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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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und genauso wenig wollte er, dass seine Freunde es noch länger ertragen mussten. Er brachte alle um sich herum in große Gefahr, und das waren zu viele Unschuldige.
    Noch heute würde er verschwinden, beschloss er, und er würde nicht mehr zurückkehren.
    Traurig ließ er die Schultern zusammensacken. Er würde die getroffene Entscheidung nicht mit seinen Freunden besprechen können. Sie würden ihn nicht verstehen. Würden versuchen, ihn zu überreden, einen anderen Weg einzuschlagen. Vielleicht würden sie ihn sogar „nur zu seinem Besten“ wegsperren.
    Das hatten sie schon einmal getan.
    Kane würde sich nicht davonschleichen, aber die Wahrheit würde er auch nicht preisgeben. Er würde sich verabschieden, als hätte er vor, nach der Rettung seinerRetterin zurückzukommen. Niemand außer ihm würde wissen, dass es das gewesen war. Das Ende.
    Mit fest zusammengebissenen Zähnen schnallte Kane die Waffen an seinem Körper fest: zahllose Messer, zwei Sig Sauer und mehrere Magazine. Er zog sich ein schwarzes T-Shirt und eine tarnfarbene Hose an, dann schlüpfte er in seine liebsten Kampfstiefel. Mit schweren Schritten marschierte er aus dem Bad, das knirschende Glas unter den Schuhsohlen, und mit dem bösartigen Gelächter im Kopf.
    Bescheuerter Dämon.
    In Kanes Abwesenheit waren seine Freunde in eine Burg im Reich der Blutigen Schatten gezogen, ein Königreich, das versteckt in einer Luftfalte zwischen der Erde und den niederen Himmelsregionen lag. Er schritt durch den Korridor und ließ den Blick über die Wände gleiten, die vollgehängt waren mit Bildern einer schönen blonden Frau in diversen Outfits und Posen. Ausgestreckt auf einer samtbezogenen Couch, stehend in einem Rosengarten, tanzend auf einem Tisch. Ein Luftkuss. Ein Zwinkern.
    Ihr Name war Viola, und sie war die niedere Göttin von irgendwas – sowie die Hüterin des Narzissmus . Er konnte nicht anders, als sie mit Sperma zu vergleichen: Für sie bestand eine Chance von eins zu drei Millionen, sich zu einem richtigen menschlichen Wesen mit echten Gefühlen zu entwickeln. Das Weib trieb ihn in den Wahnsinn.
    Er stapfte die Treppe hinunter, dann einen weiteren Korridor entlang. Dieser war mit lächerlichen Gemälden der Krieger übersät, auf denen sie Bändchen und Spitze und ein strahlendes Lächeln trugen – und sonst nichts. Die waren von einem toten Mann gemalt worden, sollte Kane dem Kerl je begegnen, und ohne Erlaubnis in Auftrag gegeben von der Verlobten von Lucien: Anya, der Göttin der Anarchie.
    Schließlich erreichte Kane sein Ziel. Maddox’ und Ashlyns Schlafzimmer. Die erste Station seiner Abschiedsrunde.
    Maddox war der Hüter der Gewalt . Ashlyn war die frischgebackene Mutter seiner Zwillingsbabys.
    Eine Weile beobachtete Kane die junge Frau stumm. Sie war eine zierliche Schönheit mit Haut und Haaren in der Farbe von Honig und wiegte sich in einem Schaukelstuhl, während sie dem Bündel Glück in ihren Armen liebevoll ein Lied vorsang. In einem zweiten Stuhl neben ihr schaukelte Maddox, ein Tier von einem Mann mit schwarzem Haar und violetten Augen. Zu sehen, wie er die winzigen Finger küsste, die seinen Daumen umklammerten, wirbelte etwas in Kane durcheinander. Verdrehte und verknotete es, bis er denselben stechenden Schmerz spürte, den seine spitzohrige Retterin bei ihm ausgelöst hatte.
    Was war das?
    William der Lustmolch – alias Herr der Höschen, dachte Kane und verdrehte die Augen – saß auf der Kante des breiten Doppelbetts, eine rosafarbene Daunendecke um den kampfgestählten Leib geschlungen. Irgendwie gelang es dem femininen Stück Stoff nicht, die barbarische Intensität, die in Williams Kraft lag, abzuschwächen. Er war nicht von einem Dämon besessen. Eigentlich wusste niemand, was er war. Alles, was sie wussten, war, dass nur wenige sich mit seinem Temperament messen konnten und dass er eine grausame Ader besaß, wie Kane sie noch nie erlebt hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen tötete er seine Feinde – und lachte lauthals, wenn er seine Freunde abstach.
    „Wann bin ich dran?“, jammerte William. „Ich will meine Lieblinge halten. Lieblinge? Wie auch immer. Ich will sie!“
    Okay. Das war neu.
    „Es sind nicht ‚deine’“, fuhr Maddox ihn an, wobei er den Babys zuliebe zu flüsternversuchte.
    „Irgendwie schon. Ich hab sie schließlich auf die Welt geholt“, erinnerte ihn William.
    „Ich hab sie gezeugt.“
    „Toll. Das können die meisten Typen. Aber nicht jeder hat das Know-how, um eine Frau
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