Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
Gedanke barg eine große Erleichterung. Und auch Trauer. Würde sie jemals ihre vernarbte Haut einem anderen Mann zeigen? Würde sie wagen, mitten am Tag Sex zu haben, im Sonnenlicht und ohne Scheu über das, was die Zeit mit ihrem Körper gemacht hatte? Würde sie jemals wieder geliebt werden? Und wenn nicht? Die Einsamkeit war immer noch besser als ein Leben mit Krister.
     
    Ein Auto näherte sich. Schnell zog sie ihr Nachthemd über. Wenn es Besuch für die Nachbarn gewesen wäre, dann hätte das Motorengeräusch längst verstummen müssen, doch es war weiter bis zum Kiesweg zu hören. Eine Autotür schlug zu. Maria stand da und horchte. Weiche, quietschende Schritte im Schnee. »Schließen Sie sich ein, und machen Sie das Licht aus«, hatte Stensson gesagt. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie selbst den Diensthabenden anrufen würde. Etwas schlug hart gegen das Geländer. Ein metallischer Laut, der sich durch den Raum fortsetzte. Die Treppe war glatt.
     
    Wer war es? Krister? Es gab keinen Grund zu öffnen. Sie wappnete sich. Mein Leben gehört mir. Ich habe es zurückgenommen. Ein vorsichtiges Klopfen, das so unähnlich Kristers Gewohnheit war, zehnmal zu klingeln und dann mit der Faust an die Tür zu bollern, wenn man nicht sofort aufmachte. Es klopfte wieder. Maria legte das Ohr an die Tür.
     
    »Wer ist da?«
     
    »Lena Ohlsson von der Polizei in Örebro. Darf ich reinkommen?« Maria atmete erleichtert auf und öffnete, nachdem sie gesehen hatte, dass die magere Silhouette auf keinen Fall einem groß gewachsenen Mann gehören konnte.
     
    »Kommen Sie rein«, sagte sie etwas erstaunt.
     
    »Habe ich Sie geweckt?« Die uniformierte Frau stellte einen Benzinkanister in den Flur. Als sie Marias wachsamen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Der ist leer. Ich habe ihn neben Ihrem Auto gefunden. Seltsam, oder? Man weiß nie, wer sich hier herumtreibt.«
     
    »Ich nehme an, dass Sie einen Anlass für Ihren Besuch haben.« Maria warf einen raschen Blick auf die Uhr. Es war zehn nach zwei. In dem Moment wurde ihr klar, dass Lena Ohlsson ihre Reise von Örebro nach Kronviken angetreten haben musste, lange bevor Stensson vorgeschlagen hatte, Personenschutz zu beantragen. Nach dem Telefonat mit Krister war nichts aus ihrem Anruf bei der Polizei geworden. Was hätte sie auch sagen sollen? Ich fühle mich von einer Tarotkarte bedroht? Sie hatte den Anruf aufgeschoben und dann in der Erregung vergessen. Wie ein Blitz kam ihr das Bild von der Schaufensterpuppe in Polizeiuniform in den Sinn. Wer kann an eine Polizeiuniform gelangen? Was machte diese uniformierte Frau hier, mitten in der Nacht und ohne Stenssons Wissen?
     
    »Sie sind in großer Gefahr. Wissen Sie, wem Sie vertrauen können?« Die uniformierte Frau lachte, als sie Marias Miene sah. »Warum wollte niemand Madame Elaine glauben? Rebecka ist nicht schuldig an dem Mord. Die schöne Rebecka würde niemals so hässliche Sachen machen. Warum wollen meine männlichen Kollegen auch nie zuhören? Niemand weiß, dass ich hier bin. Ich habe es keinem gesagt. Die würden mich nicht verstehen. Die nehmen die Geisterwelt nicht ernst. Ihr Telefon ist tot. Wussten Sie das? Sie sollten die Leitung sehen, die draußen zu Boden hängt. Abgeklemmt. Ich habe gerade versucht, Sie anzurufen. Kein Ton. Vollkommen tot. Und dann wurde mir klar, warum ich nicht durchkommen konnte. Sie sollten sich mehr um sich sorgen, Maria Wern.«
     
     
    47
     
    Håkan Stensson sah das beeindruckende Schlüsselbund durch, das er vom Hausmeister bekommen hatte, und öffnete schließlich die Tür zu Per Arvidssons Wohnung. Es roch immer noch nach Rauch, vor allem aber ungelüftet. Die Topfpflanzen vorm Fenster zur Rudbecksgatan hingen beklagenswert welk auf das Fensterbrett hinab. Vielleicht würde Kriminalinspektor Stensson in diesem Raum die Antwort finden, die er suchte. Er war schon einmal hier gewesen. Hatte das überdacht, was er sah, war wiedergekommen, hatte sich wieder entfernt und hatte nachgedacht.
     
    In der Nacht hatte Stensson, nachdem er von Maria Wern das letzte Puzzleteilchen bekommen hatte, das Rätsel der Karten gelöst. Manchmal ist die Antwort auf die schwerste Frage besonders einfach. Die Karte, die für Gerechtigkeit stand, die Nummer elf, und die Nummer dreizehn, die den Tod symbolisierte, ergaben zusammen die Zahl vierundzwanzig. Die wiederum entsprach dem Buchstaben Y. Die Karten bildeten also den Kosenamen PYRET. Das sagte ihm eigentlich noch nichts. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher