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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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Frage, und der Mechaniker fuhr sich
mit dem Lappen über die Stirn, der dort einen dunklen Streifen hinterließ.
    »Wollen Sie uns vielleicht noch etwas sagen?« Frank hatte das
Gefühl, langsam zu ersticken.
    Peter Fischermanns schüttelte nur langsam den Kopf.
    »Ich versteh’s nicht.« Ecki biss in eine Nussschleife. Der
Rest seiner Worte ging im Kauen unter.
    »Was verstehst du nicht?« Frank sah seinem Freund interessiert zu.
Es war schon erstaunlich, welche Mengen frischer Hefeteilchen dieser Mann
verdrücken konnte, ohne zuzunehmen. Neben der Vorliebe für klebrige WDR-4-Musik hatte Ecki eine
Schwäche für Gebäck, die durch nichts zu toppen war.
    »Hör mal auf zu kauen, und was verstehst du nicht?«
    »Also«, Ecki legte die Nussschleife beiseite und leckte genüßlich
jeden Finger einzeln ab, »dieser Kamphausen verschwindet doch nicht so einfach
spurlos. Wir sollten Wirtz bitten, eine Suchmeldung abzusetzen.«
    »Habe ich schon erledigt, während du beim Bäcker warst.«
    »Prima. Wann ist Schmitz wieder im Dienst? Ich möchte zu gerne
wissen, was er in Sachen Landhandel in Erfahrung gebracht hat.«
    »Seit heute. Und er weiß, dass er sich bei uns melden soll. Ich habe
schon überlegt, ob es eine Verbindung geben könnte zwischen der anonymen
Anzeige und Voogts Tod. Mal rein hypothetisch: Voogt hat von illegalen
Geschäften Kamphausens gewusst, ihn erpresst und musste deshalb sterben?«
    »Möglich.« Ecki griff nach dem Rest des Teilchens.
    »Vielleicht hat einer der Schützen irgendwas mitbekommen.«
    »Ich besorge mir die Liste von den Vereinsmeiern. Die kann Bean
abarbeiten. Oder sollen wir Viola auf die Herren ansetzen?« Ecki grinste bei
dem Gedanken, dass Kommissarin Kaumanns die St.-Lambertus-Bruderschaft
aufmischen könnte.
    »Lass das lieber Bean machen. Der kommt mit den älteren Herren
sicher besser klar.« Frank rutschte auf seinem Drehstuhl unruhig hin und her.
    »Is was?«
    »Nee.«
    Frank wusste, Kurt »Bean« Paulert würde sie nicht enttäuschen. Der
Mittvierziger war ein erfolgreicher Drogenfahnder, ließ aber keine Gelegenheit
aus, bei der Mordkommission auszuhelfen.
    »Du hast doch was?«
    »Hab ich nicht.«
    »Was wackelst du denn so auf deinem Stuhl hin und her? Willst du ein
Teilchen?«
    Frank nickte stumm.
    »Dann nimm. Ist noch eine Nussecke drin.«
    Dankbar griff Frank zu. Er hatte den Tag über noch nichts Richtiges
gegessen. Viola! Er hatte seine Kollegin schon einige Zeit nicht mehr gesehen.
Sie saß derzeit meist in langen Sitzungen, in denen es um eine engere
Verzahnung der Mönchengladbacher Polizei mit der Nachbarbehörde im Kreis Neuss
ging.
    Frank musste an ihr unbekümmertes Lachen denken. Mit ihrer häufig
wechselnden Haarfarbe und ihren oft ungewöhnlichen T-Shirts erfüllte Viola so
gar nicht das Klischee einer pflichtbewussten Hüterin von Recht und Ordnung.
    Mit Getöse flog die Bürotür auf.
    »Hallo, Jungs. Pause?«
    Heinz-Jürgen Schrievers: das Fleisch gewordene Gedächtnis der
Gladbacher Polizei. 120 Kilogramm geballte Archiv-Erfahrung. Wie ein Fels in der aufgewühlten See des
Polizeialltags stand Schrievers auf seinen stämmigen Beinen im Raum. Wären da
nicht die Filzpantoffeln an seinen Füßen, man hätte richtig Ehrfurcht vor
diesem Koloss in Strickjacke haben müssen. Braunkarierte Filzpantoffeln im
Dienst! Das konnte sich bei der Mönchengladbacher Polizei nur Heinz-Jürgen
»Heini« Schrievers erlauben.
    »Mensch, Heini, äh, Heinz-Jürgen, musst du mich so erschrecken?«,
beschwerte sich Frank hustend. Er hatte sich an Krümeln seiner Nussecke verschluckt.
    Schrievers grinste. »Das ›Heini‹ habe ich jetzt überhört. Dafür habe
ich läuten hören, dass ihr im Umfeld des Sommerbrauchtums ermittelt?«
    Frank hustete immer noch und nickte.
    »Oh, oh, das wird nicht einfach für euch.« Schrievers schielte auf
die Gebäcktüte. »Bruderschaft: Der Name sagt doch schon alles. Glaube,
Sitte, Heimat. Das ist eine Art Geheimbund. Vor allem auf dem Dorf.«
Schrievers räusperte sich und ließ die Tüte nicht aus den Augen.
    »Sorry, nix mehr drin.« Ecki nahm die Tüte und zerknüllte sie
raschelnd.
    Enttäuscht streckte Schrievers seinen massigen Körper. »Jedenfalls
wünsche ich euch noch alles Gute für eure Ermittlungen.«
    »Kennst du rein zufällig jemanden in Bracht?«
    Bracht. Das war das Stichwort für den Archivar. Bereitwillig zog er einen
Stuhl zu sich. Frank hielt den Atem an, denn für geschätzte zweieinhalb Zentner
Lebendgewicht
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