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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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Karte vor den Scanner. Die Tür bewegte sich nicht. Sie sah genauer hin. Sie klemmte, beide Flügel waren leicht eingedrückt, vermutlich von der Explosion.
    Wütend ging sie zurück in den Komplex und durchquerte das zerstörte Labor, ohne auf die Trümmerhaufen und Herberts verstümmelte Leiche zu achten. Kershner, dieser Bastard, der war an allem hier Schuld. Sollte sie ihn nochmal in die Finger bekommen, er würde um Gnade winseln, wenn sie ihm die Gliedmaßen abhackte und ihm bei lebendigem Leib die Haut abzog.
    Dann kam ihr ein Gedanke. Lucia. Das Luder steckte noch in ihrer Zelle. Wenn sie schon an Kershner nicht rankam, dann würde eben Lucia bezahlen. Zum Teufel mit El Patrón.
    Von einem tückischen Hass getrieben ging Amonite in Richtung des Zellentrakts. Ihre Finger strichen über die Klinge ihres Jagdmessers.
    Lucia legte ein Ohr an die Metalltür. Durch den Korridor auf der anderen Seite hallten Schritte, es wurde geschrien. Weiß der Kuckuck, was da passierte. Vielleicht brauchte man die Leute von der Front anderswo. Griffen etwa Nathan und Manuel mit ihren Campesinos an?
    Ihr wurde für einen Augenblick leichter ums Herz, bis ihr klar wurde, dass das reines Wunschdenken war. Womöglich saß sie Tage hier fest, vielleicht sogar Wochen. Sofort griff wieder die Verzweiflung nach ihr. Mit dem Rücken an der Tür, sank sie zu Boden. Der Raum lag fast völlig im Dunkeln; nur unter der Tür war ein schmaler Lichtstreifen zu sehen. Der Boden war kalt und feucht. Draußen herrschte jetzt eine Stille, die nichts Gutes ahnen ließ.
    Sie stieß sich den Kopf an der Türklinke. Sie stand auf und griff rücklings danach. Verschlossen. Als würden die versehentlich die Tür offenlassen! Mit den Fingern zog sie die Konturen der Klinke nach. Sie war beschädigt, verbogen. Sie fühlte nach dem Schloss darunter. Metallteile staken hervor. Und dann bemerkte sie den Spalt zwischen Tür und Rahmen. Die Explosionen, die den Rest der Anlage zerstört hatten, waren ganz eindeutig auch an dieser Tür nicht spurlos vorübergegangen.
    Sie begann mit aller Kraft an der Klinke zu zerren. Die Tür bewegte sich tatsächlich etwas, wenn auch nur minimal. Ihre gefesselten Hände tasteten über den Boden, bis ihre Finger auf einen Stein stießen. Mit diesem schlug sie wiederholt auf die Klinke ein. Sie verbog sich unter ihren Schlägen und brach dann ab. Mit dumpfem Scheppern fiel sie zu Boden.
    Verdammt. Was war sie doch dumm. Damit hatte sie keine Möglichkeit mehr, die Tür aufzuziehen.
    Sie setzte sich wieder, legte den Kopf in die Hände. Ihre Gedanken gingen wirr durcheinander. Mit dem Stein als Waffe könnte sie die erste Wache überwältigen, die durch die Tür kam. Aber das konnte Stunden bedeuten, Tage. Und was, wenn mehr als einer kam? Sie streckte die Beine aus und spürte die Klinke an den Füßen. Sie schob sie heran und betastete sie.
    Ob sie sich wohl als Hebel einsetzen ließ? Sie stand auf und schob sie in den Spalt zwischen Tür und Rahmen. Dann führte sie sie nach unten, bis sie auf das Schloss traf. Sie zerrte, schob, stieß damit zu, drehte sie in alle Richtungen. Es hatte keinen Zweck. Die Klinke begann sich zu verbiegen. Sie wollte eben aufgeben, als etwas nachgab. Noch einmal setzte sie ihren Hebel an.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Sie griff mit den Fingern beider Hände um die Kante und zog daran. Die Angeln quietschten. Die obere Türkante kratzte an der Decke. Sie zog weiter. Schweiß trat ihr auf die Stirn. Schier unerträglich langsam bewegte sich die Tür, kratzte über die Decke wie Kreide auf einer Schultafel. Als der Spalt endlich breit genug war, versuchte sie sich durchzuzwängen. Erst einen Arm, dann die Brust, die Hüften, den Kopf. Das beschädigte Schloss zerriss ihr die Kleidung. Schließlich zog sie die andere Hälfte nach.
    Sie lief den Korridor hinab.
    Amonite kam an einen Trümmerhaufen, der den Korridor schier blockierte. Einer der Wachen lag darunter, halb zerdrückt, nur die Hälfte seines Oberkörpers und der blutige Kopf ragten darunter hervor. Zwischen dem Haufen und der Decke war eine Lücke geblieben. Amonite versuchte sich durchzuzwängen. Fluchend stieß sie Trümmer aus dem Weg, um Platz für ihren ausladenden Körper zu schaffen. Sie spürte die Decke rau am Rücken; die Trümmer zerkratzten ihr die Hände.
    Auf der anderen Seite kroch sie wieder nach unten. Wieder auf den Beinen, musste sie erst mal verschnaufen. Die meisten Lampen waren kaputtgegangen, also holte
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