Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
er weiter darüber nachdenken konnte, hatte Stern auch Anna aus dem Boot geholfen. Wie ein Schlafwandler kletterte McConnell aus dem Boot und stellte sich neben sie auf den Landungssteg.
    David grinste und sagte: »Verdammt, Junge, du hast es geschafft!«
    McConnell hatte es die Sprache verschlagen. Trotz des Beweises vor ihm versuchte sein Verstand, die offensichtliche Wahrheit zu leugnen. Dann reichte David Hannah Jansen an Stern weiter, griff in seine Fliegerjacke und holte einen Flachmann heraus.
    »Wie war's mit einem Schluck von Kentuckys Bestem, Mac?« fragte er. »Es ist hier so kalt wie im Arsch eines Brunnengräbers.«
    McConnell drehte sich zu Smith um. »Weiß er ... was ich gedacht habe?«
    Duff Smith schüttelte leicht den Kopf und deutete auf die Holzkiste. »Sind das die Gasproben, Doktor?«
    McConnell nickte benommen. »Sarin IV und Soman.« Er deutete auf Sterns Beutel. »Brandts Laborbuch ist da drin.« Er holte den Zylinder heraus, mit dem er den U-BootKommandanten erpreßt hatte. »Aber ich werde den hier behalten, bis wir England erreicht haben, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Vielleicht sogar noch ein bißchen länger. Betrachten Sie es als eine Art Versicherung.«
    »Mein lieber Junge«, sagte Smith. »Kein Grund hysterisch zu werden. Sie sind der Held der Stunde.«
    »Wann fliegen wir nach England zurück?«
    »Sofort. Ihr Bruder wird uns in der Junkers rüberfliegen. Er hat Sie auch vor vier Nächten von England hierher geflogen, obwohl keiner von Ihnen das wußte.«
    »Wirklich?« McConnell war mehr als nur erstaunt. »Verdammt noch mal!«
    »Es war auch David, der die Lysander repariert hat. Er hat die ganze Operation überhaupt erst möglich gemacht, möchte ich mal sagen.« Smith lächelte, eine Seltenheit bei ihm. »Dieser Bursche ist eine Ehre für die 8th Air Force, und ich gebe ihn nur ungern zurück. Außerdem liebt er meine JUA6.
    »Das stimmt«, bestätigte David. Inzwischen spürte auch er die Spannung zwischen seinem Bruder und dem General.
    McConnell konnte nur an das Ferngespräch denken, das er vor drei Wochen mit seiner Mutter geführt hatte.
    »Ich habe nicht mit Flüchtlingen gerechnet«, fuhr Smith dann etwas gereizt fort. »Leider haben Sie da ein kleines Problem verursacht.«
    McConnell sah wieder zu David, reichte Stern dann den Zylinder und schlug, bevor ihn jemand aufhalten konnte, den Brigadegeneral mit aller Kraft in den Magen.
    Smith brach zusammen und schnappte nach Luft.
    Airman Bottomley sprang auf McConnell los, aber an David kam er nicht vorbei. Sekunden später hing er im Schwitzkasten des Piloten.
    »Immer mit der Ruhe, Kumpel«, sagte David gedehnt.
    Duff Smith richtete sich mühsam wieder auf. »Schon gut, Bottomley«, keuchte er. »Ich glaube, den habe ich verdient.«
    »Das haben Sie allerdings«, sagte McConnell. »Und jetzt lassen Sie uns hier endlich verschwinden. Alle!«
    Brigadegeneral Smith winkte zustimmend.
    McConnell bemerkte, daß Stern ihn erstaunt ansah. Er glitt unter Annas unverletzten Arm und stützte sie beim Gehen. »Schaffst du es?« fragte er.
    Annas Augen waren nur noch halb geöffnet, doch sie nickte.
    Als sie über den Steg gingen, beugte sich David zu ihm herüber. »Warum hast du den alten Haudegen geschlagen? Er ist ganz in Ordnung, wenn du ihn erst mal etwas näher kennengelernt hast.«
    Mark zog Anna fester an sich und schüttelte den Kopf. »Frag mich das in 20 Jahren noch mal«, antwortete er. »Es ist eine höllische Kriegsgeschichte.«

Epilog 

    »Eine höllische Geschichte?« sagte ich. »Das ist doch nicht das Ende!«
    Rabbi Leibowitz sah mich merkwürdig an. Es wurde allmählich dunkel. Langsam stahl sich das Morgengrauen zwischen den Vorhängen hindurch. Wir waren irgendwann in der Nacht in die Küche umgezogen, wo Rabbi Leibowitz seine Geschichte bei einer Kanne Kaffee weitererzählt hatte. Später waren wir dann ins Arbeitszimmer zurückgegangen.
    »Was wollen Sie noch wissen?« fragte er.
    »Alles. Aber erst mal zu meinem Onkel David. Ich dachte, er wäre im Krieg gefallen, aber laut Ihrer Schilderung ...«
    »Er ist auch getötet worden, Mark. Fünf Monate nach Macs Einsatz ist er über Deutschland abgeschossen worden. Das ist vielen guten Jungs passiert. Zu vielen, leider. Sie haben aber trotzdem ein bißchen Zeit zusammen verbracht. Brigadegeneral Smith hat es geschafft, für David vier Tage Sonderurlaub herauszuschinden, bevor er ihn wieder an die 8th Air Force überstellte. Er hatte Churchills Zettel und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher