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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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verlassen, konnte man gegenüber die Küche bewundern. Auf einem wackligen Plastiktisch stand eine alte Kochplatte, die so aussah, als würden die Mahlzeiten ohne Töpfe oder Pfannen zubereitet. Die Spüle ließ sich unter dem Berg von Geschirr bestenfalls erahnen. Der Kühlschrank, mit Sicherheit Peters wichtigstes Möbelstück, brummte so laut, dass schon mehrfach die Polizei wegen nächtlicher Ruhestörung angerückt war. In der Mitte des Raumes lud ein mit Brandlöchern übersäter Holztisch, der vorher in Grabowskis Lieblingskneipe gestanden hatte, zum gepflegten Dinieren ein. Komplettiert wurde die Zimmereinrichtung auch hier durch leere Bierkästen.
    Schaffte man es, auch diesen Ort ohne Herpesattacken zu verlassen, konnte man ins Wohn-/Schlafzimmer gelangen, das am Ende der Diele lag und dreimal so groß war wie das Badezimmer. Dieser Raum fiel durch seine üppige Ausstattung auf. Die abgewetzte Couch, auf der ich mich niedergelassen hatte, wurde auch als Bett verwendet. Unter dem einzigen Fenster der Wohnung stand ein alter Tisch mit zwei Stühlen, die Peter sich beim Sperrmüll besorgt hatte. Beim Kleiderschrank fehlte eine Tür, sodass man einen wunderschönen Blick auf durchlöcherte Socken und verschlissene Unterhosen werfen konnte. Rechts neben dem Schrank entdeckte ich Keyboard, Verstärker und meine CDs. Die Stereoanlage musste auch irgendwo sein, denn Hendrix fragte gerade, was Joe mit der Waffe in seiner Hand vorhatte.
    »Wo stehen Fernseher und Videorekorder ?« , rief ich zur Küche hinüber, in der Grabowski Kronkorken unter die Decke knallen ließ. Er war zwar zu doof, einen Eimer Wasser umzukippen, aber die tausend verschiedenen Arten, eine Bierflasche zu öffnen, beherrschte er perfekt.
    »Den hab ich vertickt. Ich brauchte schließlich ’ne Kanone .«
    »Was ?« , schrie ich, »du hast meine Sachen verscherbelt?«
    Peter tauchte in der Tür auf, in jeder Flosse ein Bier, im Mund eine Selbstgedrehte, und sah alles andere als schuldbewusst aus. Er drückte mir eine Flasche in die Hand und pflanzte sich neben mich.
    »Was war es diesmal? Pferderennen, Black Jack, Spielautomaten oder die Nutte im dritten Stock?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich mir eine Knarre besorgen musste. Hast du eine Vorstellung, was die kostet ?«
    »Ganz langsam, Grabowski, wozu brauchst du eine Waffe? Willst du die Geldeintreiber demnächst erschießen oder ist es dir zu langweilig geworden, zum Nasebohren den Finger zu nehmen ?«
    »Tja, das ist eine lange Geschichte .«
    »Ich habe keine Zeit für lange Geschichten. In fünfzig Minuten geht mein Zug, also fass dich kurz. Vergiss nur nicht den Teil, in dem du mir erklärst, wie ich jetzt an Geld kommen soll .«
    »Wenn alles so weitergeht, wie es angelaufen ist, wirst du die dreihundert Schleifen, die ich für deine Klamotten bekommen habe, in der nächsten Woche in den Händen halten. Dann kannst du die erste Rate für die Schweinemelkmaschine bezahlen. Außerdem hab ich dich noch nie hängen lassen und...«
    »Kurz fassen, Grabowski, kurz fassen !«
    »Dann lehn dich zurück, denn was jetzt kommt, wird dich umhauen: Du kennst doch Erwin, den Rausschmeißer vom Glaspalast. Den hab ich vor sechs Tagen in der Kneipe getroffen, und da hat er mit Scheinen nur so rumgewedelt. Hat eine Lokalrunde nach der anderen geschmissen und...«
    »Kurz fassen, hab ich gesagt .«
    »Also, seit Anfang des Jahres verdient er seine Bierchen als Schnüffler. Als er mir verraten hat, dass er pro Woche um die ein bis zwei großen Lappen einsackt, bin ich fast vom Barhocker gefallen. Am nächsten Morgen bin ich zur Zeitung gerannt und hab eine Anzeige aufgegeben: Private Ermittlungen, Detektei P. Grabowski; Diskretion und schnelle Ergebnisse garantiert. Und, was soll ich dir sagen: Zwei Tage später steht eine verdammt gut aussehende Schlampe im Büro .«
    »Was für ein Büro?«
    »Ich hab drüben in der Josephinenstraße ein kleines Zimmer gemietet. Hätte ich die Kunden etwa hier empfangen sollen? Der Rest ging für die Waffe drauf, denn was ist ein Privatdetektiv ohne Ballermann? Walker, Marlowe, Spenser, Spade , alle haben sie Kanonen.
    Auf jeden Fall, die Mutti gibt mir den Auftrag, ihren Mann zu überwachen. Angeblich soll er eine Geliebte haben, in die er seine Überstunden steckt .«
    »Und wie viel zahlt sie dafür, dass du durch Schlüssellöcher linst ?«
    »Das ist das Beste an der Sache. Ich hatte keine Ahnung, was man als Schnüffler verlangen kann. Bevor ich in die
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