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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg
Autoren: Rosa Villas
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schon sagte,
das ist ja auch nicht meine erste Reise. In Südamerika habe ich schon öfters in
einer Mission gearbeitet und nach dem Jakobsweg geh’ ich da auch wieder hin.“
    „In einer Mission?“, jetzt werde ich neugierig.
    „Seit meiner Scheidung vor zehn Jahren, reise ich. Am
liebsten nach Südamerika, um dort in Missionen zu arbeiten. Ich bin gelernte
Krankenschwester und helfe dort den Ärmsten der Armen.“
    „Ach was! Wow, jetzt bin ich total neugierig und werde dich
vieles fragen. Wenn es dir zu persönlich wird, sag es ganz einfach. Du musst nicht
alle Fragen beantworten.“
    Besser ist, ich warne sie schon einmal vor. Mit meiner
direkten Art habe ich schon viele Menschen vor den Kopf gestoßen. Aber hier vor
mir sitzt eine gläubige Christin, die sehr lebendig ihren Glauben lebt und
diese Frau fasziniert mich.
    Während ich ziemlich fertig und vor mich hin fiebernd in
meinem Bett liege und Elisabeth alle möglichen Fragen stelle, turnt Elisabeth
in ihrem Bett herum, sucht nach ihren Osteoporosetabletten und beantwortet mir
bereitwillig jede meiner Fragen.
    Sie war 15 Jahre lang mit einem manisch-depressiven Mann
verheiratet und hat keine Kinder. Zuerst wünschte sie sich Kinder, aber jetzt
ist sie froh, dass ihr Gott diesen Wunsch nicht erfüllt hat. In den manischen
Phasen ihres Mannes hat er Autos gekauft, für umgerechnet 10 000 Euro bei
Telefonsexanbieterinnen angerufen, Kredite aufgenommen, das Geld verballert und
sie so um ihre gesamten Ersparnisse gebracht.
    Sie hatten zwar einen Ehevertrag, der sie davor schützten
sollte, aber manchmal hat er ihr Telefon benutzt oder ihre EC Karte geklaut und
dann hatte sie es schwer, ihr Geld zurück zu fordern. Oft gelang es ihr, seine
manischen Einkaufstouren rückgängig zu machen, oft aber auch nicht.
    „Weißt’, ich bin ja ein sparsamer Mensch und ich komme mit
sehr wenig zurecht. Aber das war, als würdest du das Fenster aufmachen und das
ganze Geld hinauswerfen. Einfach alles wegschmeißen und du hast absolut gar
nichts davon.“
    Oh, ja. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die viel
Geld an der Börse verloren haben. Das ist auch einfach und plötzlich weg, als
wäre es nie da gewesen. Und man hat nichts, absolut gar nichts davon. Außer die
geplatzte Hoffnung, dass sich der Einsatz hätte verdoppeln können. Da geh’ ich
lieber Schuhe kaufen!
    „Warum hast du ihn nicht verlassen?“, frage ich sie. Da
hätte ich vermutlich keine 15 Jahre gewartet.
    „Kennst du den Film mit dem manisch-depressiven Professor,
der durch die Liebe seiner Frau geheilt wurde? Spielt in den 50ern oder 60ern.
Ein dunkelhäutiges Ehepaar in Amerika. In seinen manischen Phasen dachte er, er
hätte mit Spionen zu tun.“ In meinem fiebrigen Hirn dämmert etwas. „Das ist ein
Tatsachenbericht. Dieser Mann wurde durch die Liebe seiner Frau geheilt und ich
dachte, wenn ich ihn nur auch genug lieben würde, dann schaffen wir das.“
    „Durch eine Hollywood Schmatzette? Wie authentisch kann
dieser Film denn sein, wenn er aus der Traumfabrik kommt?“, frage ich nach,
aber sie lässt sich nicht beirren.
    „Nein, nein, das war wirklich so. Diese Frau hat ihn mit
ihrer Liebe geheilt.“
    Wenn sie meint… ich bleibe skeptisch. „Du bist aber
geschieden, hast du gesagt. Wie kam es dazu?“
    „Er hat mich verlassen und ist mit einer anderen
durchgebrannt. Mit ihr ist er immer noch zusammen.“
    „Oha! Das war bestimmt hart für dich.“
    „In den ersten Jahren schon sehr. Aber dann war ich wieder
frei. Ich musste mich nicht mehr ausschließlich nur um ihn kümmern, sondern
konnte ihn und seine Krankheit loslassen und endlich mein Leben leben. Durch
diese Zeit half mir mein Seelenbruder sehr. Wir sind immer in sehr innigem
Kontakt und auf eine ganz besondere Art liebe ich ihn. Nicht sexuell, aber aus
tiefstem Herzen.“
    Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass sie mit
„Bruder“ einen Ordensbruder meint.
    „Wie kommst du an die Adressen der Missionen?“, das würde mich
auch einmal interessieren. Für mich. Mit anderen Kulturen direkt
zusammenzuleben ist deutlich intensiver, als von der Bevölkerung abgeschottet,
in Luxushotels zu wohnen.
    „Die bekommt man in Diözesen. Von Vorteil ist es, wenn man
eine medizinische Ausbildung hat und ein wenig von der Landessprache
beherrscht. Bevor man aber dorthin fliegt, bekommt man noch eine spezielle
Ausbildung, damit man weiß, was man dort zu tun hat. So einfach ist das nämlich
nicht und nicht jeder ist dafür
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