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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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hatte
Angst …«
    »Angst? Du?«
    »Angst, für die Mörderin gehalten zu werden. Deshalb bin ich
abgetaucht. Robert – Franz Robert, ich befürchtete, dass er …«
    »Franz Robert?«
    »Mein Ex. Franz Robert Kain.«
    »Wie bitte? Meinst du Inspektor Kain?«
    Ragnhild nickte.
    »Der Inspektor heißt – Franz Robert?«
    »Ja. Er hat mich verlassen, weil – er will herausfinden,
ob er homosexuell ist.«
    »Schwul? Kain? Inspektor Kain?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Was?«
    »Ist er schwul?«
    »Woher soll ich das wissen? Seit der mörderischen Lesung ging
ihm Sieghard nicht aus dem Kopf.«
    »Kain und Lahn?«
    »Ich weiß nicht – ich glaube, Robert ist bi.«
    Ein bisexueller Polizist, dem seine Orientierungssuche den
Kopf in einer Mordermittlung vernebelt – bravo. Und das alles in einem
Nest wie Altaussee.
    »Wer ist nun dein geheimnisvoller neuer Verehrer?«
    »Du wirst es nicht glauben …« Ragnhild flüsterte.
    »Oh, ich denke, ich weiß es.«
    »Was?«
    »Du hast dich mit Robert Rabenstein getroffen, stimmts?«
    Ragnhild sah sie erschrocken an. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe es mir zusammengereimt. Wollte er wirklich mit
dir …?«
    »Alles rein freundschaftlich. Trainieren wollten wir
gemeinsam, Nordic Walken, vielleicht Langlaufen gehen im Winter. Er hat eine
Vertraute gesucht. Ich als Ausländerin …«
    »Ach!«
    »Er traut keinem geborenen Österreicher, hat er mir erzählt.«
    »Hm.« Eine Weile schwiegen sie beide.
    »Und dann«, fing Ragnhild an, »dann musste ich jemandem
helfen.«
    »Helfen? Wem?«
    »Ich darf es eigentlich nicht sagen, aber weil du es
bist – Anton Stürmer.«
    »Was? Den hast du auch kennengelernt?«
    »Er ist bedroht worden. Von wem hat er nicht gesagt. Ich hab
ihm zur Flucht verholfen, inkognito. Die Polizei hätte erst
eingeschritten …«
    »Wäre.«
    »Was?«
    »Wäre eingeschritten.«
    »Wäre erst eingeschritten«, Ragnhild zog eine Grimasse, »wenn
Stürmer tot gewesen wäre. Das konnte ich nicht verantworten. Nicht
nachdem …«
    »Frau Roither?«
    »Ja?« Balescus Fahrer und Assistent war hereingekommen.
    »Nicht nachdem …«, Ragnhild flüsterte unbeirrt weiter,
»Rabensteins Mörder muss an mir vorbeigehuscht sein. Ich war so verzweifelt.
Ich weiß, ich war in dieser schweren Zeit nicht für dich da – aber ich
musste selbst erst wieder heil werden.«
    Mirkesi winkte. »Kommen Sie bitte, Frau Roither?«
    Berenike nickte Ragnhild zu und ging hinaus. Wahrscheinlich
wartete man auf den Tee. Sie ergriff den Teller mit den selbst gebackenen
Dinkel-Honig-Keksen. Als ihre Augen geblendet wurden, hob sie die Hand. Die
Sonne tauchte das Wasser in gleißend goldenes Licht. Sie erkannte die Falle zu
spät.

39
    Bancha, japanischer Grüntee
    »Sie sind also das Dirndl, das mir
nachspioniert!« Ein Lachen entflog dem Mund des muskulösen Mannes. Eben noch
ein Gast, dem sie jeden Wunsch von den Augen abgelesen hätte, entpuppte er sich
jetzt als eine Gefahr für ihr Leben. Für ihr Überleben. Wie konnten beide einer
sein? »Sie ahnen nicht, wie sinnlos Ihre Aktionen sind.«
    Berenike konnte die groben Poren von Chabids Gesichtshaut
erkennen. Das ganze Atemyoga nützte ihr jetzt nichts. Seine Pranken lagen hart
um ihren Hals. Mit seinem Körper fixierte er sie gegen die Bordwand. Sie fühlte
sich wie ein wehrloses Insekt. Der Ausdruck in seinen Augen kam ihr bekannt
vor. Den Kehlkopf schützen! Sie versuchte, ihren Kopf seinen Händen zu entwinden,
die Schultern hochzuziehen. Tausendmal trainiert, trotzdem tat es weh. Dazu das
Eisen der Reling in ihrem Rücken.
    »Haben Sie wirklich geglaubt, Sie machen hier Business?« Der
Mann legte eine abwartende Pause ein. Wieder deutete sich das schäbige Lachen
an. Blieb unerwartet aus. »Mit Rumänen?« Balescu, abseits stehend, grinste.
»Lass das!«, schnauzte Berenikes Peiniger ihn an.
    »Jawohl, Meister.« Das Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht.
    »Business wie mit Gilbert vielleicht?« Der Druck auf ihre
Kehle verstärkte sich. Ganz klar stand alles in seinen Augen. Nichts ließ
dieser Blick offen.
    »Was wollen Sie? Was ist hier los?« Sie hatte sich ein wenig
aus seinem Griff befreien können. »Hat Herr Scheiner Ihnen das hier
aufgetragen? Wollen Sie mich einschüchtern? Mit mir nicht!«
    Alles war so schnell gegangen. In Sekundenbruchteilen …
Balescu war auf sie zugetreten. ›Möchten Sie Tee?‹, hatte Berenike gefragt.
›Soll ich servieren? Bancha aus Japan? Ich
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