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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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grübelte immer noch über diese Fragen nach, als es an der Tür klopfte.
    Teresa Micalizi trat ein, eine frisch gebackene Kommissarin, die gerade die höhere Polizeischule absolviert hatte.
    Ferrara informierte sie über die Abläufe in der Squadra Mobile, über die verschiedenen Abteilungen und deren Zuständigkeitsbereiche sowie die Dienstzeiten, die offiziellen und die tatsächlichen.
    Sie hörte ihm aufmerksam zu. Das war ihr erster Kontakt mit echter kriminalpolizeilicher Arbeit und mit einem Leiter der wichtigsten Abteilung eines Präsidiums. Sie trug ein anthrazitgraues Kostüm mit weißer Bluse zu hochhackigen Schuhen und sah auf den ersten Blick nicht wie eine Polizistin aus. Wäre das Schulterholster mit der Pistole nicht gewesen, das sich unter ihrer Jacke abzeichnete, hätte man sie für eine Jungmanagerin halten können.
    Teresa war mittelgroß und hatte ein hübsches, fein geschnittenes Gesicht. Am meisten fielen darin die Augen auf, die tiefschwarz waren und außergewöhnlich lebhaft und intelligent blickten, als wollten sie sich nichts entgehen lassen. Ihre pechschwarzen Haare waren zu einem kurzen Bob geschnitten. Eine äußerst interessante junge Frau. Und eine sehr verlegene. Wiederholt strich sie sich die Ponyfransen aus der Stirn.
    Ferrara stand auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du aus Neapel kommst, doch du hast keinen neapolitanischen Akzent.«
    »Ich bin in Neapel geboren, habe aber achtzehn Jahre lang in Mailand gelebt«, antwortete sie. Beinahe hätte sie noch erzählt, dass ihr Vater ein Maresciallo bei der Polizei gewesen war und bei einem Schusswechsel mit Bankräubern getötet worden war, die eine Bank in der Innenstadt überfallen hatten, nur einen Steinwurf entfernt von der berühmten Galleria Vittorio Emmanuele. Beinahe hätte Teresa noch erwähnt,dass ihre Mutter aus Südamerika stammte und Malerin war, aber sie hielt sich zurück und lächelte nur. Vielleicht wusste der Commissario das alles bereits.
    Ferrara fuhr fort: »Du bist zwar vorläufig noch der einzige weibliche Kommissar bei uns, aber das sollte dich nicht weiter stören. Ich bin sicher, du wirst viele Nachfolgerinnen haben, denn Frauen spielen bei der Polizei eine immer wichtigere Rolle, besonders bei Ermittlungen zu bestimmten Verbrechen.«
    Sie lächelte weiter. Ob das stimmte? Oder wollte er nur nett sein? Und was meinte er mit »bestimmten Verbrechen«? Würde sie bei der Jugendkriminalität landen? Oder bei den Sexualstraftaten? Doch es war zwecklos, sich jetzt schon den Kopf darüber zu zerbrechen, es würde sich mit der Zeit erweisen. Nur eines wusste sie gewiss: dass sie die richtige Wahl getroffen hatte, dass dieser Beruf sie erfüllen würde.
    Der Commissario holte eine Zigarre aus dem Etui, zündete sie an und qualmte genüsslich, wobei er den Rauchwölkchen nachblickte, die zur Decke stiegen. Es war die zweite Toscano des Tages. Teresa begriff, dass ihre Vorstellung beim Chef damit beendet war. Sie verabschiedete sich und machte sich auf den Weg in die anderen Büros, begierig, die Kollegen kennenzulernen.
    Ferrara dagegen versank wieder in seinen Grübeleien.
    9
    Gegen sechs Uhr abends betrat ein schlankes Mädchen mit kurz geschnittenen dunklen Haaren Sergis Büro. Sie war eine Angestellte der Firma, die sich um die Reinigungsarbeiten in den Cappelle del Commiato kümmerte.
    Der Ispettore und Ricci waren vor einer halben Stunde ins Präsidium zurückgekehrt und ordneten gerade ihre Notizen. Sie hatten noch die beiden Wachmänner von der Sicherheitsfirma befragt, die von achtzehn bis vierundzwanzig Uhr am Vorabend und von null bis sechs Uhr an diesem Morgen Dienst gehabt und sich an Ort und Stelle abgelöst hatten. Aber bei dieser Befragung war nichts herausgekommen, das die Ermittlungen weitergebracht hätte. Beide Männer hatten im Brustton der Überzeugung ausgesagt, dass ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen sei und sie ihre Dienstvorschriften minutiös eingehalten hätten. Allerdings war keiner von ihnen in die einzelnen Aufbahrungskammern gegangen, da dies nicht zu den Pflichten der Wachmänner gehörte. Sie hatten lediglich überprüft, ob alle Außentüren verschlossen waren, und ansonsten in dem dafür vorgesehenen Pförtnerhäuschen zwischen dem Haupteingang des Krankenhauses und dem Zugang zu den Cappelle Wache gehalten. Alle zwei Stunden nur waren sie die inneren Flure abgegangen und hatten vermerkt, dass die Nachtbeleuchtung in den Aufbahrungsräumen
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