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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Autoren: Lutz Kreutzer
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quakten.
    Vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an hatte Vogler Schröders Zustand registriert und hielt es für unnötig, zu viele Fragen zu stellen. Er wusste, dass Schröders Hirn arbeitete und gegen das Erlebte aufbegehren musste. Nachdem sie zehn Minuten gegangen waren, blieb Schröder stehen und blickte auf die Enten, die lautlos über das Wasser glitten.
    "Wie kommen Sie mit der Geschichte klar?", fragte Vogler mit ruhiger Stimme.
    "Schwer! Ich frage mich dauernd, ob so etwas irgendeinen Sinn hat. Ich meine im metaphysischen Sinn. Soviel Unrecht auf einem Punkt kann ich nicht als bloßes Pech betrachten. Aber ich glaube, dieser Gedanke ist blöd."
    "Und ich glaube, ich verstehe was Sie meinen. Aber in welcher Rolle sehen Sie sich selbst?"
    Schröder grub in seinen Gedanken. "Ich glaube oft, dass ich der Auslöser war. Es sind viele Menschen gestorben. Einige davon standen mir sehr nahe. Sie haben meinem Leben Bedeutung gegeben. Jetzt sind sie tot, einfach weg! Können Sie sich denken, wie ich mich da fühle?", fragte er Vogler und sah ihn dabei direkt an. "Auf der anderen Seite – nüchtern betrachtet – weiß ich: Ich war an ihrem Tod nur indirekt beteiligt. Aber wie soll ich nach all dem nüchtern denken können?"
    Voglers Antwort kam aus tiefster Überzeugung. "Sie trifft keine Schuld! Versuchen Sie, gerecht zu sein, auch sich selbst  gegenüber."
    Schröder sah von dem Wasser auf, auf dem sich durch die beginnende Dunkelheit die Konturen der Enten zu verwischen begannen. "Es ist sehr schwierig, gerecht zu sein! Ich denke, es wird sehr einsam werden für mich", sagte Schröder.
    "Irgendwann werden Sie die Geschichte verdauen", sagte Vogler.
    "Wie kann man so etwas verdauen?", fragte Schröder ruhig. "Ich werde, so hoffe ich, nicht daran verzweifeln. Wenn nur die Alpträume aufhören würden!"
    "Ich glaube, ich kann mit Ihnen fühlen", sagte Vogler und legte seine Hand kurz auf Schröders Schulter. Schröder nickte ihm zu und ging langsam weiter.
    "Und dieser Hausmann? Wieso gerade er?"
    "Nennen Sie nicht seinen Namen, es dreht mir den Magen um! Wir haben ihm vertraut. Er hat uns zwar verraten, weil er erpresst wurde. Aber durch seine früheren Geschäfte mit der ICCO hat er sich selbst in die Sache hineinmanövriert! Er hat der ICCO damals illegale Gefälligkeiten erwiesen. Dafür hat er Geld kassiert. Dadurch hatten Sie ihn in der Hand! Es ist und bleibt so: Ein kleiner Schritt reicht, um sich für ewig  von anderen abhängig zu machen!"
    "Glauben Sie, dass die Aufklärung des Falls in Bitterfeld etwas bewirken kann?", fragte Vogler.
    "Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass jeder Giftmüllskandal bisher Staub aufgewirbelt hat, und dass derselbe Staub, sobald er sich gelegt hatte, genauso schnell unter irgendeinem Teppich verschwunden ist."
    Vogler trat gegen einen Stein, der in flachem Bogen auf die Oberfläche des Wassers flog und mit einem Platschen versank. Seine Hände waren auf dem Rücken verschränkt.
    "Glauben Sie, dass Ihre Arbeit vergebens war?", fragte Vogler.
    "Was haben wir denn erreicht?" Schröder war wieder stehengeblieben und hob einen Arm in die Höhe, um seiner Frage den nötigen Nachdruck zu verleihen. Dann setzte er seinen Gang fort: "Gut! Saltini und Leclerq sind gestolpert. Sie haben die Sessel räumen müssen. Womit die Firma ihre Sündenböcke hingerichtet hat. Doch da kommen andere nach. Tacke ist suspendiert, vielleicht wird er sogar zurücktreten. In Aachen werden mittlerweile die Giftfässer auf Kosten der ICCO aus dem Boden geholt. Aber wissen Sie, was mich am meisten ärgert? Im Osten hat Saltini Zeit genug gehabt, von einer angeheuerten Truppe die Bestände des Kombinates soweit zerstören zu lassen, dass sie wertlos geworden sind. Man kann natürlich wieder einmal nichts beweisen. Jetzt hat die ICCO genau das, was sie wollte: ein Riesengelände mit lauter wertlosem Schrott und Dreck!
    Ihr oberstes gestecktes Ziel hat die ICCO erreicht. Saltini und Leclerq sind Bauernopfer in diesem Spiel. Und Mainzer, dem armen Hund, dem hat man den Laden dicht gemacht. Wenn er wieder öffnen darf, dann kauft kein Mensch mehr bei ihm – aus lauter Angst. Der Mann ist ruiniert. Niemand wird für seinen Schaden aufkommen!" Aus Schröder sprach purer Zorn.
    "Das klingt nach Resignation", meinte Vogler. "Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Ihnen so viele Menschen geholfen haben? Es ist die Kraft, die Sie ausstrahlen! Wenn Sie auch selbst keinen Rat mehr wissen;
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