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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod
Autoren: Greg Iles
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Maschinenpistole einzusetzen, aber er war für Stern auf so engem Raum kein ebenbürtiger Gegner. Ein Feuerstrahl schoß durch den Korridor, und die Kugeln ließen die Metallhülle wie eine gewaltige Glocke widerhallen. Dann hielt Stern die Waffe über zwei blutende und benommene Männer.
    »Haben Sie sie erschossen?« fragte McConnell erschüttert.
    »Nein. Passen Sie auf den Captain auf!«
    McConnell wirbelte herum und hob den Gasbehälter hoch. Tickell hatte bereits den halben Weg zu ihm zurückgelegt. »Treiben Sie das hier nicht auf die Spitze, Captain!« rief er. Er fühlte, wie ihm die Situation entglitt. »Wenn ich das Gas in diesem U-Boot freisetze, ist jeder Mann an Bord innerhalb von fünf Minuten tot. Entweder schließen Sie die Luke und tauchen, oder Sie verantworten den Tod auf Ihrem Boot.« Er sah dem britischen Offizier in die Augen. »Und so wahr mir Gott helfe, Captain, ich werde es tun!«
    »Er blufft«, stöhnte der SOE-Mann am Boden.
    Der U-Boot-Kommandant starrte auf den Zylinder.
    »Wie lange brauchen wir bis nach Schweden, Stern?«
    »Unter Wasser? Sechs Stunden.«
    McConnell schüttelte den Zylinder. »Sechs Stunden, Captain!
    Ich kann meine Hand doppelt so lange auf dem Ventil ruhen lassen, wenn das erforderlich sein sollte. Sie haben zwei Möglichkeiten, und Sie wissen, welche die richtige ist. Also, wofür entscheiden Sie sich?«
    Captain Tickeil blickte McConnell mit der Kaltblütigkeit eines Mannes in die Augen, der es gewohnt ist, tödliche Risiken abzuwägen. Während er das tat, fühlte McConnell plötzlich, wie ein merkwürdiger Frieden in seine Seele einkehrte. Er bluffte nicht. Diese Erkenntnis verlieh ihm eine Kraft, die er noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte.
    Tickells Augen zogen sich zusammen und wurden dann groß, wie die eines Jägers, der einem verwundeten Löwen zu weit in den Busch gefolgt war. »Lassen Sie meinen Ersten Offizier aufstehen. Deevers, schließen Sie die verdammte Luke. Duff Smith soll seinen Stall selber ausmisten.«
    McConnell war beinahe schwindlig vor Erleichterung.
    »Fertig zum Tauchen!« rief Tickell durch die Brücke. »Wir torpedieren das Patrouillenboot, bevor wir verschwinden!«
    »Danke, Captain«, sagte McConnell. »Sie haben das Richtige getan.«
    Kalte Wut zeichnete sich in Tickells Gesicht ab. »Ich werde Sie beide dafür hängen sehen«, stieß er hervor.
    »Sie werden wahrscheinlich mitansehen müssen, wie man uns vorher noch Orden an die Brust heftet«, sagte Stern über McConnells Schulter hinweg. »Und jetzt schaffen Sie diese stinkende Heringsdose nach Schweden.«
    Sechs Stunden später tauchte die HMS Sword eine Meile vor der Südküste Schwedens auf. Die Reise war eine reine Nervensache gewesen. McConnell behandelte Annas Wunden, während Stern mit der Maschinenpistole und der Sarinprobe Wache stand. Kurz gelang es ihnen sogar, sich hinter eine verschlossene Tür zurückzuziehen, so daß McConnell Sterns gebrochenen Finger richten und bandagieren konnte; aber die Verletzungen auf seiner Brust mußten warten. Hannah Jansen hatte etwas gezuckerte Milch getrunken und sie sofort ausgespuckt. Als McConnell, Stern, Anna und Hannah aus dem U-Boot-Turm krochen, damit man sie an Land bringen konnte, waren sie am Rand der vollkommenen Erschöpfung.
    Airman Bottomley hatte ein Motorboot geordert, um sie vom U-Boot abzuholen. Das schlanke Holzboot tanzte sacht auf den Wellen im Windschatten des U-Bootes. Als Bottomley sich weigerte, Anna und das Kind an Bord zu nehmen, stellte ihn Captain Tickeil vor die Wahl, entweder das Kind zu nehmen oder aus dem Wasser gepustet zu werden.
    Bottomley gab nach.
    Der SOE-Mann blieb an Bord der Sword. Anscheinend hatte er noch andere schmutzige Geschäfte in der Ostsee zu erledigen. Nach zehnminütiger Fahrt erreichte das Boot die schwedische Küste und orientierte sich dabei an einer blinkenden, grünen Signallaterne.
    Als Bottomley den Motor abstellte und auf den schmalen Pier zutrieb, erblickte McConnell zwei Gestalten, die auf sie warteten. Einer war Duff Smith. Die andere war etwas kleiner und in einen schweren Mantel und Schal gehüllt. Einen Augenblick lang glaubte McConnell, Winston Churchill persönlich strecke ihnen seine Hand durch die Dämmerung entgegen, um ihnen auf den Pier zu helfen. Aber was er dann sah, erstaunte ihn noch mehr. Das Gesicht des Mannes, der helfend seinen Arm ausstreckte, war das seines Bruders.
    McConnell erstarrte und sah zu, wie Stern das Kind zu David hochhob. Bevor
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