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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne
Autoren: Evelyn Sanders
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der Videokamera hinterhergetrabt ist und all das gefilmt hat, was sich drumherum abgespielt hat. Von diesem Film sind später mehr Kopien bestellt worden als von den Fotos!
    Endlich war auch dieser Programmpunkt abgehakt. Die Service-Brigade räumte eilends Flaschen und Gläser zusammen, denn das noch vorhin an der Firmentür angebrachte Schild HEUTE AUSNAHMSWEISE ERST AB 13   UHR GEÖFFNET erforderte den sofortigen Aufbruch der drei Mitarbeiter, und wir anderen begaben uns auf die Suche nach unseren Autos.
    »Wir warten hier auf euch«, sagte Hannes. »Allein findet ihr das Restaurant sowieso nicht.«
    Leichter gesagt, als getan! Brautwagen dürfen direkt vor dem Eingang parken, sie sind ja auch unschwer an ihrem Blumenschmuck zu erkennen, doch davor und dahinter herrscht absolutes Halteverbot. Was also tut man als nichtberechtigter Autofahrer? Man fährt so lange um den Pudding, bis sich auch der letzte Teilnehmer des vorgesehenen Konvois eingefunden hat. Jedes Mal wenn ich wieder an dem roten Kabriolett mit seinen grinsenden Insassen vorbeifuhr, hatte sich die Schlange meiner Anhänger um einen weiteren Wagen verlängert, doch erst, als wir bereits die Aufmerksamkeit einer uniformierten Knöllchenkleberin erweckt hatten, trudelte Sven als Letzter ein. Er war dann auch der Erste, der irgendwo auf der Strecke verlorenging.
    Nun erfordert es ja der Brauch, dass man laut hupend durch die Straßen fährt. Das ist schon im Winter, wenn die meisten Wagenfenster geschlossen sind, ziemlich nervtötend, doch im Sommer bei heruntergekurbelten Scheiben ist dieses Getute einfach eine Zumutung, und das nicht nur für die Insassen.
    Speziell Saschas Hupe gab recht eigenartige, irgendwie asthmatisch klingende Geräusche von sich, bis sie nach halber Fahrt endlich verröchelte.
    Vor dem Restaurant sammelten wir uns erst wieder, bevor wir in geschlossener Formation einmarschierten. Außer dem Personal war allerdings niemand da, der diesen bühnenreifen Auftritt hätte würdigen können. Begrüßung, Gratulation, das obligatorische Glas Sekt auf Kosten des Hauses, sodann Besichtigung der Festtafel (mit echtem Blumenschmuck!) dito des Büfetts.
    »Sieht gut aus!«, stellte Sascha mit Kennerblick fest. Na ja, er musste es ja wissen, schließlich hatte er in seinem früheren Leben in der gehobenen Gastronomie gearbeitet und gelegentlich unsere unvollkommenen Tischmanieren verbessert. Die Mädchen hatten doch tatsächlich nicht gewusst, wie man einen Hummer isst (beziehungsweise das, was davon überhaupt essbar ist!), während ich beim Zerteilen einer Forelle immer etwas falsch gemacht hatte. Ich weiß zwar nicht,
was,
doch ich muss zugeben, dass diese Prozedur bei ihm wesentlich eleganter ausgesehen hat!
    Beim Anblick der so dekorativ aufgebauten Speisen lief mir das Wasser im Munde zusammen, andererseits verlieren Markklößchensuppe und Tournedos Rossini bei über dreißig Grad im Schatten ihren Reiz. Nach Prinzesskartoffeln stand mir auch nicht der Sinn, doch es gab ja noch Töpfe mit nicht immer zu identifizierendem Inhalt. Das war seinerzeit in Kenia besser organisiert gewesen.
Afrikanische Nacht
hatte sich der Auftrieb genannt, wenn wir statt im Speisesaal unter freiem Himmel essen und uns das Menü selber zusammenstellen mussten. Vor jedem Topf und vor jeder Schüssel hatte ein Schild mit genauer Bezeichnung des Inhalts gestanden, im Prinzip eine gute Idee, nur wusste dann doch niemand, dass
viazi
Kartoffeln heißt und
mayai
Eier. Wer spricht schon Suaheli?
    Nachdem ich mehrere Deckel angehoben und meistens eine Ladung Dampf ins Gesicht bekommen hatte, kam ich an eine Terrine mit grünlichem Inhalt, der mal nicht qualmte. »Sascha! Was ist das?«
    Er warf einen Blick in den Topf. »Gazpacho.«
    »Das weiß ich auch. Aber woraus besteht sie?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht aus Spinat. Probier doch einfach mal.«
    Das tat ich, stellte fest, dass sie nach Gurken schmeckte, und kalte Gurkensuppe ist nicht jedermanns Sache. Zumindest nicht meine.
    Die Suppen hatte ich hinter mir gelassen, jetzt kamen die Salate, und die sahen allesamt sehr appetitlich aus. Außerdem standen sie größtenteils auf Eis. Das hatten die anderen Hungrigen aber auch schon mitgekriegt, und so kam es, dass innerhalb kürzester Zeit Salate und kalte Platten restlos geräumt waren, während fast alles, was auf Rechauds warm gehalten wurde, nahezu unberührt geblieben war. Gelindes Entsetzen bei Bräutigam und Wirt, kurze, jedoch lebhafte Debatte
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