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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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Sprechen von einem Tisch zum anderen.
    Niemand antwortete.
    »Hören Sie, Herr Kommissar«, meldete sich Walter Mertens in Franks
Rücken, »Sie glauben doch nicht, dass einer von uns was mit dem Mord zu tun
hat?«
    »Noch glaube ich gar nichts. Kann ich ein Bier haben?«
    »Natürlich.« Geschäftig hielt Mertens ein Glas unter den Zapfhahn.
    »Fehlt ein Messer in Ihrer Küche?«
    »Sie meinen das Messer, mit dem Michael …?« Der Wirt drehte den Kopf
Richtung Küchentür. »Yüksel, zähl mal die Messer, ob eins fehlt!«
    »Haben Sie etwas Auffälliges beobachtet? War Herr Voogt nervös? Ist
er vielleicht öfter zur Tür hinaus?«
    »Nee, ist mir nicht aufgefallen. Er hat da hinten gesessen. In der
Ecke. Am Tisch von Kurt. Kurt Thofondern.«
    Der Viehhändler hob erstaunt die Augenbrauen, als Frank an den Tisch
trat.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte.« Außer Thofondern saßen zwei weitere Männer an dem Tisch.
Sie rückten respektvoll ein wenig von Frank ab.
    »Mein Name ist Borsch, Frank Borsch. An der Theke, das ist mein
Kollege Michael Eckers. Sie kannten den Toten?«
    Thofondern zog an seiner Jacke. »Natürlich.«
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen, heute Abend?«
    Der Viehhändler lehnte sich zurück. »Nein. Michael war wie immer. Er
hat seine Späße gemacht.« Thofondern sah seine Tischnachbarn an. Die beiden
nickten.
    »Schlimme Sache.« Der Viehhändler griff in seine Hemdtasche und zog
eine Zigarre hervor. Er biss eine Spitze der Zigarre ab, spuckte das
Tabakstückchen achtlos auf den Boden und hielt dann sein Feuerzeug an das
andere Ende. Zufrieden sah er zu, wie das Deckblatt unter leichtem Drehen
langsam Feuer fing. Schließlich blies er die Flamme aus und steckte sich die
Zigarre umständlich zwischen die Lippen.
    »Ich habe bisher immer gedacht, die Polizei in Viersen ist für uns
hier auf dem Land zuständig.«
    »Ja. Aber bei Kapitaldelikten sind wir zuständig.«
    »Sososo. Die Mordkommission kommt also aus Gladbach. Interessant.
Man lernt doch immer wieder etwas Neues.«
    Seine Körpersprache ließ keinen Zweifel daran, dass er im Dorf ein
wichtiger Mann war.
    »Was haben Sie heute Abend hier gespielt?« Frank deutete auf die
Spielkarten, die vor Thofondern lagen.
    »Schweineblut.«
    »Bitte?« Frank meinte, sich verhört zu haben.
    »Schweineblut. Sie sind nicht von hier, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht allzu weit von hier geboren. In Breyell.«
    »Breyell? Aha. Dann müssten Sie ›Schweineblut‹ doch eigentlich
kennen.«
    »Natürlich weiß ich, was Schweineblut ist. Ich war im Augenblick nur
nicht darauf vorbereitet.«
    »Haben Sie das Plakat nicht gesehen? ›Heute Schweineblut‹. Wir haben
Anfang November, Herr Kommissar.«
    Thofonderns schulmeisterliche Art ging Frank langsam auf die Nerven.
    Walter Mertens trat zu ihnen an den Tisch und stellte ein Pils vor
Frank. »Meine Köchin hat nachgezählt. Es fehlt kein Messer. Hätte mich auch
gewundert.«
    »Können wir weitermachen?«
    Frank drehte sich um.
    »Ich meine, mit unserem Schweineblut. Wir haben noch längst nicht
alle Hasen und Fasane ausgespielt. Und das Spanferkel muss auch noch weg.« Hans
Didden machte ein besorgtes Gesicht.
    »Ich fürchte, wir müssen Ihre Verlosung unterbrechen, bis wir mit
unserer Arbeit fertig sind.« Der letzte Satz löste bei den Anwesenden ein
Murren aus.
    Frank erhob seine Stimme. »Meine Herren, bitte. Es geht immerhin um
Mord und nicht um einen harmlosen Unfall.«
    Frank stand auf und stellte sich zu Ecki an die Theke.
    Ecki räusperte sich und sprach dann laut in den Raum hinein. »Also,
um ganz ehrlich zu sein, Sie alle machen auf mich nicht den Eindruck, als ob
Ihnen der Tod Ihres Schützenbruders Michael Voogt sonderlich naheginge.«
    Bevor Ecki weitersprechen konnte, übertönte Kurt Thofondern die
aufgeregten Stimmen.
    »Was wollen Sie uns denn da unterstellen? Michael war ein guter
Kamerad und ein zuverlässiger Freund. Wir stehen alle unter Schock.« Thofondern
stand auf. »Ich möchte euch bitten, liebe Kameraden, erhebt euch von euren
Plätzen und lasst uns einen Augenblick seiner gedenken, wie wir auch aller
verstorbenen Mitglieder unserer geliebten St.-Lambertus-Bruderschaft gedenken.«
    Nur das Scharren der Stühle und Füße war zu hören.
    Mitten in die andächtige Stille hinein öffnete sich quietschend die
Tür zum Flur.
    »Was …?« Irritiert hielt Klaus Peters von der Spurensicherung Frank
und Ecki einen kleinen durchsichtigen Plastikbeutel entgegen. Darin schimmerte
grün
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