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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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mein Bruder.“
    „Bin ich nicht.“
    Sie runzelte die Stirn. „Natürlich bist du das.“
    Da lachte er verbittert auf. „Glaubst du, du bist das einzige uneheliche Kind? Glaubst du, der König war der Einzige, der über die Jahre in seiner Ehe Affären hatte? Er hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht sein Kind sei, sondern das der Königin, aber er würde mich behalten, weil er einen Erben brauchte.“
    Das … glaubte sie ihm sogar, als sich kleine Details in ihrem Kopf zu einem Ganzen zusammensetzten. Er sah Tiberius in keiner Weise ähnlich, und das hatte er auch nie. Schon immer war der König ihm gegenüber distanziert gewesen. Hatte ihm immer Synda vorgezogen. Warum hatte sie nie Verdacht geschöpft?
    Bei diesem Schock wurden ihr die Knie weich. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
    „Hätte das irgendwer herausgefunden, wäre ich auf der Stelle umgebracht worden.“ Noch ein verbittertes Lachen. „Um genau zu sein, hätte je eine seiner Konkubinen einen Sohn zur Welt gebracht, wäre ich umgebracht worden. Ich habe immer nur von Tag zu Tag gelebt. Ich wusste, dass du das nachempfinden konntest, und dachte, das würde uns verbinden.“
    Das hätte es auch. Hätte sie es gewusst. „Ich hätte dein Geheimnis bewahrt, hättest du dich nur wie ein Freund verhalten. Ich habe deine Unterstützung gebraucht, nicht deine Begierde.“
    Mit dem Finger zeichnete er eine Figur auf den Boden. „Behandelt dein … Ehemann dich gut?“
    „Das tut er.“
    „Und du magst ihn?“
    „Ich liebe ihn.“
    Traurigkeit verdunkelte seine Züge. „Wenn du ihn je tot sehen willst, komm zu mir. Ich kümmere mich für dich darum.“
    Einen Augenblick lang stand sie da und dachte darüber nach, was zwischen ihnen hätte sein können. Nichts Romantisches. Niemals das, selbst ohne die Blutsverwandtschaft. Aber Kameradschaft. Zuneigung. Unterstützung. „Erzähl Kane, was du mir erzählt hast. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob er Gnade walten lassen wird, immerhin hast du dich mir aufgedrängt. Aber möglicherweise lässt er dich am Leben. Einem Teil von mir gefällt die Vorstellung, du könntest endlich Frieden finden.“
    Er lächelte traurig. „Ich hätte dich niemals vergewaltigt. Ich wollte einfach nur eine Chance, dir zu beweisen, wie gut wir zueinander passen, trotz dem, was du über uns gedacht hast.“
    Es mochte naiv von ihr sein, aber auch das glaubte sie ihm. „Mach’s gut, Leopold.“
    Laut rief er ihr nach, als sie davonging, und tiefe Besorgnis lag in seinem Ton – Das klang wie ein endgültiger Abschied, Josephina –, doch sie ging weiter.
    Zurück in ihrem Schlafzimmer fand sie Kane immer noch tief schlummernd auf dem Bett vor. Sachte zog sie ihm den Ring vom Finger, den Schlüssel zu seiner Zukunft, dann strich sie ihm über die Stirn. Der Drang, ihn zu berühren, war einfach zu stark, um ihn zu ignorieren. Leicht hoben sich seine Mundwinkel, als er sich in die Berührung schmiegte.
    Mach ’s gut, mein Liebster.
    Als hätte er den herzzerreißenden Klagelaut in ihrem Inneren gehört, öffnete er die Lider einen Spalt weit. „Tink. Komm zurück ins Bett, Liebes. Ich will dich halten.“
    „Schlaf, Liebling“, erwiderte sie.
    „Hmm.“
    Um sicherzugehen, dass er liegen blieb, wandte sie den gleichen Trick an, mit dem er sie ausgeknockt hatte, und drückte seine Halsschlagader ab, bis er zu seinen Träumen zurückkehrte.
    Dann legte sie die Finger um sein Handgelenk, schloss die Augen und zog die Finsternis aus seinem Inneren in sich hinein, genau wie sie es in jener Nacht im Wald getan hatte. Damals war der Dämon kreischend und um sich schlagend in sie gefahren. Diesmal war er zu schwach, um Obszönitäten herauszubrüllen. Er war nichts als ein schweres Gewicht in ihr, eine Präsenz im Hintergrund ihrer Gedanken.
    Sobald sie wusste, dass der Dämon in ihr war, ließ sie Kane los. Sie wollte ihm nicht auch seine Stärke nehmen.
    Seine Züge glätteten sich, und er lächelte wieder, so friedvoll, das es ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzte. Tief in seinem Unterbewusstsein musste er spüren, dass er jetzt allein war.
    Es bestand kein Zweifel, sie hatte die richtige Entscheidung getroffen.
    „Ich liebe dich“, sagte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Vergiss das niemals.“

37. KAPITEL
    Kane erwachte, als heller Sonnenschein durch die offenen Vorhänge ins Zimmer strömte. Abrupt fuhr er hoch.
    Es war Morgen.
    Hastig sprang er aus dem Bett und zuckte dann
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