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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Autoren: Deon Meyer
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durch die
     Windschutzscheibe raus. Die Flammen schlugen jetzt höher, leckten gierig.
    Ich war draußen.
    Blickte die Straße hinunter. Sah nichts. Drehte mich um. Da waren sie. Nur noch eine Rückleuchte des Hummers funktionierte.
    |37| Ich musste sie aufhalten! Die Gewehre lagen im Ranger, die Pistole ebenfalls. Ich bückte mich, kroch wieder hinein, die Flammen
     loderten auf. Ich sah die Druganov im Feuerschein, das Jagdgewehr. An die Glock kam ich nicht ran. Ich griff nach den beiden
     Gewehren, kroch wieder raus, rannte los. Schmerzen im Nacken, in meinem linken Bein. Dann explodierte der Pick-up hinter mir.
     Die Druckwelle riss mich von hinten hoch, warf mich vier Schritte weiter wieder hin. Das Jagdgewehr fiel mir aus der Hand,
     die Linse des Zielfernrohrs zerbrach.
    Ich stand auf, ließ die Waffe liegen, behielt nur das russische Scharfschützengewehr, stolperte mühsam die Teerstraße entlang.
     Von hier aus konnten es nicht viel mehr als zwei Kilometer bis zum Flugplatz sein.
     
    Ich hörte die Maschine, bevor ich sie sah, das tiefe Dröhnen der zwei Motoren, und ich wusste, ich kam zu spät. Dann sah ich
     die Lichter des Flugzeugs, rechts von mir, einen Kilometer von der Straße entfernt, eines weiß, eines rot. Ich blieb stehen.
     Wenn der Wind aus der falschen Richtung wehte … Aber ich spürte nichts, es herrschte die perfekte Windstille einer eiskalten
     Karoonacht, obwohl ich vom Laufen, vom Adrenalin schwitzte. In welche Richtung würden sie fliegen?
    In meine Richtung.
    Ich kniete mich hin, legte das große halbautomatische Gewehr an, blickte durch das Infrarotvisier, sah das Flugzeug. Eine
     Piper Seneca V, gute Wahl. Ich wartete. Ich hatte nur eine einzige Chance – den Piloten zu erschießen, alles andere wäre zu
     riskant gewesen. Ich ließ das Fadenkreuz |38| wandern, erkannte, dass ich nicht wissen konnte, auf welcher Seite der Pilot saß, links oder rechts. Da kam sie, mit Vollgas,
     viel zu schnell, die Räder hoben vom Boden ab. Ich drückte den Abzug, ein tiefer Knall.
    »Das war für meinen Ford«, murmelte ich.
    Nichts geschah. Ich zielte weiter nach links, falls der Pilot auf der anderen Seite saß, schoss, zu übereilt, meine letzte
     Chance, dann waren sie über mir. Ich stand auf, drehte mich um, folgte ihnen mit dem Blick durch das Zielfernrohr, schoss
     noch drei, vier, fünf, sechs Mal, wütend und hilflos. Sie waren weg, ich hatte versagt.
    Und dann fiel die Piper auf einmal, kippte nach links, hundert Meter, und traf mit ohrenbetäubendem Knall auf dem steinharten
     Boden der Karoo auf.
     
    Halb sieben. Mit schmerzenden Gliedern, müde, eine blutige Schürfwunde am Bein, ohne meinen Bakkie, stand ich in der Tür meines
     Schlafzimmers. Emma le Roux regte sich unter dem dicken Daunendeckbett, öffnete die Augen, verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
     »Hi«, sagte sie, »du bist aber früh auf …«

[ Menü ]
    |39| Der perfekte Mord
(Die perfekte Moord)
    |41| Zwei Dokumente lagen nebeneinander auf dem Schreibtisch von Kaptein Bennie Griessel – das Original des Geständnisses, verpackt
     in einer durchsichtigen Plastiktüte der Spurensicherung, und das andere, die Fotokopie des Beweisstücks, in der ihm gestattet
     war zu lesen. Er zündete sich eine Zigarette an und musterte das Schriftstück.
    Sechs Seiten weißes DIN-A-4-Papier. Zusammengeheftet in der linken oberen Ecke. Säuberliche Reihen von Buchstaben, Wörtern
     und Sätzen, laut Kriminaltechnik in der Schriftart Times New Roman, Größe 12-Punkt, vermutlich verfasst mit Microsoft Word
     und mit großer Sicherheit gedruckt auf dem HP-Laserjet 1020 des Verstorbenen.
    Geneigter Leser,
lautete die Anrede. Die Ironie dieser förmlichen Floskel reizte Griessel irgendwie.
    Er wusste, was im ersten Absatz stand. Schon am Tatort hatte er ihn hastig überflogen, erstaunt durch die Zähne gepfiffen
     und dann die Seiten vorsichtig in der Beweismitteltüte deponiert.
    Er zog an seiner Zigarette und las weiter.
    Mein Name ist Quartus Lombaard. Ich habe einen Mord begangen.
    Aus diesen beiden Sätzen bestand der erste Absatz.
    Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, wann genau ich
|42|
beschlossen habe, meine Frau zu töten – und noch schwerer, warum ich es tat. Gewiss spielt eine gewisse psychische Abnormität
     meinerseits eine Rolle. Nicht dass ich mit rollenden Augen und Schaum vor dem Mund umherwanke – nein, es handelt sich eher
     um eine unauffällige, schleppend schleichende Form der Erkrankung.
    »Schleppend
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