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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Autoren: Deon Meyer
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die feurigen Blitze einer Gewehrmündung
     hinter der Heckscheibe des Hummers. Der Lauf ruckte planlos hin und her, der Schütze |34| zielte auf gut Glück, aber er traf. Dumpfe Schläge gegen meinen Ford, zwei Kugeln durchschlugen die Motorhaube, eine flog
     durch die Windschutzscheibe und hinten zur Heckscheibe wieder heraus. Ich fluchte und trat instinktiv auf die Bremse. Sie
     zielten auf den Motor, den Kühler, sie wollten mich loswerden.
    Aber ich konnte es nicht riskieren zurückzufallen.
    Dennoch ging ich auf Abstand, ließ die Seitenscheibe herunter und zog die Glock aus der Jackentasche. Eisiger Wind, der Geruch
     nach Staub und Öl. Ich hielt die Pistole aus dem Fenster und feuerte drei, vier Schüsse ab, in der Hoffnung, sie davon abzubringen,
     weiter auf mich zu schießen.
    Es funktionierte nicht.
    Wieder ein harter Schlag gegen meinen Ford, mein neuer Silberbakkie. Ich stieß laute, wütende Flüche aus, schoss noch ein
     paar Mal, die Hand vor Kälte schon fast abgestorben. Der Wind pfiff durch die Löcher in der Windschutzscheibe. Ich drehte
     die Heizung auf, fiel weiter zurück. Genau das, was sie gewollt hatten. Sie brauchten einen Vorsprung, damit sie die kurze
     restliche Strecke auf der Teerstraße ungehindert zurücklegen konnten.
    Zehn Kilometer vor der Asphaltstraße sah ich, dass die Motortemperatur anstieg.
    Sie hatten meinen Kühler getroffen. Oder einen Wasserschlauch. Oder eine Pumpe.
    Ich behielt die Anzeige im Auge, beobachtete, wie schnell die Temperatur stieg, und fragte mich, ob ich es bis Carnavon schaffen
     würde. Wie lange würde ich dieses Tempo noch durchhalten können?
    |35| Ich blieb hinter ihnen, mit etwa einem Kilometer Sicherheitsabstand. Ich unterdrückte den Impuls, nach dem Funkgerät zu greifen
     und um Verstärkung zu bitten, um sie am Flugplatz abzufangen. Ich hatte nicht das Recht, Außenstehende in Gefahr zu bringen.
    Fünf Kilometer vor der Teerstraße begann der Ranger zu stottern. Ein Ruck durchfuhr ihn, dann lief der große Motor wieder
     gleichmäßig. Ich warf einen Blick auf die Instrumente. Der Öldruck fiel, die Temperatur stieg immer weiter. Ich musste langsamer
     fahren. Aber ich durfte nicht. Nur noch ein kleines Stück, dann würde ich versuchen, sie aufzuhalten.
     
    Der Asphalt kam früher, als ich erwartet hatte, zu abrupt unter dem Staub, so dass ich zu spät bremste, zu schnell nach links
     lenken musste. Die linken Räder hoben ab, die Reifen quietschten. Der Pick-up neigte sich zur Seite, ich würde mich überschlagen,
     riss am Steuer, trat das Gaspedal durch. Wieder hustete der Motor, das Fahrzeug erzitterte. Ich krachte auf der anderen Seite
     des Asphalts in den Dreck, kämpfte, und dann fanden die Reifen Halt. Das Heck ruckte noch zwei, drei Mal hin und her, und
     dann erstreckte sich das schwarze Band der Teerstraße vor mir im Scheinwerferlicht. Und jetzt waren sie ganz nah, die roten
     Augen am Heck des Hummers. Angriffslust, Adrenalin, Schock: Ich verspürte den Drang, die Mistkerle von hinten zu rammen und
     das Magazin der Glock in sie reinzupumpen.
    Blauer Qualm wirbelte aus dem Auspuff des Hummers. Ich holte sie rasch ein, wartete auf eine Gelegenheit, sie zu |36| überholen und von der Fahrbahn zu drängen. Der Motor setzte aus, sprang wieder an.
    Plötzlich taten sie etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Sie bremsten. Eine Vollbremsung, das Pedal bis auf das Bodenblech,
     direkt vor mir. Ich war zu dicht dran, riss das Lenkrad herum, aber zu spät. Ich prallte gegen das Heck des Hummers, ein dumpfer
     Schlag, Metall, splitterndes Glas. Das linke Vorderrad knickte weg, der Ford kippte, überschlug sich, ein, zwei Mal, der Sicherheitsgurt
     schnitt mir schmerzhaft in den Oberkörper.
    Und dann geriet mein Bakkie ins Schleudern, auf dem Dach, die Teerstraße entlang. Funken in der Nacht, ich hing in den Gurten,
     hilflos, lauschte dem ohrenbetäubenden Kreischen von Blech auf Asphalt, dem Todesschrei meines Rangers.
    Endlich kam ich zum Stillstand, hob den Kopf. Orientierungslos, im Schockzustand. Ich drehte suchend den Kopf, sah alles verschwommen,
     hörte das Ticken von abkühlendem Metall, roch Benzin. Ich musste hier raus! Ich tastete nach dem Schloss des Sicherheitsgurts,
     fand es, fiel unverhofft hinunter auf den Himmel meines Autodachs. Versuchte, die Tür zu öffnen. Schaffte es nicht. Eine Flamme,
     klein und unschuldig, vorne, am Motor. Die andere Tür. Ich rutschte hinüber, zog am Griff. Sie klemmte. Ich musste
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