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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht
Autoren: Patricia Amber
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– mir soll’s recht sein, er zahlt gut, weiß was er will und ist außerdem sehr amüsant.“
    „Und ein boshafter Spötter dazu.“
    Grace erhob sich jetzt und ordnete mit einer Hand ihr hochgestecktes Haar, in das sie zarte grüne Seidenblüten eingeflochten hatte.
    „Hör zu, Violet“, sagte sie streng. „Was auch immer du von meinen Kunden halten magst – ich erwarte, dass du dich ihnen gegenüber höflich und liebenswürdig verhältst, wenn du ihnen im Salon begegnest.“
    „Das brauchst du nicht extra zu betonen, Grace. Ich weiß sehr wohl, was ich dir schuldig bin.“
    Grace entnahm Violets kühlem Ton, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war. Deshalb bemühte sie sich um einen versöhnlichen Satz.
    „Sie lieben dich alle, meine kleine Violet. Sie sind ganz verrückt nach dir.“
    Am Morgen wurde Violet von den warmen Strahlen der Herbstsonne geweckt, die sich durch die Ritzen der Vorhänge stahlen. Ein flimmerndes Lichtband lag quer über ihrer Bettdecke, zeichnete Sonnenpünktchen auf ihren bloßen Arm und stieg wie ein zarter, goldener Pinselstrich an der blauen Tapete empor.
    Sie streckte sich im Bett und stellte fest, dass sie sich ruhig und ausgeglichen fühlte. Die Ereignisse des gestrigen Abends hatten im hellen Tageslicht viel von ihrem Schrecken verloren, ja sie fragte sich jetzt allen Ernstes, warum sie solch lächerliche Furcht gehabt hatte. Grace hatte vollkommen recht: Sie hätte mutiger sein müssen. Hätte sie sich verteidigt, laut geschrien oder um sich geschlagen – der Mann hätte vermutlich sofort von ihr abgelassen und wäre davongelaufen.
    Das Schlafzimmer lag zum Hof hin, man hörte das ärgerliche Schelten der Nachbarin, irgendein Topf oder Teller zerschellte an der Wand und gleich darauf erklang das Fauchen eines Katers. Violet lächelte – da hatte Kater John wieder einmal Diebesbeute gemacht.
    Sie stand auf und kleidete sich an. Dann schob sie die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster, um auf den Hof zu sehen. Unten hockte der grau getigerte Kater bei den Resten einer Fischmahlzeit, die er genüsslich und ohne jegliches schlechte Gewissen in seinen Magen beförderte. Drüben im Erdgeschoss des Nachbargebäudes war das zornrote Gesicht der Nachbarin zu sehen, von einer weißen Nachthaube umrahmt. Zwei dick eingemummelte Kinder spielten auf dem Pflaster mit Peitsche und Kreisel und lachten laut, als der Kater nach dem Kreisel sprang. Über allem lag die helle Morgensonne, trocknete die Wäsche an der Leine und ließ die Scheiben an den Fenstern fröhlich aufblitzen.
    Nein, es war wirklich nichts mehr übrig von den Schrecknissen der Nacht.
    Sie hatte erwartet, als Erste im Salon zu sein, denn Grace pflegte einen ausgiebigen Morgenschlummer zu halten. Doch als Violet leise die Tür öffnete, saß Grace bereits im roséfarbigen Morgenkleid am gedeckten Frühstückstisch und vertrieb sich die Zeit damit, die Times zu lesen. Es duftete nach frisch aufgebrühtem Tee, nach Rührei mit Schinken und knusprigem Röstbrot, sodass Violet das Wasser im Mund zusammen lief.
    „Schon ausgeschlafen?“, fragte Grace lächelnd und legte die Zeitung beiseite. „Dann lass uns frühstücken.“
    Violet hatte nichts dagegen. Unbekümmert ließ sie sich Grace gegenüber nieder und wippte mit ihrem Stuhl während Grace den Tee eingoss.
    „Geht es dir gut?“
    „Könnte nicht besser sein.“
    Grace nickte zufrieden. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, weil Violet gestern Abend nicht mehr im Salon erschienen war. Aber sie wusste auch, dass die kleine Violet trotz ihrer Zartheit nicht so leicht unterzukriegen war.
    „Wie sehen deine Pläne für heute aus?“, wollte sie wissen.
    „Heute Abend werde ich im Green Palace Hotel spielen“, verkündete Violet zwischen zwei Schlucken Tee. „Für einen Schilling die Stunde!“
    Es war Mr. Barney, einer von Grace‘ Kunden, der ihr diesen Job vermittelt hatte. Er war mit dem Pianisten befreundet, der normalerweise dort spielte, aber seit einigen Tagen erkrankt war. Es wurde eine Aushilfe gesucht und Barney hatte Violet empfohlen. Sie würde mindestens fünf Schilling an einem einzigen Abend verdienen. Das war fast soviel, wie sie sonst im ganzen Monat erhielt.
    „Ein Schilling die Stunde“, meinte Grace abschätzig und rührte auf ihrem Teller herum. „Dafür spielst du dir die Finger wund und musst bis in die City laufen. Und natürlich auch wieder zurück - und das ziemlich spät am Abend.“
    Violet spülte die leise wieder
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