Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
zum Mord. Die anderen Vergehen schildere ich Ihnen später. Ich nehme an, Sie wollen einen Anwalt?"
Saltini begriff erst jetzt, was geschah. Ungläubig sah er die Polizisten an und rief: "Signorina Gucci, rufen Sie Luciano!", schrie er.
"Der wird Ihnen nicht mehr helfen! Er hat sich bereits mit uns arrangiert", sagte der Staatsanwalt mit Genugtuung. Saltini sank mit dem starren Blick des Geschlagenen in sich zusammen.
*
Schröder stand in der Innenstadt von Lugano und sah auf den Monte Bre, auf dessen Spitze eine Bergbahn führte. Die runde begrünte Kuppe war der Hausberg der Stadt, die im Laufe der Zeit zum größten Ort des Tessins aufgestiegen war. Der Himmel war strahlend blau. Schröders Herz klopfte so heftig, dass er jeden Pulsschlag im Hals spürte. Er war aufgeregt und sehnte sich nach Maria. Endlich war alles vorbei, dachte er. Er ging auf das Café zu, das der alte Mann auf Stromboli ihm genannt hatte. Als er eintrat, sah er sie hinter der blank polierten Theke und spürte den sanften Ruck in seiner Magengegend. Die Liebe hatte ihn wieder.
Er war am Eingang stehengeblieben. Maria war dabei, heiße geschlagene Milch in einen Kaffee zu gießen, als sie plötzlich aufsah. Sie erschrak, ließ den Löffel fallen, starrte ihn an und ging dann immer schneller auf ihn zu. Sie fielen sich in die Arme. Schröder schossen vor Freude Tränen in die Augen. Ihre Umarmung war so heftig, dass drei junge Männer an einem Tisch in ihrer Nähe bestärkende Bemerkungen machten. Maria sah sie an und lachte. Sie nahm Schröder bei der Hand und ging in den Hinterraum, eine Art Büro.
"Reinhard, ich bin so froh, dich zu sehen!" Sie küsste ihn.
"Maria, du ahnst ja gar nicht, wie gut mir das tut!" Er drückte sie fest an seinen Körper und spürte, wie ihre Wärme ihn durchströmte. "Wie ist es dir ergangen?", fragte er besorgt.
"Ich will nicht daran denken. Es geht mir gut!", sagte sie sanft und legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen.
Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann steckte seinen Kopf hindurch und sagte: "Maria! Wo bist du?"
"Silvio, das ist Reinhard, ich habe Euch von ihm erzählt."
"Ah, er ist gekommen. Ich verstehe. Aber du musst ins Café. Die Leute warten!", sagte er. Dann verschwand er genauso schnell, wie er gekommen war.
"Das war Silvio, der Mann meiner Cousine. Sie haben mich aufgenommen und mir eine Arbeit gegeben. Du wirst sie heute noch kennenlernen. Ich glaube, ich muss wieder zurück ins Lokal. In drei Stunden habe ich frei." Sie war einen Schritt weg gegangen und hielt noch immer seine Hand. "Wir könnten auf den Monte Bre fahren. Man hat eine wunderschöne Aussicht auf den Luganer See von dort oben. Wirst du auf mich warten?"
Ihr Lächeln drang bis in seine Haarspitzen. Er fühlte sich glücklich. Endlich wieder glücklich.
"Ich habe schon immer auf dich gewartet!", sagte Schröder, lächelte und verließ das Büro. Dann schlenderte er durch die Innenstadt und sah in den tiefblauen Himmel, um endlich Sonne auf seinem Gesicht zu spüren.
Epilog
Schröder hatte sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland vorgenommen, Abstand von seinem Beruf zu gewinnen, um in Ruhe die Dinge zu verarbeiten, die er erlebt hatte. Die Begegnung mit Maria hatte ihm Kraft gegeben. Doch nachdem er wieder drei Tage allein verbracht hatte, wurde ihm klar, dass er Ablenkung brauchte; denn die Träume und Erinnerungen, die ihm den Schlaf raubten, drohten ihn verrückt zu machen. Er musste sich dringend beschäftigen, und Beschäftigung glaubte er nur in der BUTec finden zu können.
Die Aufdeckung der Giftmüllgeschäfte der ICCO hatte inzwischen politische Dimensionen angenommen. Die Geschäftemacher und korrupten Drahtzieher von damals und heute waren von einem Journalisten auseinandergenommen worden. Dafür hatten Dreher und Peters gesorgt. Nun musste die Zukunft zeigen, wie die Justiz entscheiden würde.
Nachdem einige Tage seit seiner Rückkehr verstrichen waren, nahm sich Schröder die Zeit, endlich den Mann kennenzulernen, dessen Spürsinn es in der Hauptsache zu verdanken war, dass die Fakten und Beweise zusammengetragen worden waren: Herbert Vogler.
Sie hatten sich am Abend getroffen. Schröder wollte Vogler zum Essen einladen. Doch in Erinnerung der Dinge, die hinter Ihnen lagen, hatten Sie beide darauf verzichtet. Sie spazierten statt dessen die Wege entlang, die sich durch den Aachener Westpark schlängelten, vorbei an dem Weiher, auf dem die Enten ihr Zuhause hatten und zufrieden vor sich hin
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