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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Autoren: Hagen Seidel
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– genau wie einst Rubin Ritter. Dort analysierte und beriet er Versicherungskonzerne, große wie kleine, Lebensversicherer wie Sachversicherer.
    Bei einem der Sozialprojekte von McKinsey schickte ihn sein Arbeitgeber zu einer Kooperationsaktion mit den Vereinten Nationen, bei der es um die Berechnung der Folgen der Erderwärmung ging. Er kalkulierte die Schäden, die für verschiedene Karibikländer entstehen dürften, wenn der Meerwasserspiegel so stark ansteigt wie prognostiziert. »Wir haben versucht, sehr viel konkreter an die Sache heranzugehen, als das üblich war. Wir haben uns konkrete Fälle herausgepickt und nach dem Kosten Nutzen-Effekt geschaut: Was bringt es, wenn man an dieser Stelle eine Barriere ins Meer baut? Wie bekommt man für den geringsten Einsatz die beste Schutzwirkung? Und dann musste man irgendwie noch Unwägbarkeiten wie Hurricanes mit einbauen, das war total spannend.«
    Nach dem Hochwasserprojekt kam die Frage: Was jetzt? Er bewarb sich bei großen Versicherungskonzernen –und kam mit Robert Gentz ins Gespräch. »2011 war die Sonnenburger Straße noch eine Baustelle. Ich ging mit Robert durch die kaum beleuchteten Gänge und war sofort von der Atmosphäre fasziniert. Bei Zalando gab es so viele gute Zahlen und Daten wie in einer Investmentbank. Die noch besser für die Steuerung des Unternehmens einzusetzen, hörte sich ziemlich spannend an.« Minatti unterschrieb, sagte dem Anzug und den getäfelten Konferenzsälen in den Zentralpalästen der Versicherungskonzerne ade, schlüpfte in die kurzen Hosen, gab sich mit viel zu kleinen und viel zu wenigen Konferenzräumen zufrieden und rechnete jetzt nicht mehr mit steigenden Meerwasserspiegeln, sondern anschwellenden Zahlen von Bestellungen für Schuhe, Hosen oder Sportsdresses.
    »Ich hatte noch nie Klamotten Online bestellt, bevor ich zu Zalando kam. Mode interessierte mich auch nicht besonders.« Der 38-Jährige – ja, solch alte Menschen gibt es bei Zalando! – trägt heute zu seinen karierten kurzen Hosen ein graues T-Shirt mit dem aufgedruckten grünen Krümelmonster aus der Sesamstraße. Und trotz des jahrelangen Desinteresses an Zalandos Kernsortiment hatte er sich unwissentlich in seinem alten Job schon ziemlich gut auf den neuen vorbereitet: Denn erstaunlicherweise haben die Klimakatastrophe und der Online-Modehandel mehr miteinander zu tun, als man zunächst glauben mag. Jetzt ist es seine Aufgabe, zu berechnen, was in dem einen Teil des Unternehmens passieren muss, wenn es im anderen eine Veränderung der Parameter gibt. Und das hat etwas von der Wechselwirkung zwischen Meeresspiegelanstieg und Küstenschutz-Notwendigkeiten.
    Wenn etwa die Einkäufer – um ein sehr ausgedachtes Beispiel zu nehmen – kurzfristig aufgrund der Nachfrage im Markt beschließen, deutlich weniger T-Shirts als geplant und bedeutend mehr Sommerkleider bei den Fabriken zu bestellen, hat das Auswirkungen auf die gesamte Verkaufsmaschinerie. Und dann kommt Auguto Minatta ins Spiel: »Natürlich muss ich im Unternehmen so gut vernetzt sein, dass ich davon frühzeitig erfahre. Und dann kalkuliere ich, was diese Veränderung für die anderen bei Zalando bedeutet: Wie muss das Marketing darauf reagieren? Wie die Produktion, die die Internetseiten baut und die Produkte präsentieren muss? Welche Folgen hat das für die Logistik, die es jetzt plötzlich mit einem anderen Produktmix zu tun bekommt? Ändert sich am Finanzbedarf etwas?« Minatta sorgt als dafür, dass die Verkaufs- und Vertriebsmaschine flexibel bleibt – und auch mit plötzlichen Hurricanes oder Flauten am Modemarkt klarkommt.
    Minetta sieht sich als Schnittstellen-Manager. Und von diesen Stellen gibt es reichlich. Denn eigentlich besteht Zalando aus drei Unterfirmen: »Zalando ist gleichzeitig ein Online-, ein Mode- und ein Logistikunternehmen. Alle drei Bereiche müssen koordiniert werden. Es tauchen dauernd neue Fragen auf, das ist nie langweilig.« Man möchte es dem Chefvorherseher glauben, wenn man ihm zuhört. Dann fällt es schwer, sich diesen Mann in einem schwerfälligen Versicherungskonzern vorzustellen.
    »In diesen Unternehmen gibt es ein unglaublich großes Wissen und richtig viele gute Ideen. Aber es dauert sehr lange, bis eine Idee mal umgesetzt wird. Auf diesem Weg geht sehr viel Potenzial verloren. Das ist bei Zalando anders. Hier zählt interne Politik noch wenig, hier geht es wirklich um die schnelle Umsetzung von Ideen, damit das Unternehmen noch effektiver wird. Hier
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