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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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zusammen. Hoffentlich war Tink von der ganzen Hektik nicht aufgewacht. Doch sie lag gar nicht im Bett, bemerkte er. Schnell zog er sich an und verließ das Zimmer. Wahrscheinlich war sie im Frühstücksraum.
    Es ist besser so, dachte er. Er hatte sich bereits auf die einzige ihm mögliche Weise verabschiedet. Wenn er sie jetzt noch einmal sah, würde er möglicherweise seine Meinung ändern. Oder zusammenbrechen und weinen. Wenn er ihr die Wahrheit sagte – und sie würde auf der Wahrheit bestehen, und er würde sie ihr sagen, weil er ihr nichts abschlagen konnte –, würde sie versuchen, ihn aufzuhalten. Möglicherweise würde er sie lassen. Um mehr Zeit mit ihr zu haben, würde er alles tun.
    Um den Wachen und Bediensteten aus dem Weg zu gehen, nahm er den Geheimgang, um in die Gärten zu gelangen. Doch warum brannte seine Hüfte so? Er blieb stehen, um einen Blick unter seine Kleider zu werfen, und blinzelte verblüfft. Das Schmetterlingstattoo war merklich verblasst. Weil der Dämon im Sterben lag?
    Umgeben von der Wärme und dem Licht des neuen Tages fühlte er sich seltsam gelassen und unbelastet, wenn man bedachte, dass er gleich sterben sollte. Er fühltesich … leichter.
    Als er um eine Hecke bog, sah er in einigen Metern Entfernung Malcolm und Tink stehen. Der Schock ließ seine Schritte stocken.
    „… der Ring, wie du verlangt hast“, sagte Tink gerade und legte dem Krieger etwas in die Hand.
    Malcolm blickte auf sie hinab. „So begeistert ich auch bin, das Ding zu besitzen, meine Abmachung habe ich mit Kane getroffen.“
    „Und jetzt überträgst du sie auf mich. Ich habe den Dämon in mich aufgenommen und trage ihn jetzt in meinem Körper.“
    Der Himmelsgesandte runzelte die Stirn. „Du siehst nicht gerade so aus, als würdest du einen Dämon in dir tragen.“
    „Das liegt daran, dass er zu schwach ist, um noch groß Ärger zu machen.“
    Das Gespräch verwirrte Kane. Abwesend tastete er nach dem Ring an seinem – nackten Finger, begriff er. Der Ring war weg.
    Ein tiefes Grauen regte sich in seiner Brust.
    „Ohne den Dämon wird Kane sowieso sterben“, erklärte Malcolm. „Warum sollte ich dir helfen, dasselbe Schicksal zu erfahren?“
    „Er wird … Nein! Das glaube ich dir nicht.“
    „Nichtsdestotrotz ist es wahr.“
    „Aber … aber …“ Sie verstummte, als könnte sie es nicht einmal ertragen zu atmen. „Er hat nie das Leben führen können, von dem er geträumt hat … ein Leben ohne Katastrophe . Bevor er stirbt, sollte er wissen, wie es sich anfühlt, Frieden zu finden, und diese Chance kann ich ihm geben, selbst wenn es nur für eine kleine Weile ist.“
    „Und du bist bereit, für diese Chance dein Leben zu opfern? Nimm dir einen Moment Zeit. Denk gut darüber nach. Wenn es erst geschehen ist, kann es nicht mehr ungeschehen gemacht werden.“
    „Ich habe bereits darüber nachgedacht. Ich will es tun, hier und jetzt.“
    Malcolm nickte. „Also gut. Die Abmachung besteht damit zwischen dir und mir.“ Als er die Hand ausstreckte, erschien ein Feuerschwert darin.
    In jenem Augenblick dämmerte Kane eine grauenhafte Erkenntnis. Tink hatte den Ring an sich genommen, genau wie den Dämon, und jetzt wollte sie Kanes Platz einnehmen.
    Sie würde an seiner Stelle sterben, nur um ihm ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen ohne den Dämon zu schenken.
    „Nein!“, schrie Kane. „Nein! Wag es ja nicht!“
    Doch es war zu spät.
    Malcolms Schwert raste bereits auf sie zu. Das Feuer durchstieß ihre Brust, und ihr Schmerzensschrei zersprengte sein Herz in tausend Stücke.
    „Nein!“, heulte er. „Nein!“
    Das Schwert glitt aus ihr heraus und hinterließ ein faustgroßes Loch.
    Tink brach zusammen. Und Malcolm verschwand.
    Kane sackte in die Knie und brüllte seinen Schmerz in den Himmel hinaus.
    Als der Schock des Erlebten nachließ – doch nicht das Grauen, niemals das Grauen –, kroch Kane wie durch einen Nebel zu seiner Frau, zog sie in seine Arme und wiegte ihren kostbaren Körper an seiner Brust. Eine gefühlte Ewigkeit hielt er sie so, doch es konnte nicht mehr als eine Stunde gewesen sein.
    Weder an ihr noch an ihm war Blut. Das Schwert hatte die Wunde ausgebrannt, und das war falsch. Er hätte mit ihrem Blut bedeckt sein sollen, hätte einen greifbaren Beweis für den Schmerz haben sollen, den sie erduldet hatte. DiesenBeweis hätte er auf ewig mit sich tragen müssen, eine ständige Erinnerung an die Katastrophe, die er zugelassen hatte – selbst ohne den
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