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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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auslöste.
    Elijah und El Patrón schienen sich zu streiten. Sie richteten vorwurfsvolle Finger aufeinander und versuchten den Lärm der Rotorblätter zu übertönen. Einer der Wachen hatte den Eingang verlassen, um zu sehen, wer da gelandet war.
    Nathan verließ seine Mulde.
    Die anderen Wachen waren vor dem Eingang geblieben; Kette rauchend, die Gewehre schussbereit, starrten sie in den Wald. Ein hochgewachsener Mann mit angehender Glatze schien der Chef zu sein.
    Nathan zielte auf den Mann und drückte ab. Der Mann brach zusammen. Er erschoss den zweiten, noch bevor der wusste, was da geschah.
    Der dritte jedoch warf sich hinter einen Felsen. Nathan sprang auf und lief los.
    Als er um den Felsen herumkam, war der Mann nicht mehr da.
    Nathan suchte die Umgebung ab. Er sah den Mann davonkriechen, während er mit einer Hand etwas aus der Tasche zu bekommen versuchte. Ein Walkie-Talkie. Nathan gab einen kurzen Feuerstoß auf ihn ab. Ein Schauer durchzuckte den Mann, dann lag er flach.
    Nathan lief den Hügel hinauf.
    Lucia kauerte in einer Ecke der Zelle. Ihre Hände waren mit Handschellen gefesselt. Sie kam sich vor wie zerschlagen, war aber keineswegs verzweifelt. Nathan war irgendwo da draußen, am Leben, frei.
    Amonite dagegen war fuchsteufelswild gewesen. Nach ihrem kurzen Wortwechsel mit Nathan hatte sie das Walkie-Talkie gegen die Wand geworfen und dann mit dem Stiefel in den Boden getreten. Einen Augenblick lang hatte es fast so ausgesehen, als wollte sie Lucia töten. Aber sie wusste sehr gut, dass Lucia lebend mehr wert war als tot. Deshalb saß sie jetzt in dieser Zelle hier, anstatt irgendwo mit einer Kugel im Kopf herumzuliegen.
    Auf dem Weg durch die Korridore der unterirdischen Anlage hatte sie die Trümmer und die Leichen gesehen. Es musste zu einer Schlacht gekommen sein. Hatte Nathan das Chaos angerichtet? Wenn ja, dann war es kein Wunder, dass Amonite derart außer sich war.
    Lucia biss die Zähne zusammen. Jetzt hieß es, stark zu bleiben und auszuharren.
    Sie hatte Nathan zwar weggeschickt, aber sie wusste, er würde zurückkommen. Und wenn er kam, dann musste sie bereit sein.

Kapitel 98
    Putumayo, Kolumbien
17. April 2011
    Amonite knallte das Telefon auf den Schreibtisch des Kontrollraums. Eben hatte eine Wache von oben durchgegeben, El Patrón sei eingetroffen, mit Bodyguards und einem anderen Mann. Angeblich hatte El Patrón wissen wollen, warum Amonite ihn nicht oben empfangen hatte. Nun, das würde er noch früh genug erfahren – wenn er es nicht schon gesehen hatte. Bei dem Zustand, in dem die Festung war, würde selbst ein Schwachkopf auf den ersten Blick sehen, dass hier etwas furchtbar schiefgelaufen war.
    Sie hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder sie beichtete auf der Stelle und bat El Patrón um Nachsicht, oder sie versuchte sich abzusetzen, und zwar sofort. Sie wollte, Dex wäre noch am Leben; er war in solchen Situation unschlagbar gewesen. Aber Dex war tot; sich über ihn Gedanken zu machen, hatte nicht den geringsten Sinn.
    Es ging jetzt vor allem darum, selbst am Leben zu bleiben. Nachsicht war bei El Patrón nicht eingebaut; er würde jetzt nicht damit anfangen.
    Amonite stand auf und griff nach ihrem Schnellfeuergewehr.
    Sie hielt auf die Treppe zu, blieb aber dann plötzlich stehen.
    Vielleicht gab es da noch eine dritte Möglichkeit. Wenn El Patrón ihr schon nicht verzieh, dann würde sie ihm auch nicht verzeihen. Immerhin war er ihr gegenüber in letzter Zeit zunehmend feindselig geworden. Eine kühle Entschlossenheit breitete sich in ihr aus. Was sie da vorhatte, lief allem zuwider, wofür sie das letzte Jahr über gelebt hatte. Aber noch auf dem Weg die Treppe hinab weichte ihre Entschlossenheit bereits wieder auf. Hatte sie wirklich den Mut, ihren Mentor zu töten? El Patrón war unbesiegbar. Er hatte zahllose Anschläge überlebt. Und dann wäre er von Bodyguards umgeben, alle bewaffnet und auf der Hut.
    Die Korridore schienen ihr schauerlich leer; nur das Hallen ihrer Schritte war zu hören. Sie hatte den größten Teil der Leute nach draußen geschickt, die einen auf die Jagd nach Kershner und dem Campesino, die anderen zur Bewachung der Anlage.
    Und wieso hatte sie noch nichts von Elijah gehört? Der Mistkerl sollte doch eine neue Lieferung Black Coke organisieren. Wenn er sich wieder abgesetzt hatte, würde sie ihn aufspüren. Und diesmal würde sie keine Gnade kennen.
    Sie hielt auf den nächsten Ausgang zu. Sie erreichte die automatische Tür und hielt ihre
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