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Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)

Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)

Titel: Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Autoren: Rachel Vincent
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Zeitpunkt für einen Nervenzusammenbruch“, flüsterte ich, während ich das Popcorn mit Butter besprenkelte, die Portion auffüllte und zum Schluss eine weitere Ladung Butter darüber träufelte. „Alles okay mit dir?“
    Er runzelte die Stirn und nahm dann eine neue Popcorntüte vom Stapel vor sich.
    Ich schob dem ersten Kunden sein Tablett über den Tresen, sah auf und entdeckte Emma, die auf uns zugelaufen kam. „Die Rettung naht!“, rief sie. „Mecker schickt mich, um euch rauszuhauen.“ Damit hievte sie sich mit einem gekonnten Satz auf den Tresen, schwang die Beine auf die andere Seite und landete in einer gekonnten Pose auf dem Boden, wie eine Superheldin. Einige der Sechstklässler kicherten über diese Showeinlage, aber das war ihr natürlich egal. Ich wollte mich gerade bei ihr bedanken, dass sie uns zu Hilfe kam, als mein Blick auf die vier säuberlich aufgereihten Popcorntüten zu meiner Rechten fiel.
    Was zum …?
    Ich überließ Emma die Kasse, ging zu Alec hinüber und schnappte mir eine Tüte in der mittleren Größe. Dann trat ich dicht zu ihm heran, damit die Kunden nichts davon mitbekamen, was ich zu ihm sagte. „Die haben nicht alle ‚Extra groß‘ bestellt, Alec. Du musst schon auf die Belege gucken.“ Wie zum Beweis hielt ich ihm einen für eine mittelgroße Portion Popcorn und eine große Cola vor die Nase und fing an, genau das vorzubereiten. „Gab’s so was in den Achtzigern etwa nicht?“
    Alec zog zum wiederholten Mal die Stirn kraus. „Diese Arbeit ist unwürdig und sinnlos.“ Er ging in die Hocke, um die Pappbecher-Reserven unter dem Tresen zu inspizieren.
    „Ähm, ja.“ Ich füllte eine weitere Tüte, indem ich sie mit einer geübten Bewegung durch den Popcornberg zog, den die Maschine unermüdlich produzierte. „Deswegen wird sie wohl von Schülern gemacht.“ Und fünfundvierzig Jahre alten kulturellen Krüppeln.
    Alec war neunzehn gewesen, als es ihn in die Unterwelt verschlagen hatte – über die genauen Umstände wollte er nach wie vor nicht sprechen –, aber in all der Zeit, die er dort verbracht hatte, war er äußerlich nicht um einen Tag gealtert.
    „Was ist denn mit ihm?“, fragte Emma, als ich ihr die fertige Popcorntüte reichte.
    „Er ist bloß müde.“ Em hatte keine Ahnung, wer Alec wirklich war, denn ich wollte ihr den Schock ersparen, den sie ohne Frage erleiden würde, wenn sie herausfand, dass ausgerechnet ihr neuer Arbeitskollege sich in dem verzweifelten Versuch, aus der Unterwelt zu entkommen, hinterrücks ihres Körpers bemächtigt hatte. Sie glaubte, er wäre ein Freund meiner Familie, der auf unserem Sofa campierte, bis er genug Geld zusammengespart hatte, um sich eine eigene Bleibe und die Teilnahme an einigen Online-College-Kursen leisten zu können.
    Ich drehte mich wieder zu ihm um. Er stand mit aufgestützten Händen vor der rückwärtigen Theke und starrte geistesabwesend auf den Boden zwischen seinen Füßen.
    „Alec? Geht’s dir gut?“ Mitfühlend legte ich ihm die Hand auf die Schulter. Er zuckte erschrocken zusammen und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, als wäre ich plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Dann schüttelte er den Kopf wie jemand, der im Stehen einschlafen könnte, aber krampfhaft versuchte, irgendwie wach zu bleiben. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, blinzelte er und blickte sich etwas orientierungslos in der Eingangshalle um.
    „Ja, ich bin okay. Tut mir leid, ich hab gestern Nacht nicht viel geschlafen. Was hast du eben gesagt?“
    „Dass du die Belege lesen musst. Du kannst nicht jedem einfacheine ‚Extra groß‘ geben, ob er die nun bestellt hat oder nicht.“
    Alec warf mir einen verständnislosen Blick zu und nahm einen der Belege, die nebeneinander auf der Theke lagen. „Ich weiß. Ich mache das hier schon seit einer Woche, Kay. So schwer von Begriff bin ich nun auch wieder nicht.“
    Dass er mich freundschaftlich mit „Kay“ ansprach, brachte mich zum Lächeln, denn das tat er nur selten, und zwar dann, wenn er das Gefühl hatte, endlich wieder seinen Platz in der Menschenwelt gefunden zu haben. Und ganz ehrlich, selbst mit den vorübergehenden Aussetzern, die ihn ab und zu plagten, schien Alec an manchen Tagen weitaus besser in diese Welt zu passen, als ich es tat.

3. KAPITEL
    Der lange Flur ist kalt und steril, und das sollte mich eigentlich schon stutzig machen. Sonst herrscht in der Schule immer eine stickige Wärme, weil die Gänge hoffnungslos überfüllt sind,
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