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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Christa Canetta
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das alles etwas schwieriger. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben.“
    „Und wie geht es jetzt weiter, Miss Mackingtosh?“
    „Ich stelle meinen Wagen so ab, dass die Scheinwerfer den Stall beleuchten, dann gebe ich den Tieren Heu und vor allem Wasser, und dann kümmere ich mich um das Haus.“
    „Und was werden Sie selbst machen, Miss Mackingtosh? Werden Sie hierbleiben oder nach Glasgow zurückfahren?“
    „Ich weiß es noch nicht, Sergeant Marloff. Ich muss mich um die Praxis meines Vaters kümmern, denn ich weiß, dass es sehr schwer ist, hier draußen geeignete Ärzte zu bekommen - und dann die Tiere, ich habe keine Ahnung von der Tierhaltung und von der Landwirtschaft, andererseits ist Paso Fernando alles, was mir meine Mutter hinterlassen hat. Irgendwie muss ich mich doch darum kümmern. Die Tiere sind ja keine Möbel, die man irgendwo in einem Lager abstellen kann.“
    Der Sergeant spürte, dass Lena den ersten Schock überwunden hatte und dass Haus und Hof und die Praxis sie erst einmal von der Trauer ablenken würden. „Wann soll die Beerdigung stattfinden?“
    „Ich komme morgen nach Barcaldine und bespreche alles mit dem Beerdigungsunternehmer und mit dem Pfarrer.“
    „Werden Sie eine Trauerfeier organisieren?“
    „Nur das Übliche, Sergeant Marloff. Wir haben keine Verwandten, die benachrichtigt werden müssten.“
    „Na ja, Sie werden wissen, was nötig ist, der Beerdigungsunternehmer wird Sie unterstützen, und ich bin ja auch noch da. Sehen wir uns morgen?“
    „Ja, natürlich, und vielen Dank für Ihre Hilfe. Kommen Sie gut zurück. Ich werde jetzt erst einmal die armen Tiere füttern und tränken, und dann werde ich überlegen, was aus Paso Fernando wird.“ Sie reichte dem Polizisten dankbar die Hand und winkte ihm kurz nach, als er wendete und zur Dorfstraße hinunterfuhr.
    Als der schwere Motor nicht mehr zu hören war, drehte sie sich ratlos um und schaute zum Stall hinüber. Sie sah, dass die Alpakas ruhelos umherliefen und nach Futter suchten. Mein Gott, dachte sie, was mache ich denn bloß? Die kranken Leute in dieser abgelegenen Gegend, die auf den Arzt angewiesen sind, und einhundertzwanzig Alpakas und zwei Hunde - und ich muss doch so schnell wie möglich nach Glasgow zurück, wir haben so viele Patienten im Krankenhaus, dass Überstunden für uns alle an der Tagesordnung sind. Die Verwaltung wirft mich raus, wenn ich die Klinik jetzt im Stich lasse. Die Beerdigung meiner Eltern wird man wohl dulden müssen, aber dann?
    Als sie an ihre Eltern dachte, die nun tot und Hand in Hand im Raum der Stille lagen, liefen ihr wieder die Tränen über die Wangen. Die Hunde, als hätten sie ein Gespür dafür, kamen und liefen um sie herum und stupsten sie zärtlich an den Händen, rieben ihre Köpfe an ihren Beinen und winselten schwach vor sich hin.
    „Ja, ja“, tröstete Lena sie leise, „ich weiß, ihr habt auch Hunger. Die Alpakas hatten ihr frisches Gras auf der Weide, aber das konntet ihr nicht fressen. Ihr bekommt gleich euer Futter, beruhigen wir erst mal die Herde da drinnen im Stall.“
    Von den Hunden unmissverständlich an ihre Aufgaben erinnert, ging Lena hinüber zum offenen Laufstall, verteilte im Licht der Scheinwerfer Heu, wie sie es bei der Mutter gesehen hatte, und füllte mit einem Schlauch die Wassertröge, damit die Tiere ihren Durst löschen konnten und sich beruhigten.
    Dann ging sie hinauf zu dem großen Cottage, öffnete mit zitternden Händen und Angst vor der Stille im Haus die Tür, machte Licht an und löschte die Scheinwerfer des Mini Coopers.
    Im Haus war es kalt und dunkel. Lena schaltete im Wohnteil das Licht an und ließ die Praxisräume im Dunklen. In der Speisekammer fand sie Dosen mit Hundefutter, das sie in die Näpfe verteilte und den Hunden vor die Tür stellte, dann füllte sie Wasser in die anderen beiden Näpfe, damit die Border Collies nicht bei den Alpakas ihren Durst löschten, sondern die Herde in Ruhe ließen. Und dann setzte sie sich an den großen Tisch, legte den Kopf auf die auf der Tischplatte verschränkten Arme und ließ den Tränen freien Lauf.
    Sie dachte an die geliebten Eltern, denen sie mit ihrem Wunsch, als Ärztin in der Großstadt zu leben und zu arbeiten, eine große Enttäuschung bereitet hatte, die dann aber alles getan hatten, damit ihre Pläne in Erfüllung gingen. Sie dachte an ihre Kindheit, als Paso Fernando noch ein kleines Landgut war und „Wacholder-Land“ hieß, weil die Hügel mit den struppigen
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