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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien
Autoren: Stefan Wolf
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Kann sie damit was anfangen — allein? Oder steckt sie
tiefer drin in der Knobel-Belze-Frese-Bande, als wir glauben? Dann müßte sie
sich mit dem einzigen, der noch auf freiem Fuß ist, in Verbindung setzen. Mit
Frese.“
    Tim machte einen Sprung vorwärts. „Ich
wette, sie telefoniert. Ich luge mal durch das hintere Flurfenster — mein
Einstiegfenster von letzter Nacht. Da habe ich das Fernsprechrohr voll im
Blick.“
    Er rannte los.
    Hinter dem Angestelltenhaus schlich er
geduckt unter den Fenstern lang.
    Einige gehörten zu den Personalzimmern,
und er wollte es vermeiden, daß man ihn sah.
    Vorsichtig richtete er sich unter dem
Flurfenster auf. Es war angekippt — wie letzte Nacht.
    Das Telefon stand im vorderen Teil des
Flurs, auf einem Wandregal.
    Claudia Tümmel hielt sich den Hörer ans
Ohr, hatte offensichtlich schon gewählt und wartete nun darauf, daß die
Verbindung zustande kam.
    Na also! In Tim brannte das Jagdfieber.
Selbst wenn das Mädchen flüsterte, würde er dank des Fensterspalts jedes Wort
verstehen.

24. Der Name Heilmann
     
    Nachmittagssonne überglänzte den
Reitschulpark. Er war nicht groß, wurde aber geprägt von einem Dutzend
gewaltiger 200jähriger Eichen. Buntspechte hämmerten an den Stämmen — im Herbst
so heftig, daß die Eicheln abfielen.
    Der Stadtrat-Ränke-Kanal floß hier
durch, ehe er vorn beim Reitschulgelände unter der Erde — das heißt, unter
Betonplatten — verschwand. Am Kanal, der tief genug war zum Ertrinken, wuchsen
Sträucher. Dort saßen manchmal Pärchen, meistens aber Rentner, die mit ihrer
Zeit nichts anfangen konnten.
    Paul Frese, der Drücker, wählte die
Bank unter der höchsten Eiche und ließ sich dort nieder.
    Hier befand er sich noch sehr dicht am
Tatort. Aber das hatte keine Bedeutung. Gesehen hatte ihn niemand — am
allerwenigsten der alte Phortheimer.
    Nach Fingerabdrücken würden die Bullen
vergeblich suchen. Daß Frese bei der ,Arbeit’ Handschuhe trug, war
selbstverständlich. Aber an all diesen Berufsstreß dachte er im Moment nicht,
denn er fühlte sich mies. Der ständige Mißbrauch von Zigaretten und Alkohol
hinterließ Wirkung. Trotzdem zündete er wieder einen Glimmstengel an, saugte
den Rauch ein bis in den Magen und bedauerte, daß er seinen geliebten Schnaps
nicht bei sich hatte. Der wäre jetzt gut gewesen.
    Große Mühe, saurer Lohn, dachte Frese.
Ich sollte heute noch einen Bruch machen. Doch erst ruhe ich aus.
    Er hatte den alten Koffer neben sich
gestellt, streckte die Beine aus und beobachtete die Umgebung.

    In der Straße drüben, an der die Villen
lagen, herrschte totales Halteverbot. Kein Wagen parkte dort.
    Schlecht für Besucher, dachte Frese.
    Doch dann sah er, daß man auf der
anderen Seite des Parks Abhilfe geschaffen hatte. Dort, hinter dem
Reitschulgelände, verlief eine breite Allee. Fahrzeuge parkten zu beiden
Seiten, trotzdem war immer noch Platz.
    Als Frese die Beine übereinander
schlug, spürte er das Paperweight in der Manteltasche.
    Er nahm den Glasklumpen heraus und
betrachtete ihn.
    Der Briefbeschwerer funkelte im
Sonnenlicht. Die schwarzen Rosen nahmen einen rötlichen Schimmer an.
    Was soll ich mit dem Ding? überlegte
Frese.
    Er wog den Glasklumpen in der Hand,
holte dann aus und
    wollte die Kostbarkeit in den nach
Stadtrat Ränke benannten Kanal werfen.
    „Halt! Um Himmels willen!“ hörte er
eine Stimme hinter sich.
    Der Mann, dessen Schritt jetzt hinter
Freses Parkbank stockte, mochte Mitte Dreißig sein, trug Hornbrille sowie einen
modischen Trench und hatte Lachfältchen um die Augen.
    Die schwarze Tasche, die er in der Hand
hielt, wirkte neutral, war aber eine Bereitschaftstasche für Ärzte. Denn Dr.
Claus Heilmann hatte eben seinen Mercedes an der Allee geparkt und war jetzt
auf dem Weg zu Eduard Phortheimer jun., seinem Patienten.
    „Was ist?“ fragte Frese.
    Heilmann trat näher.
    „Es sah so aus, als wollten Sie das
Paperweight wegwerfen.“
    „Na und?“
    „Sie scherzen. Oder wissen Sie nicht,
was das ist?“
    „Ein Klumpen Glas. Ein Päperweit — wie
Sie sagen.“
    „Sogar ein besonders wertvolles.“
Heilmann preßte für einen Moment die Lippen zusammen. „So was wirft man nicht
weg.“
    „Was geht Sie das an?“
    „Ich bitt’ Sie! Das wäre so, als würden
Sie bares Geld wegwerfen. Ein Vermögen.“
    Freses Nackenhaare sträubten sich.
Wieso fiel diesem Typ der Glasklumpen auf?
    „Wenn mich nicht alles täuscht“, sagte
der Arzt, „ist das ein Paperweight aus der
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