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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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Laboranalyse?«
    »Ja. Ich werde das Material persönlich dem gerichtsmedizinischen Institut übergeben und darauf drängen, dass es schnellstmöglich untersucht wird, doch in der Zwischenzeit solltest du die gebotene Vorsicht walten lassen. Hast du mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Es könnte eine Botschaft sein …«
    »Sag mir Bescheid, wenn du das Ergebnis hast, Gianni«, unterbrach ihn Ferrara.
    »Natürlich. Du erfährst es als Erster.«
    Der Commissario legte ungehalten auf und starrte die Wand an. Sie war mit Belobigungen und Fotos, auf denen er mit Kollegen und Polizeioberen zu sehen war, tapeziert. Sein Blick wanderte zu dem gerahmten Foto auf dem Schreibtisch, das ihn mit seiner Frau an ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag zeigte. Dann zog er eine Zigarre aus einem schwarzen Lederetui und betrachtete sie, als wäre es seine erste.
    Er versuchte, sich vorzustellen, wie lang das Blatt war, bevor es gerollt wurde. Dabei fiel ihm die Tabakmanufaktur von Lucca ein, die er vor einigen Jahren besichtigt hatte. In dieser Manufaktur wurden Tabakblätter aus Kentucky zu Zigarren verarbeitet, die anschließend zwischen einem halben und einem Jahr in speziellen Klimaräumen reiften. Wie ein guter Wein mussten sie mit Verstand und Ruhe genossen werden. Er holte den Zigarrenschneider aus der Jackentasche, eine Art Miniguillotine, und schob die Zigarre bis zurMitte hindurch. Ein glatter Schnitt, und schon hatte er die beiden Hälften. Genau gleich, wie immer.
    Diese Zigarrensorte rauchte er jetzt schon seit über zwanzig Jahren, seit er eines Tages ein noch volles Zigarettenpäckchen in den Müll geworfen hatte. Seine Frau hatte sich bald an den Tabakgeruch seiner Kleider und das bisschen Passivrauchen gewöhnt, zumal sie glaubte, dass Zigarren letztendlich weniger schädlich waren als Zigaretten. Trotzdem hoffte sie im Stillen, er würde das Rauchen irgendwann ganz aufgeben.
    Ferrara wollte sich seine Toscano gerade anzünden, als er innehielt.
    Er griff zu Stift und Notizbuch und schrieb die bisher gesammelten Fakten auf, von denen er einige rot unterstrich.
    Nacht zwischen Montag, dem 21., und Dienstag, dem 22. Juni.
    Sachkundig ausgeführte Tat
    Spezielles Tatwerkzeug: Skalpell, Operationszange und Schere
    Dauer: 10 – 15 Minuten
    Verbrannte Substanz im Sarg. Möglicherweise Tabakblätter.
    Von einer Toscano?
    Danach informierte er den Staatsanwalt. Ein kurzes Telefonat, das dieser mit einer Ermahnung beendete: »Das Detail des Tabaks, sollte es sich bestätigen, muss strikt geheim gehalten werden. Die Presse darf nichts davon erfahren!«
    Mussten die Tabakspuren als Drohung verstanden werden? Ging das schon wieder los?
    Wiederholte sich die Vergangenheit?
    Noch war es zu früh, um eine sichere Antwort darauf zu geben.
    5
    Von außen wirkte das Gebäude wie eine Lagerhalle.
    Es stand auf den Florentiner Hügeln, grenzte direkt an das städtische Hauptkrankenhaus von Careggi und war an drei Seiten von Feldern und Wiesen umgeben und mit einem hohen Eisenzaun eingefriedet. Wer seine Bestimmung nicht kannte, würde nie vermuten, dass dort, vor ihrer Beisetzung, die Leichname derjenigen aufgebahrt wurden, die in den Kliniken oder den Pflege- und Altersheimen gestorben waren.
    Das waren die Nuove Cappelle del Commiato, wörtlich: die »Neuen Abschiedskapellen«, so genannt, um sie von der alten, baufälligen Leichenhalle zu unterscheiden, die sie Anfang der Neunzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts ersetzt hatten.
    Sie fuhren in einem Fiat Punto ohne Polizeikennzeichen. Der Wagen war mehr als fünf Jahre alt, hatte über zweihunderttausend Kilometer auf dem Buckel und mindestens einen Reifenwechsel und neue Bremsbeläge nötig. Im Grunde hätte das Fuhrpark-Management des Innenministeriums ihn schon längst ausmustern müssen, doch trotz wiederholter Eingaben weigerte man sich dort, für einen neuen zu sorgen, und zwar wegen »fehlender Mittel«. Diese Begründung bekamen sie bei der Polizei immer wieder zu hören. Seltsam nur, dass man die hohen Ministerialbeamten und Politiker in Rom stets in nagelneuen, teuren Limousinen herumflitzen sah.
    Der Regen prasselte unablässig auf das Autodach nieder, und die Scheibenwischer hatten Mühe, ihre Pflicht zu tun.Ein ordentliches Gewitter brachte den Sommer mit einem Tusch auf den Weg.
    Polizeiassistent Pino Ricci saß am Steuer, neben ihm Ispettore Antonio Sergi.Ricci parkte im Hof und klappte die Sonnenblende herunter, um wie gewöhnlich die Signalscheibe mit der Aufschrift
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