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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne
Autoren: Evelyn Sanders
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mit dem herbeigerufenen Koch, sodann neu ausbrechende Betriebsamkeit in der Küche. Die hatte in Anbetracht der geleisteten Vorarbeit und der zufrieden vor sich hin kauenden Gäste schon auf Sparflamme geschaltet. Wenig später neue Platten mit Spargel und was Drumrumgerolltem, neuer Aal (jetzt vermutlich die hintere Hälfte) in Aspik, frischer Waldorfsalat. Das auch schon ziemlich geplünderte Dessertbüfett wurde ebenfalls neu bestückt. Statt der vorher wunderschön dekorierten und bis auf einen kläglichen Rest abgetragenen Eisbombe kamen jetzt ganze Schüsseln mit Eis auf den Tisch, es gab frischen Obstsalat und frische Karamelcreme, doch als zum Schluss die Hochzeitstorte hereingebracht wurde, hörte man nur allgemeines Stöhnen. »Jetzt noch Kuchen? Ohne mich!« Oder: »Ist die etwa echt?« Sie wanderte zum späteren Verzehr zurück in den Kühlschrank, wurde prompt vergessen, und wenn sie nicht doch noch jemand verspeist oder wenigstens dem nächstgelegenen Seniorenheim gespendet hat, dann kühlt sie immer noch still vor sich hin.
    Zu erwähnen seien auch die unerlässlichen Reden, die jeder, der sich dazu verpflichtet fühlte, natürlich schon vorbereitet hatte und trotzdem so tat, als sei er völlig überrascht und müsse nun improvisieren. Karl fing an. Da Hannes’ Vater schon seit zwei Jahrzehnten nur mehr mit der Gießkanne besucht wurde, hatte Trudchen eine schöne Ansprache entworfen, die nun Karl zu Gehör brachte. Von »nicht Sohn verloren, sondern Tochter bekommen« war die Rede (das hörte ich hier nicht zum ersten Mal!), und von »Firma nun schon der vierten Generation übergeben«, Glück, Erfolg und sonst noch so allerlei wurde gewünscht, und dann mussten wir die Gläser erheben und auf das Wohl des Brautpaares trinken.
    Danach zog Rolf den Krawattenknoten wieder ein Stück höher, räusperte sich und stand auf. Auch er wünschte dem jungen Paar alles das, was man bei derartigen Gelegenheiten vorbringt, doch dann wandte er sich an Trudchen. Man solle nicht vergessen, dass sie quasi den Grundstein zu der heutigen Feier gelegt habe, denn ohne sie gäbe es ja keinen Hannes. Dass es ohne mich auch keine Stefanie gegeben hätte, war logisch und wohl deshalb nicht weiter erwähnenswert, aber wenigstens schloss der Toast, den Rolf ausbrachte, auch mich mit ein. »Und deshalb bitte ich alle, zusammen mit mir auf das Wohl der beiden Mütter zu trinken und mit ihnen zu hoffen, dass sie bald Großmütter sein werden.«
    Wieder scharrten die Stühle, wieder wurde nach den Gläsern gegriffen, doch dann ertönte plötzlich Hannes’ Stimme: »Auf die künftigen Omas! Aber wende dich diesbezüglich bitte an deine anderen Kinder, lieber Schwiegervater, du hast ja noch vier!«
    »Aber keine verheirateten!«
    »Apropros heiraten«, meldete sich Schorsch, »wollt ihr nicht doch mal eure Ringe haben?« Er stellte das Etui auf den Tisch, und dann endlich schob Hannes seiner Frau den Platinreif über den Finger. Umgekehrt gab es Schwierigkeiten, die damit endeten, dass der Ehemann seinen Ring ins Etui zurücksteckte mit dem Vorsatz, am Montag als Erstes beim Juwelier vorzusprechen. »Verstehe ich gar nicht. Als wir die Ringe gekauft haben, hat meiner noch gepasst. Ob er durch das Gravieren enger geworden ist?«
    Nun hätte sich eigentlich noch der Bräutigam mit geziemenden Worten für die vielen guten Wünsche bedanken müssen, aber der dachte gar nicht daran. Er sei darauf nicht präpariert, sagte er, habe schon damals in der Schule keine Gedichte vortragen können, außerdem sei genug geredet worden, und mit Kaffeetassen könne man sowieso nicht anstoßen. Damit hatte er zweifellos recht, sie klingen nämlich nicht.
    Müdigkeit machte sich breit. Das üppige Essen, die Getränke, dazu die Hitze … irgendetwas musste geschehen, sonst wäre in Kürze mit den ersten Schnarchern zu rechnen. Hatte nicht Trudchen erzählt, als schönste Beigabe ihres vorverlegten Ruhestandes empfände sie das tägliche Mittagsschläfchen? Vielleicht könnte man ein bisschen durch den Garten lustwandeln? Er schien ziemlich groß zu sein, sogar ein Bächlein mit zwei Enten drauf murmelte vor sich hin, nur lag die ganze Pracht in der prallen Sonne, und schon bei ihrem Anblick wurde mir sehr warm – nein, nicht nur ums Herz, sondern überall. Dann fiel mir aber doch noch etwas ein, womit man in diese träge herumhängende Gesellschaft wieder etwas Leben bringen könnte.
    »Steffi, wann willst du eigentlich den Strauß
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