durch einen Münzwurf entschieden wurde (in Wirklichkeit vier Würfe; jeder der drei verlangte einen neuen Wurf, aber niemand war zufrieden, bis Wineman ein Machtwort sprach).
    Die ersten drei Singles des Trios schafften es in die Top Ten. Die vierte »My Lady Lies Sweetly«, kam auf Anhieb auf Platz eins, und die LP Crystal Morning ebenfalls. Jeder Song auf dem Album wies das Trio als Autoren aus, aber die wirkliche Arbeit war von Lohnschreibern aus dem Brill Building getan worden, die sich für ein einmaliges Honorar verkauften und bereiterklärten, nichts über den Deal nach außen dringen zu lassen.
    Diese Enthüllung befand sich in dem Almanach von Anschuldigungen, die in Lanny Sokolows Privatklage wegen Vertragsbruchs aufgeführt wurden, ein Marathonfressen für die Anwälte, das sich über sechs Jahre hinzog und schließlich durch einen außergerichtlichen Vergleich beendet wurde, drei Wochen vor Sokolows Tod wegen Nierenversagens.
    Sechs nachfolgende Alben wurden mit etwas Hilfe von Saul Wineman produziert. Vier davon erreichten Platin, My Dark Shadows schaffte Gold, und We’re Still Alive floppte. 1982 löste sich die Gruppe wegen »kreativer Differenzen« auf. Saul Wineman war ins Filmgeschäft eingestiegen, und jedes Mitglied des Trios hatte mehr als genug verdient, um als reicher Mann leben zu können. Tantiemen aus den Plattenverkäufen sorgten für die Sahne im Kaffee, obwohl sie jedes Jahr zurückgingen.
    Denny Ziff verbriet sein Vermögen, indem er eine Reihe von unabhängigen Filmen finanzierte, die ungeschickt geschrieben und inszeniert waren. 1985 lebte er in Taos und
malte trübe Landschaftsbilder. 1987 wurde ein kleinzelliges Lungenkarzinom bei ihm diagnostiziert, an dem er innerhalb von drei Monaten starb.
    Mark Bolt ging nach Frankreich, kaufte einige Weinberge und produzierte recht anständigen Bordeaux. Viermal verheiratet und geschieden, zeugte er insgesamt zwölf Kinder, konvertierte zum Buddhismus, verkaufte seine Weinberge und ließ sich in Belize nieder.
    Jack Jeffries lief den Frauen hinterher, wäre fast bei einem Hubschrauberflug über der alaskischen Tundra ums Leben gekommen, gelobte feierlich, sich nie wieder in ein Flugzeug zu setzen, und schlug seine Zelte in Malibu auf, wo er jedem körperlichen Vergnügen frönte, das ihm unterkam. 1995 spendete er seinen Samen einem Paar lesbischer Schauspielerinnen, die ein »kreatives« Kind haben wollten. Die Probe schlug an, und eine der Schauspielerinnen brachte einen Sohn zur Welt. Jeffries war neugierig und bat darum, den Jungen sehen zu dürfen, aber nach den ersten paar Besuchen, zu denen Jeffries bekifft erschien, erklärten ihn die Mütter für ungeeignet und beantragten eine Unterlassungsanordnung. Jack kämpfte nie darum, Kontakt zu seinem Sohn aufnehmen zu können, der inzwischen ein leistungsstarker Schüler in der Oberstufe der Highschool war und in Rye, New York, lebte. Kinder waren nie sein Ding gewesen, und es gab noch all die Musik, die gemacht werden musste.
    Er schlief bis drei, hielt sich ein paar Angestellte, die ihn regelmäßig beklauten, trank und nahm Drogen und stopfte sich voll, als gäbe es keinen Grund zur Mäßigung. Die Tantiemen waren auf hundert Riesen im Jahr geschrumpft, aber mit seinem passiven Einkommen konnte er sich das Haus am Strand, Autos, Motorräder und ein Boot in Newport Beach leisten, das er nie benutzte.
    Von Zeit zu Zeit sang er auf den Platten anderer, umsonst. Wenn er auftrat, dann als Soloact bei lokalen Benfizveranstaltungen
und in Sälen und Lokalen, die immer kleiner wurden. Jedes Jahr wurde er schwerer, er weigerte sich, die Haare zu