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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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werden wir dann sehen. Im Augenblick haben wir andere Sorgen.«
    Plötzlich klingelte die Glocke laut und durchdringend. Niemand hatte daran gedacht, sie abzuschalten, nachdem die Kinder nach Hause geschickt worden waren. Konrad Simonsen zuckte zusammen, so dass sein Stuhl knirschte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er auf seinen Tisch. Arne Pedersen, dessen Verhältnis zu Schulglocken weniger belastet war, wartete ruhig, bis der Lärm aufhörte, bevor er seinen Bericht abschloss.
    »Augenblicklich haben wir uns folgendermaßen aufgeteilt: Paulines Gruppe durchsucht die nähere Umgebung, die Außenanlagen und befragt die Nachbarn. Die Comtesse kümmert sich um die einzelnen Schulzimmer. Troulsen leitet die Befragung der Angestellten, und ich war freigestellt, um auf dich zu warten. Unser größtes Problem ist, dass die Toten niemand kennt und dass der Hausmeister verschwunden ist. Sein Name ist Per Clausen, er muss heute Morgen die Schule aufgeschlossen haben, aber niemand hat ihn gesehen. Vielleicht ist er indisponiert, er scheint hin und wieder ein Alkoholproblem zu haben. Was die Identifikation der Leichen angeht, habe ich eine Reihe von erfahrenen Leuten abgestellt, die im Augenblick herauszufinden versuchen, ob die fünf Männer irgendwo vermisst werden. Bisher aber ohne Resultat.«
    Konrad Simonsen dachte nach, dann stand er auf. Arne Pedersen folgte seinem Beispiel.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde, sorge dafür, dass die anderen Bescheid wissen. Ihr könnt mich in der Turnhalle abholen, aber ich will erst allein mit Elvang sprechen. Sag Troulsen, dass niemand, nicht einmal ein Praktikant, das Schulgelände ohne meine Erlaubnis verlässt, und kümmere dich darum, dass Pauline ins Trockene kommt, die sieht ja schon aus wie ein begossener Pudel. Ich weiß überhaupt nicht, was die da draußen treibt, will sie etwa den Hunden helfen?«
    »Mensch, Konrad, sie ist noch nicht so erfahren.«
    »Dadurch, dass sie nass wird, kriegt sie auch nicht mehr Erfahrung. Besorg ihr einen anständigen Regenmantel. Hier in der Schule gibt es bestimmt irgendwo einen. Und noch etwas, es waren acht Schüler in der Turnhalle. Werden die psychologisch betreut? Und was ist mit den Eltern? Sind die informiert worden?«
    »Oh, nein.«
    Arne Pedersen schlug mit der Faust gegen den Türrahmen. Er hatte selbst zwei Kinder.
    »Kümmere dich darum, aber bring mich erst zu Elvang. Unterwegs kannst du mir dann ja erzählen, was du mir über ihn sagen wolltest. Du hast das alles wirklich gut hingekriegt, Arne. Gute Arbeit.«
    Das Lob klang irgendwie hohl. Wie auf irgendeinem Führungskurs erlernt.

[home]
4
    D er Friedhof lag still und verlassen da, und der Mann mit dem Regenschirm ging langsam, fast demütig an den Grabsteinen vorbei, als spürte er, dass er nicht hierher gehörte. Bei jedem seiner Schritte knirschte der Kies und störte empfindlich die feuchte Stille. Vor einem schmucklosen Grab am Rand des Friedhofs blieb der Mann stehen und stellte einen Klappstuhl auf. Bevor er sich setzte, legte er vorsichtig einen Strauß Blumen auf das Grab. Der Regen gab den Blumen die Frische zurück, eine letzte Liebkosung der Natur, die der Mann, er hieß Erik Mørk, mit einem Lächeln quittierte.
    »Vater, ich habe dir Blumen mitgebracht, denn heute ist ein ganz besonderer Tag, ein Tag, auf den ich so lange gewartet habe. Vielleicht schon seit ich Kind war, auch wenn das natürlich keinen Sinn ergibt. Im Radio kam eben die Meldung, dass die Hingerichteten gefunden worden sind, der Rest des Tages wird ohne Zweifel ein einziges Chaos werden.«
    Er verstummte und blickte zu Boden, und es verging eine ganze Weile, bevor er fortfuhr. Dann lächelte er, ein Lächeln, das ein seltenes Mal wirklich von Herzen kam. Er liebte diesen sanften Frieden, genoss es, die Minuten weitab der Welt verstreichen zu lassen und am Grab seines Vaters über alles Mögliche zu reden. Bei seiner Arbeit war er aktiv und extrovertiert, was eigentlich gar nicht seinem Inneren entsprach, aber vielleicht war gerade das das Geheimnis seines wirtschaftlichen Erfolges. Ein Erfolg, der ihm im Grunde egal war und den er gegen alles eingetauscht hätte, wenn er dafür seine Kindheit noch einmal hätte erleben dürfen.
    »Ich wäre fast verrückt geworden vor Spannung, dabei habe ich ja schon am Samstag den Brief vom
Kletterer
mit den Videos aus dem Kleinbus und der Turnhalle bekommen, so dass ich eigentlich Bescheid wusste, aber …« Er ließ den Satz unvollendet und
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